Sonntag, 4. November 2012

Sigmund Freud

Freud als Graphic-Novel, was soll das bringen? Nun ja, eine etwas andere Sicht auf den Erfinder der Psychoanalyse zum Beispiel. Da die Graphic-Novel meist nicht besonders textlastig ist, müssen die Autoren dieses Genre die Fähigkeit haben, die Sachen auf den Punkt zu bringen, eine Gabe, die Corinne Maier, die Autorin von FREUD, zwar beherrscht, auch wenn sie gelegentlich übers Ziel hinausschiesst: ich jedenfalls finde es daneben, Freud als Frauenfeind zu charakterisieren.

Dass Freud der Liebling seiner Mutter war, habe ich bestimmt auch schon mal gelesen, doch dann offenbar wieder vergessen, bis ich jetzt bei dem simplen Satz: "Ich war der Liebling meiner Mutter" erneut darauf gestossen bin. Ich bin mir recht sicher, dass ich das nicht mehr vergessen werde.

Freud erforschte die Geschlechtsorgane der Aale, befasste sich mit Kokain, einer damals noch unbekannten Substanz, und lernte in Paris, dass Ärzte über Nervenkrankheiten so ziemlich gar nichts wissen. Er beschloss, auf diesem Gebiet aktiv zu werden.

Das Unbewusste schien Freud zentral. Über den Traum sagt er, dass dieser "der Königsweg zum Unbewussten" sei. "Die Schubladen bleiben während des Schlafs geöffnet und können während des Traums durchsucht werden."

Schizophren, verrückt, obsessiv, neurotisch, depressiv, paranoid, das sind für Freud nur Etiketten. Und überhaupt: normal ist niemand. Gibt es dann also gar nichts zu heilen? "Doch, es heisst weniger zu leiden und sich für das eine oder das andere entscheiden zu können."

Was Freud vor gut hundert Jahren erkannt hat, gilt auch heute noch: dass nämlich das Verlangen unterdrückt wird und es darum geht, dieses Verlangen zu befreien, und zwar mit viel Freud(e).

Fazit: Ein in der Verkürzung manchmal nicht unproblematisches Werk, das unterhält und Lust macht, sich wieder einmal etwas eingehender mit Freud zu befassen.

Corinne Maier - Anne Simon
FREUD
Knesebeck Verlag, München 2012

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