"Batteriesäure, Farbverdünner, Abflussreiniger – kaum ein vernünftiger Mensch würde diese Substanzen freiwillig zu sich nehmen. Doch sie sind typische Grundstoffe einer Droge, die in grossen Schritten Deutschland erobert: Crystal Meth, auch bekannt als Crystal Speed, Ice, Crank oder einfach nur Crystal." Mit diesen Sätzen beginnt das spannend zu lesende, informative, im Münchner Riva Verlag erschienene Crystal Meth. Wie eine Droge unser Land überschwemmt von Dr. Roland Härtel-Petri und Heiko Haupt.
Wer Crystal konsumiere, suche nicht die Betäubung, sondern mehr Leistungsfähigkeit, einen klareren Verstand, intensiveren Sex, lese ich da. Klingt wie Kokain, denke ich so für mich, doch da gibt es einen gravierenden Unterschied, schreiben die Autoren, denn kaum eine andere Droge macht so schnell abhängig wie Crystal Meth. Das liegt am Reinheitsgrad, der bei Kokain etwa bei 25 Prozent, bei Crystal hingegen bei 70 und nicht selten bei 90 Prozent liegt.
Schon Heinrich Böll kannte Crystal Meth, genauer eine Frühform genannt Pervitin. Von dieser Droge waren viele Soldaten im Zweiten Weltkrieg abhängig. "Im Grunde zog Nazideutschland also mit einem Heer von Junkies durch Europa", behaupten die beiden Autoren. Bis in die Siebzigerjahre sei das Methamphetamin bei der Bundeswehr benutzt worden, bei der Nationalen Volksarmee der ehemaligen DDR sogar bis 1988.
Jetzt ist diese Droge wieder da. Die sichergestellten Crystal-Mengen haben rapide zugenommen. "Und die Beschlagnahmen bilden üblicherweise nur die Spitze des Eisbergs, denn das Gros der Drogen wird ja konsumiert, ohne dass die Gesetzeshüter es mitbekommen." Dabei hat auch eine Verlagerung stattgefunden: aus Heroin-Junkies sind Meth-Heads geworden.
Willie Wildgruber, der amtierende Leiter des Sachgebiets Strassensozialarbeit der Stadt Leipzig wird wie folgt zitiert: "Heroinabhängige verhalten sich eben vollkommen anders als Menschen, die Crystal nehmen. Heroin, sagen viele Abhängige, das sei ein Gefühl wie verliebt sein. Die Menschen fühlen sich zufrieden, sind guter Laune und ruhig. Crystal dagegen verleiht das trügerische Gefühl, ein Übermensch zu sein. Das führt auch dazu, dass die Stimmung umschlägt und aggressiver wird." Nun ja, ich selber erlebe Verliebtsein eher als aufregend, denn als ruhig, doch dass Crystal Meth sehr aggressiv macht, unterscheidet diese Droge in der Tat von vielen anderen.
Doch warum macht Crystal Meth eigentlich so rasend schnell süchtig und ist genau deswegen so gefährlich? Die Vorgängerdroge Pervitin wurde in Tablettenform (maximal 30 Milligramm pro Tag) oral eingenommen und so landete die Hälfte der Wirkung in der Leber; Crystal Konsumenten ziehen den kürzeren Weg zum Hirn vor: sie ziehen den Stoff (80 bis 150 Milligramm) durch die Nase oder rauchen ihn. Einmal im Hirn angekommen, führt Crystal zu einer schnelleren und stärkeren Ausschüttung von Dopamin und Serotonin – und lässt gleichzeitig die Nervenzellen absterben, die diese Botenstoffe herstellen sollen. "Dem Gehirn wird somit die Möglichkeit genommen, mit eigenen Mitteln Gefühle wie Euphorie, Antrieb oder Willensstärke zu erzeugen."
Auch eine Betroffene kommt zu Wort: Mara S., der mitterweile klar geworden ist, "dass die Droge mich verarscht", erzählt ihre eigene Crystal Meth-Drogenkarriere. Sie scheint ihren Tiefpunkt erreicht zu haben und hält fest: "Ich weiss, dass ich es schaffen kann – ich weiss nur nicht, ob ich es schaffe. Ich fange bei null wieder an. Nein, ich fange sogar bei minus an." Möge ihr die Neugestaltung ihres Lebens gelingen!
Jetzt ist diese Droge wieder da. Die sichergestellten Crystal-Mengen haben rapide zugenommen. "Und die Beschlagnahmen bilden üblicherweise nur die Spitze des Eisbergs, denn das Gros der Drogen wird ja konsumiert, ohne dass die Gesetzeshüter es mitbekommen." Dabei hat auch eine Verlagerung stattgefunden: aus Heroin-Junkies sind Meth-Heads geworden.
Willie Wildgruber, der amtierende Leiter des Sachgebiets Strassensozialarbeit der Stadt Leipzig wird wie folgt zitiert: "Heroinabhängige verhalten sich eben vollkommen anders als Menschen, die Crystal nehmen. Heroin, sagen viele Abhängige, das sei ein Gefühl wie verliebt sein. Die Menschen fühlen sich zufrieden, sind guter Laune und ruhig. Crystal dagegen verleiht das trügerische Gefühl, ein Übermensch zu sein. Das führt auch dazu, dass die Stimmung umschlägt und aggressiver wird." Nun ja, ich selber erlebe Verliebtsein eher als aufregend, denn als ruhig, doch dass Crystal Meth sehr aggressiv macht, unterscheidet diese Droge in der Tat von vielen anderen.
Doch warum macht Crystal Meth eigentlich so rasend schnell süchtig und ist genau deswegen so gefährlich? Die Vorgängerdroge Pervitin wurde in Tablettenform (maximal 30 Milligramm pro Tag) oral eingenommen und so landete die Hälfte der Wirkung in der Leber; Crystal Konsumenten ziehen den kürzeren Weg zum Hirn vor: sie ziehen den Stoff (80 bis 150 Milligramm) durch die Nase oder rauchen ihn. Einmal im Hirn angekommen, führt Crystal zu einer schnelleren und stärkeren Ausschüttung von Dopamin und Serotonin – und lässt gleichzeitig die Nervenzellen absterben, die diese Botenstoffe herstellen sollen. "Dem Gehirn wird somit die Möglichkeit genommen, mit eigenen Mitteln Gefühle wie Euphorie, Antrieb oder Willensstärke zu erzeugen."
Auch eine Betroffene kommt zu Wort: Mara S., der mitterweile klar geworden ist, "dass die Droge mich verarscht", erzählt ihre eigene Crystal Meth-Drogenkarriere. Sie scheint ihren Tiefpunkt erreicht zu haben und hält fest: "Ich weiss, dass ich es schaffen kann – ich weiss nur nicht, ob ich es schaffe. Ich fange bei null wieder an. Nein, ich fange sogar bei minus an." Möge ihr die Neugestaltung ihres Lebens gelingen!
Dr. Roland Härtel-Petri
Heiko Haupt
Crystal Meth
Wie eine Droge unser Land überschwemmt
Riva Verlag, München 2014
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen