Mittwoch, 2. August 2017

Ich atme ein, ich atme aus

Es gibt Bücher, die kann man schlecht besprechen. Im Sinne von kritisch würdigen, meine ich. Jedenfalls geht es mir so. Doch man kann solche Bücher vorstellen. Vor allem, wenn sie einem gefallen. Und das möchte ich hier mit Danny Penmans Ich atme ein, ich atme aus tun.

So recht eigentlich sagen der Titel Ich atme ein, ich atme aus und der Untertitel Das Geheimnis der Achtsamkeit schon ziemlich alles, dachte es so in mir, als ich den Buchumschlag anschaute. Doch das war, bevor ich mich damit befasste.

Der Meditationslehrer Danny Penman beginnt sein Büchlein (122 Seiten, kleinformatig, grosse Schrift, wenig Text, zahlreiche Illustrationen) mit der Schilderung eines Gleitschirmflugs, bei dem er abstürzte und nur überlebte, weil er es unter Aufbietung aller Willenskräfte schaffte, zu atmen und deswegen wach zu bleiben.

Doch weshalb soll atmen eine Kunst sein? Wir tun es doch alle, und ständig, und ohne uns gross darum zu kümmern. Weil es etwas anderes ist, wie eine Maschine zu funktionieren, als bewusst zu funktionieren. "Wir atmen 22 000 Mal am Tag. Wie viele dieser Atemzüge nimmst du bewusst wahr?"

"Die Kunst des Atmens besteht darin, auf ganz bestimmte Weise der Atmung Aufmerksamkeit zu schenken. Das ist das Geheimnis der Achtsamkeit und so alt wie die Meditation selbst."

Ich habe das schon oft versucht, häufig unter Anleitung, und fühlte mich meist innert kürzester Zeit gelangweilt. Ich vermute, ich habe nie wirklich verstanden, worauf es dabei ankommt. Als ich jetzt bei Danny Penman lese – "Es geht darum, sich zu verbinden und das Leben in all seiner chaotischen Schönheit zu umarmen – mit all den Fehlern und Macken, die du eben mitbringst." – , geht mir für einen Moment ein Licht auf. Es komme darauf an, solche Momente länger werden zu lassen, habe ich mit vor Jahren aufnotiert.

Wir Menschen sind Gewohnheitstiere. Und so sehr uns Gewohnheiten helfen, viele Dinge automatisch zu machen und dafür Zeit für Nützlicheres und Interessanteres zu haben, sie können auch zu Fallen und wir zu Automaten werden. "Aber Gewohnheiten sind keine Frage des Schicksals, es sei denn, wir erlauben ihnen, genau das zu sein."

Ich atme ein, ich atme aus ist ein hilfreiches Büchlein, das auch Meditationsanleitungen und nützliche Ratschläge gibt. "Vermutlich bist du heute 36 Minuten damit beschäftigt, dir Sorgen zu machen (das tun die meisten Menschen). Warum gehst du stattdessen nicht lieber an die frische Luft und nimmst ein paar iefe Atemzüge?" Kaum hatte ich dies gelesen, habe ich genau das gemacht. Ntürlich hat es gut getan.

Vor allem aber ist Ich atme ein, ich atme aus eine Aufforderung zum Staunen. Es gilt, die Neugier, die wir als Kinder empfunden haben, wieder hervorzuholen. Spielerische Anregungen dazu bietet dieses grafisch schön gestaltete Werk.

Danny Penman
Ich atme ein, ich atme aus
Kösel Verlag, München 2017

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