Mittwoch, 29. Mai 2013

A White Bushman

I think, in a way, one of the links I had with Zen-Buddhists in Japan was the shared sense that you do what is necessary at a given moment with all your heart and all your soul. You do not wait and say, well, there will be something better tomorrow. You do it, you accept it. 

Laurens van der Post 
A Walk with a White Bushman

Mittwoch, 22. Mai 2013

Forgiveness is a process

Sometimes we think of forgiveness as an all-or-nothing kind of thing –
  once done, forever done. But forgiveness is most often a process in which we make progress one step at a time.

Willing is not the same as wanting. We may be willing to forgive but not want to. The injury done us may be so painful and fill us with such rage that forgiveness just can't be all-or-nothing. What we can do, however, is start. We can start thinking one forgiving thought a day. We can resist one hateful, resentful thought a day. We can continue further by acting out, however small that action may be, a forgiving action every day. The process can continue as we make a list of all the reasons why not forgiving is hurting us more than it hurts others. It can go on as we learn to pray for those we are trying to forgive.

All of a sudden we will find that the inattainable forgiveness has been accomplished. But of course it wasn't sudden at all.

Earnie Larsen & Carol Larsen Hegarty
Days of Healing, Days of Joy

Mittwoch, 15. Mai 2013

Wenn Alkohol zum Problem wird

Wenn Alkohol zum Problem wird ist kein Buch, das man Seite für Seite lesen muss, man kann sich auch das anschauliche Inhaltsverzeichnis vornehmen und sich dann davon leiten lassen, was einen am meisten interessiert. Mich zum Beispiel zieht es sofort zur Frage "Abstinenz oder kontrolliertes Trinken?", denn wenn da einer für kontrolliertes Trinken plädiert, dann kann ich mir die Lektüre sparen. Michael Soyka hält kontrolliertes Trinken für kein realistisches Behandlungsziel. Dabei differenziert er: bei Personen, die zwar ein kritisches Trinkverhalten zeigen, jedoch noch nicht abhängig sind, ist es vielleicht möglich, falsche Trinkmuster zu korrigieren; bei Alkoholkranken hingegen nicht, da ist nur Abstinenz als Ziel sinnvoll.

"Wie entsteht ein Suchtkreislauf?"
Dazu zitiert Soyka Antoine de Saint-Exupéry, der in "Der kleine Prinz" folgenden Dialog schildert:
"Warum trinkst du?"
"Weil ich mich schäme."
"Warum schämst du dich?"
"Weil ich trinke."

Was dieses Buch auszeichnet, ist des Autors Fähigkeit, Komplexes mit wenigen Worten auf den Punkt zu bringen. So hält er zum Beispiel zum Persönlichkeitsabbau fest:
"Langfristig kommt es bei vielen Betroffenen auch zu einem alkoholbedingten Persönlichkeitsabbau. Typisch dafür ist der rasche Wechsel der Stimmung und eine Veränderung des Lebensumfeldes. Die Interessen engen sich zunehmend auf das Alkoholikermilieu ein. Familiäre Kontakte oder sogar die Körperpflege werden vernachlässigt."

Man lernt Interessantes und Nützliches bei Professor Soyka, dem ärztlichen Direktor der Privatklinik Meiringen/Schweiz. Schon mal von "Alkoholberufen" gehört? Darunter versteht man Berufe, die mit der Herstellung und dem Vertrieb von Alkohol zu tun haben (Gastwirte, Kellner ...) und deren Lebenserwartung viel geringer ist als die in anderen Berufsgruppen. Das gilt auch für Personen, die quasi berufsbedingt in alkoholträchtiger Umgebung unterwegs sind (Journalisten, Politiker etc.).
Wussten Sie übrigens, dass viele Alkoholkranke zusätzlich zu Alkohol auch Medikamente benutzen? Über deren potentielle Gefährlichkeit erfährt man auch etwas in diesem Buch. Und über Entgiftung. Und Selbsthilfegruppen. Und darüber, ob man seine Alkoholkrankheit geheim halten soll oder nicht.

Wenn Alkohol zum Problem wird stellt viele Fragen und beantwortet sie auch gleich. Etwa, ob Alkoholiker alkoholfreies Bier trinken können? Nein, denn damit könnte das Suchtgedächtnis aktiviert werden. Oder: Sollen Angehörige in die Therapie miteinbezogen werden? Ja klar, denn möglicherweise gibt es Verhaltensweisen in Beziehungen, die dem Genesungsprozess wenig förderlich sind; diese gilt es zu erkennen und zu besprechen.

Michael Soyka liefert in diesem handlichen Werk, was er im Vorwort verspricht: ausführliche und verständliche Informationen über Ursachen, Folgen und Behandlung des Alkoholismus. Dabei sieht er die Suchterkrankung auch als Chance und meint das gar nicht etwa esoterisch abgehoben, sondern ganz realistisch: "Die Chance, etwas ändern zu können und zu müssen." Mit anderen Worten: sich zu ändern, setzt die Bereitschaft (die Einsicht genügt nicht!) in die Notwendigkeit voraus, sich zu ändern.

Fazit: Ein empfehlenswertes Buch für Menschen, die Probleme mit Alkohol haben, denn sie werden darin vielfältige Aufklärung darüber finden, welche Schritte zur Genesung führen können.

Michael Soyka
Wenn Alkohol zum Problem wird
Suchtgefahren erkennen – den Weg aus der Abhängigkeit finden
Trias Verlag, Stuttgart 2009

Mittwoch, 8. Mai 2013

Seinen Weg selber finden

Es gibt eine amerikanische Langzeitstudie über Menschen, die den Terroranschlag vom 11. September in New York überlebten. Die Forscher haben nach zwei Jahren keinen signifikanten Unterschied festgestellt zwischen denen, die ihre Erlebnisse mit Hilfe einer Therapie verarbeitet haben, und jenen, die einfach ihr früheres Leben wieder aufgenommen haben. Das besagt ja nicht, dass Therapien von vorneherein nutzlos sind, sondern dass jeder Mensch in unseres Herrgotts grossem, buntem Garten anders tickt und die menschliche Psyche zu komplex ist, um sie in Schubladen zu stecken, und jeder am Ende seinen Weg selber finden muss.

Holger Senzel: "Arschtritt"

Mittwoch, 1. Mai 2013

Selber schuld!

"Selber schuld!", schreibt der Autor in seiner Einführung, möchte als "bewusste therapeutische Provokation zum Nachdenken anregen" und das ist etwas schade, weil es zu harmlos klingt und, angesichts des Bonmots "Nach einer Psychotherapie machen die Leute dasselbe wie vorher – nur ohne schlechtes Gewissen", viel mehr als nur eine Provokation sein sollte und es letztendlich auch ist, denn es fordert unmissverständlich, Verantwortung zu übernehmen. Sicher, das gehört mit zum Schwierigsten überhaupt, doch das ist noch lange kein Grund, dem Hang zum Bequemen nachzugeben.

Schuld ist heute niemand mehr, denn wir leben in therapiefreundlichen Zeiten, wo "Schuld" für viele fast ein "dirty word" ist. Doch, meint Raphael Bonelli: "Schuldbewusstsein, Schuldgefühle, Gewissensbisse und ein 'schlechtes Gewissen' sind an und für sich Zeichen für psychische Gesundheit." Um sich dies zu verdeutlichen, empfiehlt es sich, an Leute vor Gericht zu denken, denen jegliches Unrechtsbewusstsein völlig abgeht: sie kommen uns wie Monster vor.

Wann sprechen wir von Schuldgefühlen? Wenn die eigenen Handlungen nicht mit den eigenen Prinzipien übereinstimmen. Anders gesagt: Schuldgefühle sind nötig, damit wir uns entwickeln. Zudem gilt: "Je mehr man seine Schuld verdrängt, desto mehr verliert man das Du aus den Augen. Aber im Ich gefangen wird der Mensch nicht glücklich."

Immer mal wieder wird in diesem Buch Paul Watzlawick zitiert und so soll er auch hier zitiert werden: "Was uns Gott, Welt, Schicksal, Natur, Polizei, Lehrer, Ärzte, Chefs oder besonders Freunde antaten, wiegt so schwer, dass die blosse Insinuation, vielleicht etwas dagegen tun zu können, schon eine Beleidigung ist."

Dass Selbsterkenntnis der Schlüssel zur Besserung ist, wissen wir alle, doch nur wenige praktizieren sie auch. Die Regel sind hingegen Selbstbetrug und Lebenslügen. "The first principle is not to fool yourself. And you are the easiest person to fool", so beschrieb Richard P. Feinman einmal das wissenschaftliche Arbeiten. In demselben Bewusstsein sollten Probleme ganz generell angegangen werden.

"Selber schuld" ist ein Buch ganz nach meinem Geschmack: es erläutert anhand von Beispielen aus der Weltliteratur, dass Schuld zur Realität des Menschen gehört, es klärt auf (unter anderem darüber, dass Egozentrik von vielen als normal empfunden wird), und es bezieht Position ("Es ist völlig normal, schuldig zu werden.").

In Bezug auf Alkoholismus (auch eine Ego-Krankheit) hält Bonelli treffend fest: "Erst wenn dieser Teufelskreis aus Selbstempathie, Wehleidigkeit, Sentimentalität und Selbstmitleid durchbrochen ist, ist Abstinenz möglich."

Ich habe "Selber schuld!" auch als Zeitdiagnose gelesen: "Wir leben zunehmend in einer perfektionistischen Gesellschaft – mit Nulltoleranz gegen Fehler. Das macht einerseits das Leben wirklich fad, und andererseits ist dadurch Bluffen an der Tagesordnung." Und denke, dass die Ego-Zentriertheit des modernen Menschen (das übertriebene Sich-Mit-Sich-Selbst Beschäftigen) so recht eigentlich ein Rezept fürs Unglücklichsein ist.

PS: Gewidmet ist "Selber schuld!" allen Gescheiterten – "auf dass ihr Scheitern Frucht bringe."
  
Raphael M. Bonelli
Selber schuld!
Pattloch Verlag, München 2013
www.pattloch.de