Mittwoch, 13. Juni 2018

Kaffee. Ein psychoaktives Genussmittel

Ein ganz wunderbares Zitat von Mark Pendergast leitet dieses höchst ansprechend gestaltete Werk ein: "Es war das radikalste Getränk der Welt weil seine Funktionsweise stets darin bestand, die Menschen zum Denken zu bewegen."

Der Autor Markus Berger erwähnt in seinem Vorwort unter anderem, dass bereits Kinder den Duft von Kaffee mögen. Ob das generell so ist, mag schwierig zu belegen sein, doch meine eigene Erinnerung weist klar in diese Richtung. De Kaffeeduft in der Küche meiner Grossmutter am Hegibachplatz in Zürich ist mir nach wie vor in allerbester Erinnerung.

Kaffee ist mehr als ein "erhellendes Appetithäppchen", das Lust auf mehr machen soll, als das dieser schmale Band von 140 Seiten vom Autor im Vorwort bezeichnet wird. Es ist ein gut geschriebenes, informatives Werk, das vielfältig über Kaffee aufklärt – es lässt sich einiges daraus lernen. Mir jedenfalls war nicht bekannt, dass Kaffee, neben Alkohol und Nikotin die beliebteste Volksdroge ist und als Handelsware direkt nach dem Erdöl, das die Spitzenposition einnimmt, kommt. Auch nicht bekannt war mir, dass Brasilien, Vietnam, Kolumbien und Kenia die weltweit grössten Kaffee-Exporteure sind. Und gänzlich unbekannt war mir, dass man "seinen eigenen Kaffee ziehen, zubereiten und geniessen kann", vorausgesetzt, man hat die nötige Geduld dazu.

Kaffee war einstmals verboten, galt, wie so vieles andere auch, als Droge. Weil Kaffee anregt, belebt, die Stimmung verändert, die Sinne schärft – also das bewirkt, was gemeinhin Drogen tun. Markus Berger spricht von der Kaffee-Prohibition, was mich automatisch an die Alkohol-Prohibition in den Vereinigten Staaten von 1920- 1933 denken lässt und, betrachtet man die unterschiedlichen Auswirkungen (die Alkohol-Prohibition beförderte nicht zuletzt das organisierte Verbrechen), eine eher unglückliche Wortwahl ist. Parallelen gibt es trotzdem, denn Drogenverbote gelten so recht eigentlich nie der Volksgesundheit, sondern sind "lediglich wirtschaftlichen und rassistischen Motivationen geschuldet." 

Kaffee informiert auch über den Kaffee als Heilmittel (und weist in diesem Zusammenhang auch auf drei antiquarische Bücherschätze zum Thema hin), über Koffeinabhängigkeit, entkoffeinierten Kaffee sowie Surrogate wie etwa Zichorienkaffee und andere mehr. Auch praktische Tipps für Kaffeegeniesser fehlen nicht.

Markus Berger
Kaffee
Ein psychoaktives Genussmittel
Nachtschatten Verlag, Solothurn 2018

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