Sonntag, 5. Oktober 2025

Homo homini lupus

Eine Talkshow im Fernsehen, die beiden Kontrahenten kennen sich, sie sind per Du. Es geht um die amerikanische Politik. Die Ansichten der beiden sind sich diametral entgegengesetzt. Es wird hitzig. "Jetzt rede ich!", sagt der eine, "Jetzt lass mich einmal ausreden!", der andere. Sie sind beide weit davon entfernt, auf den anderen einzugehen. Es ist offensichtlich, dass die beiden nur die Lust am recht haben verbindet.

Dass mich solche Wortgefechte viele Jahre interessiert haben, kann ich nicht mehr verstehen. Heutzutage sehe ich da nur noch Geltungsdrang und Eitelkeit. Abgesehen davon ist es entschieden sinnvoller, bei unvereinbaren Auffassungen (die einem auch ohne Diskussionen klar sind) nicht miteinander zu reden und getrennte Wege zu gehen. "You do your thing, I do mine."

Ein Leben lang wird uns ganz anderes vermittelt: Wir sitzen alle in einem Boot; der andere hat vielleicht gar nicht unrecht; konzentriert euch auf das Gemeinsame; baut Brücken.

Diese Art zu denken, so positiv sie auch gemeint sein mag, lässt ausser Acht, dass der Mensch keineswegs das zivilisierte Wesen ist, als das man ihn sich wünschen würde. Stattdessen: Homo homini lupus (Der Mensch ist des Menschen Wolf). Sich daran zu orientieren ist entschieden vernünftiger als dem Irrglauben zu huldigen, die Irren, die uns regieren, und diejenigen, die diese Irren kommentieren, seien von der Vernunft geleitet.

PS: Selbstverständlich gibt es zivilisierte Menschen. Sie beteiligen sich selten an den öffentlichen Rangeleien, was für sich allein allerdings noch kein Ausweis für Anstand ist.

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