Mittwoch, 29. August 2018

This Day Is Mine. Please, may I use it well

This is the day that belongs to me, for it was given to me early in the morning freely and without obligation. The moment that I accepted the gift, I accepted the responsibility for its growth. I received it in good condition, fresh, young and clean, and now that it is mine, I can choose what kind of day it will become. I can make it ugly by deciding to be miserable or I can make it beautiful by deciding to be glad. 

This is the day to be happy. I know I can be just as contented as I wish to be. Above all, I can find contentment now, instead of thinking it necessary to wait for some uncertain, future pleasure.

This is the day to be free, to cut the bonds of all those tomorrows and all those yesterdays. I would be unwise to waste any part of today in useless guilt or distress about a yesterday, or pointless worry or panic about a tomorrow.

This is a day to treat life as a great adventure and each moment of it as a satisfying and rewarding experience. Since I want to live it fully, and I want to live it well. I hope that I will handle myself in such a manner that when today becomes yesterday, my memories will be pleasant and when tomorrow 
becomes today my regrets will be few. On this day, I do not want to indulge in crippling, selfish emotions such as anger, hatred and fear; I want instead to seek their opposites.

This is the day to be thankful for some pains removed and some blessing received; to translate my gratitude from mere words into cheerful, wholehearted achievement.

This is the day to promise myself that I am going to build my world with gladness and with love, right now, because this is the only day that belongs to me. 

Mittwoch, 22. August 2018

All-Ein-Sein

Ich gehe dieses Buch positiv gestimmt an, denn von Büchern über Zen habe ich immer wieder Anregendes und Hilfreiches gelernt, doch bereits nach wenigen Seiten regt sich in mir Widerstand. Es liegt an der Art des Denkens, an der Sprache, dem pädagogisch Anbiedernden. So plädiert der Autor etwa dafür, das Fragen zuzulassen, denn manche der sogenannt wichtigen Fragen "bergen in sich das Potential, unser bisheriges Leben gänzlich durcheinanderzubringen, kämen wir ernsthaft auf die Idee, nach einer Antwort zu suchen. Deswegen lassen wir bestimmte Fragen auch nicht wirklich zu. Und wie machen wir das? Beispielsweise indem wir die Frage übergehen." So weit so gut. Und was mich angeht: einleuchtend und wahr. Doch dann folgt (leider): "Klingt einfach, ja, nahezu platt. Nun aber langsam. Wir sind doch keine gestrickten Ignoranten. Wir doch nicht. Damit meine ich Sie und mich. Dass wir keine Ignoranten sind, zeigt sich daran, dass ich solch ein Buch schreibe und sie es lesen ...".

Hätte er das doch bloss gelassen! Ich lese trotzdem weiter, fühle mich nach wie vor von des Autors Formulierungen nicht besonders angezogen, doch sein Rat "Langsamer und genauer werden" ist auch einer, den ich mir selber immer mal wieder gebe und dann stosse ich auf den Abschnitt "Wer es besser haben will, ist nicht mehr im Hier und Jetzt", in dem auch die fundamentale (und wohl von vielen übersehene) Erkenntnis formuliert wird, "dass die Hingabe an die Meditationsübung durchaus ein Ausweichmanöver sein kann." Genau so wie unser ruheloser Verbesserungszwang, denn auch dieser hindert uns, das Leben anzunehmen. Wie subtil wir dabei vorgehen, macht Alexander Poray mit seinen Ausführungen eindrücklich klar.

Je weiter ich mit der Lektüre vorankomme, desto mehr gefällt mir, was ich lese. Auch natürlich, weil ich auf Gedanken treffe, dir mir bekannt ist. Etwa, dass es uns bei Allem und Jedem primär um Stabilität geht. Oder, dass wir meist instinktiv handeln und die Erklärungen dafür im Nachhinein folgen. Doch selbstverständlich stosse ich auch auf vieles, dass mir gänzlich neu ist. "Wir sind hier zu keinem Zeitpunkt das handelnde Subjekt, sondern werden durch die Handlungen erzeugt. Sub-jekt bedeutet ja unter-geordnet sein und eben nicht über-geordnet oder voraus-gehend ...".

Alexander Poraj spricht von einem Wirbelsturm aus Gedanken und Gefühlen, den wir selber schaffen, in der Hoffnung, Ruhe zu finden. Denn was wir am meisten fürchten ist die Ungewissheit. "Wir haben Angst, kein Etwas mehr zu sein, keine Identität zu haben, sich einfach im Nichts aufzulösen. Wir haben Angst, dass etwas anderes 'ist' und nicht wir."

All-Ein. Zen oder die Überwindung der Einsamkeit ist ein Buch zum Langsam-Lesen. Ich jedenfalls lese es langsam, lege es nach ein paar Seiten wieder zur Seite, lasse auf mich wirken und überdenke. was ich gelesen habe. Weil es ein sehr dichter Text ist, einer, der zum Bedenken und Nachspüren einlädt. Und auch, weil Begriffe zum Teil anders definiert und eingesetzt werden, als das üblicherweise getan wird. So wird etwa das Selbstgefühl als ein ruheloser Prozess beschrieben.

Ganz besonders hilfreich fand ich die Ausführungen über "Die Sehnsucht", die Alexander Poraj nicht als individuelles Bedürfnis versteht. "In dem Augenblick nämlich, in dem wir alles Gewünschte zu haben meinen, meldet sich die Sehnsucht zu Wort so, als hätte sie mit den Vorstellungen von Glück und Zufriedenheit nichts zu tun." Ein Zustand des Mangels bleibt trotzdem da. Was also ist zu tun? Dahin schauen, "wohin wir noch nie geschaut haben, weil wir nach Lösungen suchten, damit das Problem verschwindet, und nicht nach dem 'Problem', ob es überhaupt nach Lösungen verlangt."

Das ist ungewohnt? Sowieso. Und genau deshalb weichen wir aus. Wie stark wir von unseren Gewohnheiten geprägt sind, erläutert Alexander Porai unter anderem an der Geschichte des Evangelisten Lukas vom verlorenen Sohn. Und er zeigt, dass sie auch anders gelesen werden kann. Als eine Geschichte der Sehnsucht. Nein, nicht so, wie wir Sehnsucht gemeinhin verstehen, als Stimme der Not, sondern als "die Stimme der Fülle des Soseins". Und was heisst das? Dass, wenn man anhält, aus der Gewohnheit fällt und innehält, Zen lebt.

Alexander Poraj
ALLEIN
Zen oder die Überwindung der Einsamkeit,
Kösel, München 2018

Mittwoch, 15. August 2018

I know only

The older I have become, the less I have understood or had insight into or known about myself. I am astonished, disappointed, pleased with myself. I am distressed, depressed, rapturous. I am all these things at once, and cannot add up the sum. I have no judgement about myself and my life.

There is nothing I am quite sure about. I have no definite convictions - not about anything, really.

I know only that I was born and exist, and it seems to me that I have been carried along. I exist on the foundation of something I do not know. In spite of all uncertainties, I feel a solidity underlying all existence and the continuity in my mode of being.

C.G. Jung

Mittwoch, 8. August 2018

Gelassenheit: Zeit für ein gutes Leben

"Tag und Nacht belauert uns die Angst. Im Unterbewusstsein belauert sie uns fast ständig, vielleicht sogar jetzt, in diesem Moment." Die eine Möglichkeit, damit umzugehen, besteht darin, durch Meditation den Geist zu leeren, die andere, die Angst zu analysieren und zu interpretieren. Letztere ist das Thema dieses Buches. "Anstatt so viel Mühe darauf zu verwenden, den Geist zu leeren, kann es ein besserer Weg sein, wenn wir sorgfältiger und bedächtiger auf unsere Erregungszustände schauen, um herauszufinden, was eigentlich an Sorgen und Anliegen dahintersteckt."

"Es sind die Erwartungen, die die Dinge so schwierig machen." Das ist nicht einfach so dahin gesagt, sondern wird ausgeführt. Differenziert ausgeführt. Und das ist gut so, denn genaues Hinsehen ist die erste und wichtigste Voraussetzung, wenn man versucht, die Dinge zu sehen, wie sie sind und nicht, wie wir sie uns vorstellen beziehungsweise erhoffen und erträumen.

Das Leben ist schwierig. Und dieses Buch, geschrieben von The School of Life, die sich der Entwickluing emotionaler Intelligenz widmet, "weil wir überzeugt sind, dass unsere grössten Probleme durch fehlende Selbsterkenntnis, zu wenig Mitgefühl und den Mangel von Kommunikation entstehen", zeigt an einer Fülle von Beispielen aus dem täglichen Leben auf, dass es nicht nur schwierig, sondern sehr schwierig ist. Und es gelegentlich etwas leichter werden kann, sofern man akzeptiert, dass es wirklich schwierig ist.

Von Beziehungen ist etwa die Rede und die Zwischentitel geben an, in welche Richtung es dabei geht. "Unser Liebespartner ist ein eigenständiges Wesen", "Der Beginn sagt nichts über das Kommende aus", "Niemand hat eine normale Kindheit" etc. etc. Wenn auch das Meiste, das hier ausgeführt wird, einleuchtend und hilfreich ist, es gibt auch Aussagen, die ich überhaupt nicht teile. Zum Beispiel diese hier: "Wir sollten vielleicht alle paar Stunden Zeit für einen Augenblick schaffen, in dem wir uns trauen ohne Scheu um Bestätigung zu bitten. 'Ich brauche dich wirklich. Willst du mich immer noch?' sollte zu den normalsten Fragen überhaupt gehören." Ich selber finde es sinnvoller, zu lernen, mit sich selber klarzukommen und nicht vom anderen zu fordern, was man sich selber geben sollte.

Was mich an diesem Buch ganz besonders anspricht ist das Kapitel "Quellen der Gelassenheit", worin auf die Themen Schauen, Wohlklang, Weite, Geschichte und Umarmungen eingegangen wird. Das Schauen wird überdies mit Bildern sehr schön illustriert, wobei Claude Lorrains Landschaft mit Hagar und dem Engel aus dem Jahre 1646 (in Kombination mit den Ausführungen dazu) eine echte Entdeckung war: "Lorrains Bestreben war es, unseren Gemütszustand durch visuelle Eindrücke zu beruhigen, sodass wir zumindest für einen Moment so sehr in uns ruhen wie seine Landschaften."

Damit ein Leben in Gelassenheit gelingen kann, müssen wir zuallererst begreifen, dass Angst und Anspannung zu den Grundzügen unseres Wesens gehören. Weshalb dem so ist, erklärt dieses Buch, doch glücklicherweise geht es darüber hinaus und gibt uns nützliche Ratschläge. "Wir sollten lernen, über unsere Ängste zu lachen." Und: "Was zählt, ist, dass wir uns der Vorstellung gelassener und ruhiger zu sein, verpflichtet fühlen. Ganz gleich, wie oft der Versuch danebengeht, der gute Wille ist ausschlaggebend."

Gelassenheit
Zeit für ein gutes Leben
The School of Life / Süddeutsche Zeitung Edition, 2018

Mittwoch, 1. August 2018

We must be diligent today

Do not pursue the past,
Do not lose yourself in the future.
The past no longer is.
The future has not yet come.
Looking deeply at life as it is
in the very here and now,
the practitioner dwells
in stability and freedom.
We must be diligent today.
To wait till tomorrow is too late.
Death comes unexpectedly.
How can we bargain with it?
The sage calls a person who knows
how to dwell in mindfulness
night and day
'the one who knows
the better way to live alone.'

from: The Sutra on Knowing the Better Way to Live Alone
quoted in William Alexander: Cool Water