Sonntag, 1. August 2010

Was gut tut

Was man will, und was einem gut tut, deckt sich häufig nicht. Deshalb lernt man in meiner Suchttherapie unter anderem auch Verhaltensweisen, die man so recht eigentlich gar nie hat lernen wollen. Sehr schön illustriert ist das hier:

Im folgenden lehrte sie mich nach und nach zu kochen, zu nähen, zu häkeln, zu stricken, Flachs zu riffeln, Besen zu binden, mit der Töpferscheibe umzugehen, den Garten zu pflegen. Meine ans Skalpell gewöhnten Hände hantierten mit dem Kochlöffel, der Nadel, dem Rechen, der Hacke und der Sense.
Nur Holz zu hacken erlaubte mir Joza nie.
Ich verstand es nicht, fragte aber nicht, weshalb.
Hätte ich darüber nachgedacht, warum ich an diesen ungewohnten Tätigkeiten Gefallen fand, wäre ich erschrocken.
Ich dachte nicht darüber nach.
Noch nie in meinem Leben hatte ich etwas mit solcher Selbstverständlichkeit akzeptiert.
Die Freude war auf einmal da. Sie trieb mich einer Arbeit zu, gegen die ich von Kindheit an einen Widerwillen gehabt hatte. Selbst auf unseren Ausflügen war mir das Würstchenbraten, das Kochen der Suppe oder Pilzerösten als eine erniedrigende Tätigkeit erschienen, durch die Mädchen diskriminiert wurden.
In der Hütte des alten Mánek fegte ich die Diele und hatte kein unangenehmes Gefühl dabei. Kein bisschen. Sogar das Klosettbrett scheuerte ich mit Vergnügen.
Davon hatte Grossmutter früher gesprochen. Arbeit ist Glück.
Ich war eine glückliche Ärztin gewesen.
Nun war ich die glückliche Hausfrau eines "Dorftrottels".
Es dauerte nicht lange, und unser Haus war eingerichtet.

Kveta Legatova: Der Mann aus Zelary

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