Sonntag, 30. Dezember 2012

How not to drink

She slowly sips her beer, I drink five colas. We both smoke. She wins two games, I win three. We talk easily, no uncomfortable silences, no akward pauses, She asks me how often I want to drink and use I tell her always. She asks me if being in a bar is hard I tell her I can get alcohol wherever I want, wherever I am, there are liquor stores on every block, being in a bar is no different than being anywhere else. She asks me if it's hard not drinking, I tell her it's miserable, that I spend a lot of my time crying, that sometimes I feel like I want to die. She asks me how I deal with it, I tell her that I always know that at some point I will feel better and If I'm patient and hold on, that point will come.

James Frey
My Friend Leonard

Sonntag, 23. Dezember 2012

Nothing to satisfy

Total freedom is found in realizing that there is nothing to satisfy. And this realization is found in the flow of life itself.

Dainin Katagiri
We have to say something
Manifesting Zen Insight

Sonntag, 16. Dezember 2012

Logical validity is not a guarantee of truth

He remembered his last failed attempt to get sober and how he was no longer writing and asked himself what he had to lose. He came to understand that the key this time was modesty. “My best thinking got me here” was a recovery adage that hit home, or, as he translated it in “Infinite Jest,” “logical validity is not a guarantee of truth.” He knew it was imperative to abandon the sense of himself as the smartest person in the room, a person too smart to be like one of the people in the room, because he was one of the people in the room. “I try hard to listen and do what [they say],” he wrote Rich C., “I’m trying to do it easy … this time,” not “get an A+…. I just don’t have enough gas right now to do anything fast or well. I’m trying to accept this.”

Not that things came easily. The simple aphorisms of the program seemed ridiculous to him. And if he objected to them, someone inevitably told him to do what was in front of him to do, driving him even crazier. He was astonished to find people talking about “a higher power” without any evidence beyond their wish that there were one. They got down on their knees and said the Thankfulness prayer. Wallace tried once at Granada House, he told Costello, but it felt hypocritical. (All the same, Wallace liked to quote one of the veteran recovery members, the group known in “Infinite Jest” as “the crocodiles,” who told him, “It’s not about whether or not you believe, asshole, it’s about getting down and asking.”).

D.T. Max
Every Love Story is a Ghost Story: A Life of David Foster Wallace
Viking Penguin, New York 2012

Sonntag, 9. Dezember 2012

Umgang mit Borderline-Patienten

Ob ein Buch was taugt, merkt man häufig schon nach den ersten paar Seiten. Und Ewald Rahns Umgang mit Borderline-Patienten taugt was. Mehr: es ist ein wirklich gutes Buch. Das liegt einmal daran, dass der Autor (Arzt für Nervenheilkunde und Psychotherapeut) gut verständlich zu schreiben weiss. Und es liegt auch daran, dass er kompetent zu informieren versteht.

Bei der Borderline-Störung geht es vor allem um eines: um heftige Emotionen. Weshalb Bordis denn auch bei vielen Helfern ein ganz schlechtes Image haben Dass sie sehr schwierig und man sich vor ihnen hüten solle, ist so recht eigentlich noch das Harmloseste, was man über Bordis zu hören kriegt. Ewald Rahn sieht das etwas anders: "Weil auch Borderline-Patienten existenzielle Grundfragen aufwerfen und dem Helfer ein Entrinnen nicht gestatten, führt der Umgang mit Borderline-Patienten zu einem Lernprozess bei den Helfenden. Diese Erfahrung werden viele bestätigen können, die sich mit Borderline-Patienten auseinandergesetzt haben."

Übrigens: Die Borderline-Störung ist keine Modediagnose; die Störung gibt es schon lange, wurde jedoch früher eher als Form der Hysterie verstanden. Zudem leiden viele Bordis an einer Abhängigkeitserkrankung. Rahn nennt Sucht, Minderbegabung und Essstörungen und weist darauf hin, dass in der Hierarchie der Erkrankungen "die Suchterkrankung an erster Stelle steht, weil damit die grösseren Lebensrisiken verbunden sind." Und das meint: Es gilt zuallererst, die Sucht in den Griff zu kriegen. Gelingt dies, werden damit meines Erachtens auch ganz wesentliche Aspekte der Borderline-Erkrankung verschwinden beziehungsweise zu einem Stillstand gebracht werden.

Umgang mit Borderline-Patienten ist in der Reihe Basiswissen erschienen und "wendet sich vor allem an jene, die sich bislang noch nicht umfassend mit der Borderline-Störung befasst haben und die sich einen übersichtlichen Einblick in das Thema verschaffen wollen." Gefragt habe ich mich, was sich "umfassend mit der Borderline-Störung" befassen wohl heissen könnte, denn wirklich klar zu fassen beziehungsweise einzugrenzen ist diese Krankheit (wie übrigens auch alle anderen seelischen Krankheiten) ja nicht und deswegen (weil das eine uferlose Geschichte ist) ist eine "umfassende" Auseinandersetzung damit gar nicht möglich.

Ich will hier kurz auf den *Umgang mit der Diagnose" eingehen: Die Diagnose könne stigmatisieren und zur Festlegung auf bestimmte soziale Rollen führen, meint Rahn. Andrerseits suche der Betroffene aber eben auch nach Klarheit, von der er sich konkrete Bewältigungsmöglichkeiten erhoffe, die aber eben auch Ängste auslösen könne. Rahn empfiehlt, mit der Diagnose offen umzugehen. Das ist sicher sinnvoll, nicht zuletzt, weil die Borderline-Krankheit, all der Überlappungen mit anderen seelischen Störungen wegen, ja auch gar nicht eindeutig definiert werden kann. Ich selber finde die Stigmatisierung nicht wirklich problematisch (auf der sozialen Ebene geschieht vieles, was wir nur in geringem Ausmass beeinflussen können; wir können jedoch lernen, uns sozialen Zuschreibungen nicht widerstandslos auszuliefern) und auch, ob die Diagnose hundertprozentig stimmt (kann sie das überhaupt?), erachte ich nicht als so zentral. Wichtiger erscheint mir, konkretes Tun auszuhandeln und dann zu sehen, ob dieses hilft. Wenn nicht, versucht man es eben mit einem anderen Handeln. Konkret: Wenn jemand mit einer geringen Frustrationstoleranz geschlagen ist, ist unwesentlich, ob diese wegen einer Borderline-Störung oder einer Neurose besteht. Wichtig ist allein, dass man diese pragmatisch handelnd angeht.

Fazit: ein ausgesprochen nützliches Buch.
Besonders hilfreich fand ich die recht ausführlichen Fallbeispiele sowie den Abdruck des aufschlussreichen Dialogs, den  O.F. Kernberg im Jahre 2008 zum Thema Therapievereinbarungen veröffentlicht hat.

Ewald Rahn
Basiswissen: Umgang mit Borderline-Patienten
Psychiatrie-Verlag, Bonn 2011

Genesung bedeutet ...

Wir Alkoholiker sind gut beraten, physische und psychische Schmerzen als notwendig und unerlässlich für unser weiteres Wachstum – als Mittel eines letztlich doch guten Zweckes – zu akzeptieren als sie weiterhin als Defekt wahrzunehmen (...) Angelus Silesius nannte das Leiden ein Ross, das uns am schnellsten zur Vollkommenheit trägt. Genesung bedeutet, den Schmerz anzunehmen und durch ihn hindurchzugehen.

Jürgen Heckel
sich das Leben nehmen
Alkoholismus aus der Sicht eines Alkoholikers
A1 Verlag, München 2010

Sonntag, 2. Dezember 2012

Wie man sich ändern kann

Voraussetzung für Veränderungsprozesse ist die Bereitschaft, etwas ändern zu wollen. „The readiness is all“, sagt Horatio in Hamlet.

Was es zudem braucht, ist Motivation, entweder eine positive (ich will) oder eine negative (ich muss).
Nehmen wir das Erlernen einer Sprache. Manche sind von sich aus motiviert, sei es, dass sie die Sprache (der Ton, das kulturelle Umfeld etc.) begeistert, sei es, dass sie sie lernen müssen, um mit bestimmten Menschen verbal kommunizieren zu können. Anderen hingegen fehlt die Neugier, das Interesse, der Antrieb, sie müssen erst motiviert werden.

Wie motiviert man? Indem man Geschichten erzählt. Zum Beispiel diese hier von Saint-Exupéry: Stellen Sie sich eine Gruppe von Menschen an einem Fluss vor. Es gibt weder eine Brücke noch eine passierbare Stelle, um auf die andere Seite zu gelangen. Als einzige Möglichkeit bleibt, ein Boot zu bauen. Niemand aus der Gruppe hat bisher ein Boot gebaut, niemand weiss, wie das geht. Wie motiviert man nun eine solche Gruppe, ein Boot zu bauen? Indem man ihr Schritt für Schritt zeigt, wie ein Boot gebaut wird – das ist die eine Möglichkeit. Die andere ist, der Gruppe so lange von der anderen Seite des Flusses vorzuschwärmen, dass sie sich schlussendlich von sich aus und ohne Anleitung an den Bootsbau macht. Ich ziehe die zweite Variante vor.

Die Geschichten, die man erzählt, brauchen keine positiven zu sein. Erzähle ich zum Beispiel von den Fehlern, die ich selber in anderen Kulturen gemacht habe, wird mir die grösstmögliche Aufmerksamkeit sicher sein, denn so blöd wie ich will schliesslich niemand sein.

Auch brauchen die Geschichten keinen konkreten praktischen Bezug zu einer konkreten Problemstellung zu haben. So kann ich zum Beispiel davon erzählen, dass Fotografien nichts anderes als perfekte Illusionen sind – alles ist bekanntlich im Fluss, unser Hirn produziert keine festen Bilder mit Rahmen, die Bilder in unserem Kopf gehen übergangslos ineinander über. Und was soll mir eine solche Erkenntnis nützen? Nun ja, trotz der Tatsache, dass es Fotos gar nicht geben kann, gibt es sie. Der Grund? Wir kreieren sie. Und glauben an sie. Genauso wie wir die Welt, in der wir leben, kreieren. Und an sie glauben. „Man is made by his belief. As he believes, so he is“, sagt die Bhagavad Gita. Jedenfalls teilweise. Und das meint: wir können diese (unsere) Welt auch anders gestalten.

Hans Durrer, 2012