Nichts, absolut gar nichts, das ich schwieriger finde als loszulassen. Dass ich angefangen habe, Bücher wegzugeben, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Dass ich Kleider aussortiert habe, die mir zu klein geworden sind, ebenso.
Neuerdings denke ich, dass meine Neigung mit Wildfremden ein Gespräch anzufangen, als Nächstes der Überprüfung bedarf, denn fast jeder und fast jede, die bereitwillig drauflos plaudern, leben in einer Welt, die mir fremder nicht sein könnte. Das Corona-Virus gibt es nicht, Journalisten sind alle Lügner, wir werden alle manipuliert, habe ich letzthin gehört.
Folge ich den Medien, so habe ich den Eindruck, Verschwörungstheoretiker in weitesten Sinne (also alle, die der Auffassung sind, das Universum folge einem Plan, den sie, und nur sie, zu verstehen imstande sind) seien eine Minderheit, verlasse ich mich jedoch auf meine Alltagserfahrung, so zeigt mir diese, dass das Gegenteil der Fall ist. Denn wir wollen, dass das Leben Sinn macht. Nur eben: Weil wir etwas zu verstehen glauben, bedeutet nicht, dass es auch wahr ist. Die Wahrheit ist, dass wir viel zu beschränkt sind, um die Wahrheit erkennen zu können.
Doch nicht alle, mit denen ich ins Gespräch komme, lassen mich sofort an ihren Grundüberzeugungen teilhaben, denn ich habe einen Weg gefunden, solchen Themen aus dem Weg zu gehen, indem ich Fragen stelle. Von einem Postautochauffeur, der auch Touristenbusse fährt, wollte ich wissen, was für ein Bild sich zuerst in seinem Kopf einstelle, wenn er an die Busfahrten quer durch Europa denke. Eine Fahrt in die Gegend von Biel, sagt er, bei der er eine dermassen enge Kurve nehmen musste, dass nur ein Künstler sich da durch manövrieren konnte – er zeigte mir auf seinem Handy eindrückliche Bilder davon.
In der Interkulturellen Kommunikation gilt: Wer Konflikte vermeiden will, der rede nicht über Religion, Politik oder Sport. Hinzufügen würde ich: Corona und Impfen, zwei Gebiete, über die mich die Ansichten von Laien nicht einmal ansatzweise interessieren.
Ob ich auch diese Überzeugungen loslassen will – wohl eher nicht.
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