Addiction / Sucht / Adicción
Reflections on destructive behaviour and attitude change
Donnerstag, 1. April 2021
Weniger Besitz
Sonntag, 21. März 2021
Multiple Persönlichkeiten
Montag, 15. März 2021
The Non-Rational
Some of the greatest scientific thinkers deeply respect the non-rational, and they aren't afraid to say so. Perhaps it is part of their genius. The non-rational inspires fun, creativity, a connection with others, and a feeling of reverence. Trying to contain our thoughts within reasonableness squeezes the life out of them. The simple beauty of color and form in a stone; the graceful, synchronized movement of a flock of birds; the miracle of understanding and loyalty in a friendship - these are truths beyond our ownership. We can feel these truths. We can be moved and inspired by them. We can never fully know their mysteries.
Thea Dorn: Trost
Montag, 1. März 2021
Meine Name ist Gregor, ich bin Alkoholiker
Sonntag, 21. Februar 2021
The world, I believe ...
The world, I believe, is far too serious, and being too serious, it has need of a wise and merry philosophy ... After all, only a gay philosophy is a profound philosophy; the serious philosophies of the West haven't even begun to understand what life is. To me personally, the only function of philosophy is to teach us to take life more lightly and gaily than the average business man does.
Lin Yutang: The Importance of Living
Montag, 15. Februar 2021
Abhängigkeit
Dänemark zur Zeit der deutschen Besatzung. Die Protagonistin ist zwanzig, ihren Mann, Viggo F., beschreibt sie unter anderem so: „Ein Gebiss lehnt er mit der Begründung ab, dass alle Männer in seiner Familie mit 56 Jahren gestorben sind, und das sei schon in drei Jahren, wozu also diese Geldverschwendung?“
Sie schreibt an einem Roman. Den Titel hat sie bereits, worüber sie schreiben will, weiss sie hingegen noch nicht. „Ich schreibe einfach nur, vielleicht kommt etwas Gutes dabei heraus, vielleicht nicht. Das Wichtigste ist, dass ich mich beim Schreiben glücklich fühle, so, wie es immer schon war.“ Genau so sollte Schreiben sein.
Viggo F. arbeitet bei der Brandversicherung und schreibt selber Romane, die seine Gattin jedoch nicht mag. Im 'Club der jungen Künstler' lernt sie Piet kennen, denkt an Scheidung, doch als ihr Mann sich über ihr erstes Buch begeistert äussert, verwirft sie den Gedanken, für den Moment, doch Piet drängt. Nur eben: Sie verabscheut Veränderungen. Die Scheidung kommt dann doch noch, aber nicht wegen Piet, sondern wegen Ebbe. Sie wird Mutter, die zweijährige Tochter Helle beschreibt sie so: „Wenn ich vormittags schreibe, setze ich sie mit ihren Bauklötzen und Puppen zum Spielen auf dem Boden, und sie hat gelernt, mich nicht zu stören. 'Mama schreibt', sagt sie feierlich zu ihrer Puppe, 'und danach machen wir alle zusammen einen Spaziergang.'“ Wunderbar!
Die deutsche Besatzung endet, berührend wie sie die deutschen Soldaten, „vielleicht erst fünfzehn oder sechzehn“, beschreibt: „ Müde deutsche Soldaten stolpern durch eine fremde Stadt mit der Frühlingssonne im Gesicht ...“. Eine feinfühlige Frau, doch mit konventioneller Treue hat es sie nicht so.
Der zweite Teil handelt wesentlich von ihrer Schmerzmittelsucht. „Im Laufe des Tages ging es mir schlecht, so, wie ich es schon einige Male zuvor erlebt hatte. Ich zitterte und schwitzte und bekam Durchfall. Ausserdem wurde ich von einer panischen Angst gepackt, und mein Herz raste. Mir wurde klar, dass ich diese Tabletten haben musste ...“. Sie lernt zu unterscheiden: Mit Pethidin kann sie nicht arbeiten, mit Methadon hingegen schon.
Wie alle Drogensüchtigen ist sie eine gewiefte Taktikerin. So behauptet sie, unter Ohrenschmerzen zu leiden, um Schmerzmittel verschrieben zu bekommen. Ein Ohrenarzt, der merkt, dass er belogen wird, will sie nicht operieren, ein anderer, der es nicht merkt oder nicht merken will, tut es. Nach der Operation weiss sie zum ersten Mal, was Ohrenschmerzen sind. Und verlangt nach immer grösseren Dosen von Pethidin. „Kein Preis war zu hoch, um sich die unerträgliche Wirklichkeit vom Leib zu halten.“
Tove Ditlevsen beschreibt, sie analysiert nicht. Leicht und flüssig wirkt ihr Schreiben. Sie rätselt nicht über die Ursachen ihrer Sucht, wird zur Entziehungskur in eine Klinik eingewiesen, sie wiegt noch ganze dreissig Kilo. Nur einer von hundert Patienten werde wieder gesund, erklärt ihr der behandelnde Arzt. „Aber manchmal glaube ich daran, dass Sie diese eine sind, weil Ihr Fall so aussergewöhnlich ist, und weil Sie im Gegensatz zu den meisten Süchtigen noch etwas anderes haben, wofür Sie leben.“ Weise Worte, er sollte recht behalten, doch Tove weiss, solange sie lebt, wird die Sehnsucht nie ganz sterben.
Tove Ditlevsen
Abhängigkeit
Aufbau Verlag, Berlin 2021