Why is it that people should find it so difficult even to conceive the depth and glory of the nature of mind? Why does it seem to many such an outlandish and improbable idea?
Mittwoch, 30. Juli 2025
The Four Faults
Sonntag, 27. Juli 2025
Es war einmal und ist immer noch so
Angela Merkels „Wir schaffen das“ entspricht so in etwa Barack Obamas „Yes we can“ und ist zu verstehen als Aufruf, die Dinge, und besonders die nicht ganz so einfachen, positiv gestimmt anzugehen, weil, das weiss jeder, positiv ist immer gut.
Obwohl, und das weiss wiederum nicht jeder, das gar nicht stimmt. Weil nämlich positive Phantasien uns nur für einen Augenblick und nicht etwa längerfristig elektrisieren. Die Psychologin Gabriele Oettingen hat das wissenschaftlich dokumentiert. Einige von uns, einschlägiger Erfahrungen wegen, haben es bereits irgendwie geahnt.
Die ewigen Nörgler, die jetzt wissen wollen, was denn eigentlich „wir“ schaffen wollen oder sollen, also nach Konkretem und Details fragen, verkennen völlig, dass Hoffnung und Details wenig kompatibel sind.
In der Öffentlichkeit sind Politiker in der Abteilung Hoffnung unterwegs, hinter verschlossenen Türen geht es dann um die Details. Letztere haben mit der Aufgabenverteilung zu tun, also mit der Frage: wer tut was und wie viel kriegt er und sie dafür? Dabei will man unter sich bleiben, gelangt dann doch etwas „nach draussen“, wird fieberhaft nach dem Leck gesucht und nicht etwa die Geheimnistuerei in Frage gestellt.
Man kann sich unschwer vorstellen, dass es hinter verschlossenen Türen an gegenseitigen Vorwürfen, Schuldzuweisungen und hämischer Freude darüber, dass Angela Merkels Politikstil – immer schön ruhig bleiben, ja keine Fehler zugeben, möglichst niemanden vor den Kopf stossen sowie dem zustimmen, was sowieso geschieht – zunehmend Wut auslöst, nicht gerade mangelt.
Die Erfahrung lehrt, dass, wer öffentlich zum gemeinsamen Anpacken aufruft, es vorzieht, dabei nicht selber Hand anzulegen, weil „Wichtigeres“ ruft. Handkehrum ist man selbstverständlich bereit, die Verantwortung zu übernehmen. Und weil diese, wie uns seit jeher eingehämmert worden ist, eine wirklich sehr schwere Bürde ist, sagt man das auch immer mit einem ans Schwermütige, ja fast schon Depressive grenzenden Gesichtsausdruck.
Als die Bundeskanzlerin ihr „Wir schaffen das“ in die Welt gesetzt hat, haben sich verschiedentlich Kommentatoren mit der Frage zu Wort gemeldet, was die Frau wohl bewogen haben könnte, sich plötzlich so menschlich, so standfest, so klar und deutlich zu geben. Gemutmasst wurde unter anderem, dass sie ihren christlichen Kern gefunden habe.
Das Schlimmste sei, habe ich einmal an der Uni gehört, nicht zu einem Entscheid zu kommen. Begründungen dafür könne man dann immer noch finden. Damals dachte ich noch, Juristen seien möglicherweise nicht gerade die Schlauesten. Das denke ich zwar nach wie vor, doch dass zuerst entschieden und erst dann nachgedacht wird, das beschreibt den Menschen treffender als jedes Wunschdenken.
Mittwoch, 23. Juli 2025
Figures of Speech
* I asked God for a bike, but I know God doesn't work that way. So I stole a bike and asked for forgiveness.
* Do not argue with an idiot. He will drag you down to his level and beat you with experience.
* The last thing I want to do is hurt you. But it's still on my list.
* Light travels faster than sound. This is why some people appear bright until you hear them speak.
* If I agreed with you, we'd both be wrong.
* We never really grow up, we only learn how to act in public.
* War does not determine who is right - only who is left.
* Knowledge is knowing a tomato is a fruit. Wisdom is not putting it in a fruit salad.
* Evening news is where they begin with 'Good Evening,' and then proceed to tell you why it isn't.
* To steal ideas from one person is plagiarism. To steal from many is research.
* A bus station is where a bus stops. A train station is where a train stops. On my desk, I have a work station.
* I thought I wanted a career. Turns out I just wanted paychecks.
* Whenever I fill out an application, in the part that says, 'In case of emergency, notify:' I put 'DOCTOR.'
* I didn't say it was your fault, I said I was blaming you.
* Women will never be equal to men until they can walk down the street with a bald head and a beer gut, and still think they are sexy.
* Behind every successful man is his woman. Behind the fall of a successful man is usually another woman.
* A clear conscience is the sign of a fuzzy memory.
* You do not need a parachute to skydive. You only need a parachute to skydive twice.
* Money can't buy happiness, but it sure makes misery easier to live with.
* There's a fine line between cuddling and holding someone down so they can't get away.
* I used to be indecisive. Now I'm not so sure.
* You're never too old to learn something stupid.
* To be sure of hitting the target, shoot first and call whatever you hit the target.
* Nostalgia isn't what it used to be.
* Change is inevitable, except from a vending machine.
Sonntag, 20. Juli 2025
Von den Veränderungen
Wir verändern uns ständig; Zellen sterben ab, neue bilden sich, ohne Unterlass. Beobachte ich meine Gedanken und Gefühle (wie so oft suggeriert die Sprache einen Unterschied, wo ich keinen ausmachen kann), so haut es mich regelmässig um, so schnell wechseln die Stimmmungen: Im einen Moment mir wünschend, dass endlich alles vorbei wäre, im nächsten erfüllt von Glücksgefühlen oder von gar nichts. Jederzeit ist alles möglich – die womöglich einzige Gewissheit, die es gibt (abgesehen vom Tod).
Nichts bleibt sich gleich, nichts bleibt bestehen. Wir Menschen finden das unerträglich, und so klammern wir uns an alles, was uns Orientierung und Beständigkeit verspricht. Wir erfinden uns mannigfaltige Welten, die von der realen, sich ständig verändernden Welt, ablenken. Man denke an die Juristerei, die Literatur, die Soziologie, die Linguistik usw.
In jungen Jahren nahm ich diese Wissensgebiete nicht nur ernst, ich war regelrecht von ihnen eingeschüchtert, vor allem von der Juristerei, die ihre Interessen mit Hilfe der Polizei durchzusetzen weiss. Heutzutage ist mir unerfindlich wie ich dieses Geschäftsmodell, bei dem man sich mit von Interessensgruppen eingebrachten Spielregeln beschäftigt, jemals wichtig nehmen konnte. "Er war ein guter Jurist und auch sonst von mässigem Verstand", dichtete der Einser-Jurist Ludwig Thoma.
Eine Zeitlang begeisterte ich mich für die Ethnologie, dann für den Journalismus, dann für die Linguistik. Ich fand das alles spannend, interessant und anregend, sogar die akademischen Diskussionen. Doch das ist vorbei, wie ich vor ein paar Tagen wieder einmal bemerkte, als ich von akademischen Verlagen Bücher zur Rezension angeboten kriegte, und dabei realisierte, dass ein Blick ins Inhaltsverzeichnis (Mit "7 vs. Wild: Wildnis, Wildheit und Männlichkeit in der YouTube-Reality-Show und kommerzieller Werbung" ist ein Beitrag betitelt) genügt, um zu wissen, dass man sich da in sehr eigenartigen und überaus wichtigtuerischen Kreisen bewegt. So recht eigentlich weiss das ja jeder und jede. Warum brauchte ich selber nur so lange, bis ich das endlich verstand?
Intellektuell habe ich schon lange begriffen, dass es den wenigsten um die Sache, sondern um ihren sozialen Status, ihr Ansehen, also um Eitelkeit geht. Nur eben: Mein Herz wollte das nicht glauben, wollte nicht akzeptieren, was nicht sein sollte.
Die Menschen flüchten sich nicht nur in Alkohol und Drogen, sie flüchten sich genauso in ihre erfundenen Wirklichkeiten. Dass die meisten das nicht einmal merken (und wenn sie es merken, nicht damit hadern), ist ihr Glück. Ein solches war mir nicht beschieden – und ich bin froh drum, und dafür dankbar.
Zugegeben, das Leben wird nicht einfacher, wenn man nicht mehr vor seinen Gefühlen davonrennen will. Im Gegenteil. Die gängigen Tröstungen (Alles wird gut etc.) fallen weg, nichts gibt mehr Sinn und man beginnt zu verstehen, dass man nichts versteht. Wie könnte man auch, wenn sich alles ständig verändert, inklusive das Verstehen?
Konsequenzen hat diese Einsicht jedoch kaum; mein Hirn ist viel zu selbstständig unterwegs und tut weiterhin, wie es ihm beliebt. Vor allem von der Gegenwart will es partout nichts wissen. Wer trotzdem versucht, in dieser Gegenwart zu sein, zahlt mit Frustrationen, Wutanfällen und noch mehr Frustrationen. Dafür kriegt er gelegentlich einen guten Moment. Lohnt sich das? Für mich nicht - ich tue es trotzdem.
Mittwoch, 16. Juli 2025
Sonntag, 13. Juli 2025
Ein Psychogramm der arabischen Seele
Burkhard Hofmann, geboren 1954, arbeitet seit 1991 als Facharzt für Psychotherapeutische Medizin in Hamburg und behandelt seit zehn Jahren auch Patienten am Persischen Golf. Über seine Erfahrungen mit der Verfasstheit der arabischen Seele berichtet er in Und Gott schuf die Angst. Ein Psychogramm der arabischen Seele (Droemer Verlag, München 2018), das er als Ansammlung von Fallgeschichten versteht und nicht als eine wissenschaftlich präzise Abhandlung; im Zentrum steht nicht der Einzelfall, sondern die Uniformität der Erscheinungen.
Ankerpunkt der arabischen Kultur ist die Mutter, sich von ihr loszulösen ist nicht erlaubt. Die Mutter ist sakrosankt, der Vater ist hingegen negativ besetzt. Während in der westlichen Kultur die Erziehung zur Unabhängigkeit als Ideal gilt, ist in der arabischen Kultur die Geborgenheit in der Familie das Ziel. „Das Sich-Entfernen von der Herde ist unerwünscht und mit erheblichen Schuldgefühlen verbunden.“ In mir regt sich beträchtlicher Widerstand als ich das lese. Interessiert mich eine solche Weltsicht? Nein, überhaupt nicht. Ich lese trotzdem weiter und lerne dabei Einiges, nicht nur über arabische, sondern auch über westliche Vorstellungen. Und ganz besonders über die Psychotherapeutische Medizin, die Burkhard Hofmann praktiziert.
Konkret: Was macht ein Facharzt für Psychotherapeutische Medizin genau? Nehmen wir den Fall von Ameera, einer Geschäftsfrau Anfang fünfzig aus Bahrain, die sich ins Private zurückziehen will. Die dadurch entstandene Leere bringt ungeahnte Ängste hervor, die sie mit Medikamenten betäubt. Burkhard Hofmann erläutert zunächst den kulturellen, sozialen und familiären Kontext. „Vor mir erscheint die Gestalt einer Kindheit voller Kälte und unterdrückter, überkontrollierter Gefühle.“ Er versucht, sie auf ihre inneren Prozesse neugierig zu machen. Jedoch: „Das Festhalten an den Psychopharmaka und das Sprechen über deren zumeist unzulängliche Wirkung blieb ihr eigentliches Interesse.“
Ameera, wie die meisten, die sich einer Therapie unterziehen, will sich nicht ändern. „Ihre Anstrengungs- und Leidensfähigkeit waren sehr begrenzt.“ Was sie interessiert, sind effizientere Psychopharmaka. „Im gesamten therapeutischen Prozess blieb Ameera kaum an ihrer Psychodynamik interessiert.“ Vielleicht hat das ja auch damit zu tun, dass die Psychotherapie eher eine Kunst als eine Wissenschaft ist. Und psychotherapeutische Methoden nur bei denen wirken können, die daran glauben. Ich jedenfalls kann mit „unverarbeiteten Kindheitsgefühlen“ oder der Vorstellung, dass „uns belastende Teile der Lebenserzählung“ nacherlebt und verarbeitet werden sollten, wenig anfangen.
Doch auch wenn mich die Psychotherapeutische Medizin nicht überzeugt (sie scheint mir die Probleme, die sie zu lösen versucht, zuerst selber zu schaffen), dieses Buch lohnt. Einerseits, weil Burkhard Hofmann ein genauer Beobachter und hoch reflektierter Mensch ist, der über den Tellerrand seiner Profession hinausschaut, und andererseits, weil er sich und sein Verhalten mit einbringt und sich auch immer wieder (für meine Begriffe gelegentlich anpasserisch – es geht wohl auch darum, den Klienten nicht zu verlieren) selbstkritisch hinterfragt. Das hindert ihn jedoch nicht, die Dinge auf den Punkt zu bringen.
Keine Kultur ist uniform. „Überall in der muslimisch-arabischen Welt geht ein tiefer Riss durch die Gesellschaft. Auf der einen Seite stehen die dem säkular-westlichen Lebensstil Verfallenen, auf der anderen Seite die in Richtung Gottesstaat marschierenden Frommen mit ihren Wünschen nach weitgehender Regulation des öffentlichen Lebens im Sinne der Scharia.“ Burkhard Hofmann beobachtet eine deutliche Veränderung des öffentlichen Lebens in Richtung salafistisch-orthodoxe Ideologie.
Seine Ausführungen über die Ausprägungen der arabischen Kultur sind nicht nur erhellend, sie machen auch klar, dass die westliche und die arabische Weltanschauung unterschiedlicher kaum sein könnten – und trotzdem Wesentliches gemein haben, man denke an die Shopping-Ideologie, die auf der Überzeugung beruht, dass man Wohlbefinden kaufen kann. Ein grundlegender Unterschied besteht im Verhältnis zum Glauben. Für Muslime ist der Glaube „im Kern nicht relativierbar, so wie das für uns der Fall ist.“ Die Tröstungen der Glaubensgewissheit sind den meisten Westlern fremd, nicht jedoch den sich durch die Gemeinschaft definierenden Muslimen.
Kritische Selbstreflexion, Selbstdistanz und Introspektion sind zentral für Menschen, die sich von einer Psychotherapie etwas versprechen. Wem die Unterwerfung unter Gottes Gesetz zuerst kommt, lebt in einem anderen Universum. „Die drei Feuertaufen des westlichen Geistes liegen noch vor dem Gläubigen.“ Die erste ist die kopernikanische Wende, die meint, dass die Erde nicht der Weltmittelpunkt ist und die religiösen Vorstellungen den naturwissenschaftlichen gewichen sind. Die zweite ist Darwin und seine Theorie der Evolution (als ich einen meiner Englisch-Studenten in Istanbul fragte, was er als Mediziner über die Evolution denke, verlangte er einen anderen Lehrer); die dritte Freud und seine Erkenntnis, dass wir nicht Herr im eigenen Haus sind.
Burkhard Hofmann hat sich intensiv (und mit einer Geduld, die mir völlig fremd ist!) mit der arabischen Seele und der westlichen Kultur auseinandergesetzt und fragt sich nun, wie man mit diesem uns fremden Islam umgehen soll. Wie verhält man sich jemandem gegenüber, der sich seines Glaubens wegen überlegen fühlt, der die Trennung von Kirche und Staat weder versteht noch akzeptiert, sondern „als defizitäre Position“ wahrnimmt? Integration kann man da vergessen. Gut, dass es Burkhard Hofmann (der im Gegensatz zu vielen, die nur Meinungen, aber keine Gedanken haben, weiss, wovon er spricht) so deutlich auf den Punkt bringt: „Nicht alles ist überbrückbar, nicht jede Eigenart ist mit der des anderen so kompatibel, dass ein gedeihliches Zusammenleben eine Chance hat. Und manchmal ist das Getrenntleben nicht nur für Paare die bessere Lösung.“
Mittwoch, 9. Juli 2025
Loslassen
Nichts, absolut gar nichts, das ich schwieriger finde als loszulassen. Dass ich angefangen habe, Bücher wegzugeben, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Dass ich Kleider aussortiert habe, die mir zu klein geworden sind, ebenso.
Neuerdings denke ich, dass meine Neigung mit Wildfremden ein Gespräch anzufangen, als Nächstes der Überprüfung bedarf, denn fast jeder und fast jede, die bereitwillig drauflos plaudern, leben in einer Welt, die mir fremder nicht sein könnte. Das Corona-Virus gibt es nicht, Journalisten sind alle Lügner, wir werden alle manipuliert, habe ich letzthin gehört.
Folge ich den Medien, so habe ich den Eindruck, Verschwörungstheoretiker in weitesten Sinne (also alle, die der Auffassung sind, das Universum folge einem Plan, den sie, und nur sie, zu verstehen imstande sind) seien eine Minderheit, verlasse ich mich jedoch auf meine Alltagserfahrung, so zeigt mir diese, dass das Gegenteil der Fall ist. Denn wir wollen, dass das Leben Sinn macht. Nur eben: Weil wir etwas zu verstehen glauben, bedeutet nicht, dass es auch wahr ist. Die Wahrheit ist, dass wir viel zu beschränkt sind, um die Wahrheit erkennen zu können.
Doch nicht alle, mit denen ich ins Gespräch komme, lassen mich sofort an ihren Grundüberzeugungen teilhaben, denn ich habe einen Weg gefunden, solchen Themen aus dem Weg zu gehen, indem ich Fragen stelle. Von einem Postautochauffeur, der auch Touristenbusse fährt, wollte ich wissen, was für ein Bild sich zuerst in seinem Kopf einstelle, wenn er an die Busfahrten quer durch Europa denke. Eine Fahrt in die Gegend von Biel, sagt er, bei der er eine dermassen enge Kurve nehmen musste, dass nur ein Künstler sich da durch manövrieren konnte – er zeigte mir auf seinem Handy eindrückliche Bilder davon.
In der Interkulturellen Kommunikation gilt: Wer Konflikte vermeiden will, der rede nicht über Religion, Politik oder Sport. Hinzufügen würde ich: Corona und Impfen, zwei Gebiete, über die mich die Ansichten von Laien nicht einmal ansatzweise interessieren.
Ob ich auch diese Überzeugungen loslassen will – wohl eher nicht.
Sonntag, 6. Juli 2025
On Discipline
.... the Japanese has learned from childhood to submit to discipline. It is astonishing and, for the European, almost inconceivable how much time the Japanese spend in restraining and controlling gestures, which can at most be regarded as aesthetic faults.
Say someone slams the door in a temper. In the East this is not taken as a sign of character, the expression of a forceful personality, nor is it regarded as a lapse which should not be taken seriously.
Anyone who does such a thing will not, like the European, deem it justified by the situation, or excuse himself by saying that his feelings ran away with him. He will go back to the door, open it, close it softly, and say to it. 'I beg your pardon', Thereafter he will take care how he shuts doors.
Or perhaphs he has received a parcel. He tears it open impatiently and throws the string and paper away. Too late he remembers that he hast lost face by his impatience and curiosity. In future he will compose himself, carefully undo the string and wrapping, and put them aside, and only then examine the contents.
Or again, he is expecting an important letter. It arrives. How easy it is to yield to the impulse to tear it open and hastily scan it. So he condemns himself to laying the letter aside and turning to something else until he has conquered his haste, and the letter is forgotten. When he sets his hand to it later, he opens it as though the envelope were something precious.
Eugen Herrigel: The Method of Zen
Mittwoch, 2. Juli 2025
Wie sonderbar doch alles ist
Je älter ich werde, desto sonderbarer kommt mir alles vor. Dass wir einschlafen und wieder aufwachen können. Oder dass das Christentum, entstanden aus einer kleinen jüdischen Sekte von analphabetischen Fischern, die an so Sachen wie die Heilige Dreifaltigkeit glaubten und dass ein am Kreuz zu Tode Gefolterter drei Tage später wieder aufsteht, bis in die heutige Zeit überdauert hat. Oder dass ein Wort wie leicht in ganz unterschiedlichen Kombinationen vorkommen (ein leichtes Kleid, ein leichter Schlaf, eine leichte Berührung, ein leichter Wein, ein leichter Anfang, eine leichte Brise …) und verstanden werden kann.
Ganz besonders sonderbar kommen mir auch unsere Gerichtsverfahren vor, bei dem zwei Narrative, die des Anklägers und die der Verteidigung, miteinander wetteifern, und die Seite gewinnt, die die für das Gericht überzeugendere Geschichte präsentieren kann. Keine Frage, eine solche Vorgehensweise lässt sich einleuchtend begründen. Nur eben: Einleuchten kann uns viel, inklusive des grössten Unsinns.
„Meine Beine – das bin nicht ich, die Arme auch nicht, der Kopf auch nicht, die Gefühle auch nicht, sogar die Gedanken nicht“, las ich letzthin bei Tolstoi, der der Auffassung war, „dass es ein Lebensgesetz gibt, ein Gesetz, dem man sich unterwerfen oder entziehen kann. Dieses Anerkennen eines dem Menschen unzugänglichen, wohlbekannten höheren Lebensgesetzes – das ist Gott oder wenigstens Gottes Offenbarung.“ Ein Lebensgesetz, das uns unzugänglich ist – das anzuerkennen, finde ich hilfreich.
Der Mensch will und braucht Erklärungen, doch die wirklich wesentlichen (etwa: Warum sind wie hier?) sind nicht zu haben und so geben wir sie uns selber. Viele finden das nicht weiter problematisch, einige hingegen (und zu denen gehöre ich) schon. Schliesslich kann man so ziemlich alles begründen (darauf basieren übrigens die Juristerei oder die Psychologie), nur sagt dies so ziemlich gar nichts darüber aus, wie die Dinge sind, sondern wie wir sind.
Wissen können wir, gemäss Hannah Fry & Adam Rutherford {Der ultimative Guide zu absolut Allem*(*gekürzt), München 2023}, dass „es ein sehr reales Universum gibt, das aus physischer Materie besteht und Regeln gehorcht, die jedenfalls auf dem grundlegendsten Niveau nicht verhandelbar sind.“ Gleichzeitig sind wir Menschen „wundersame Wesen, die mit ihren Erfindungen und Kenntnissen Zeit und Raum zu transzendieren vermögen. Und zugleich sind wir zutiefst fehlerhaft und absolut miserabel darin, dieses fantastische Universum so zu sehen, wie es wirklich ist. Der erste Schritt zur wahren Aufklärung und Erleuchtung besteht darin, sich genau dieser Tatsache bewusst zu sein.“
Hannah Fry & Adam Rutherford plädieren dafür, unser Primatenhirn auszuschalten und uns der Hilfsmittel zu bedienen, „die wir erfunden haben, um unsere evolutionär bedingten Blockaden zu überwinden.“ Darüber hinaus zeigen sie, wie wenig wir unseren Instinkten vertrauen können, und ermuntert uns, „einen Weg zu finden, wie man herausfindet, was man nicht weiss.“ Zudem lehren sie, dass „die Bereitschaft, seine Meinung zu ändern, eine grosse Tugend darstellt (ganz generell, aber insbesondere in der Wissenschaft).“
Auf mich angewendet meint dies nicht etwa, dass mein Denken, das mir sagt, dass das alles (Leben und Tod), keinen Sinn ergibt, womöglich falsch ist (sicher, möglich wäre es natürlich), sondern dass die Vorstellung, es müsse einen Sinn geben und dieser müsse für mich erkennbar sein, eine (wenn man es genau bedenkt) sehr, sehr eigenartige Vorstellung ist, weil sie davon ausgeht, das Leben sei zur Befriedigung meiner Bedürfnisse da. Ich weiss, viele bilden sich genau das ein, was deswegen jedoch noch lange nicht ein Zeichen geistiger und seelischer Gesundheit ist. Ganz besonders sonderbar finde ich jedoch, dass ganz, ganz viele genau das glauben.

