Mittwoch, 29. Mai 2024

Thy will be done

You can clear the land, plow the field, spread the fertilizer, and plant the corn, but you cannot make it rain. You cannot prevent an early frost. You cannot determine exactly what will happen in your life. The rain may or may not fall, but one thing is certain: you will get a harvest only if you planted something in the field.

It’s important to do everything in our power to ensure our success, but we also need to let the universe take its course. Getting mad won’t help. Dwelling on a situation only takes energy away from us, while yielding few positive results.

The Serenity Prayer comes to mind. It begins:”Grant me the serenity to accept the things I cannot change.”

Clear the land, plow the field, plant the crop, and then let go. Things will work out, sometimes the way we want them to, sometimes not. But they will work out.
Sometimes all you can do is shrug your shoulders, smile, and say whatever.

Thy will, not mine, be done.

Mittwoch, 22. Mai 2024

Mind Magic

"Du bist dem Universum scheissegal!" Mit diesem zutiefst wahren Satz beginnt Mind Magic des 1955 geborenen Neurochirurgen und an der Stanford University lehrenden James R. Doty, der sich dann jedoch leider bemüssigt fühlt, darauf hinzuweisen, dass dies keineswegs bedeute, dass wir nicht wertvoll seien oder nicht mir dem Kosmos im Einklang stünden. Hätte er es doch dabei belassen, dass wir dem Universum gleichgültig sind, denn dies ist eine nachweisbare Tatsache und alles andere nicht.

"Derselbe Geist, der uns auf dem Weg zum Leben, nach dem wir uns sehnen, Knüppel zwischen die Beine wirft, ist auch die Quelle der Intention, die das Leben, das wir uns wünschen, Realität werden lässt. Das ist das wahre Geheimnis", schreibt er. Dies impliziert, dass es an uns liegt, wie wir unser Leben gestalten. "Bei der Manifestation geht es darum, einen unerschütterlichen Glauben an Möglichkeiten zu entwickeln."

Die Praxis der Manifestation ist nichts Neues, sondern mehrere Tausend Jahre alt. Sie geht auf die Idee zurück, dass unsere Gedanken für die Erfahrungen, die wir machen, ursächlich sind und sie bestimmen. "Gute Gedanken führen zu positiven Erfahrungen, negative Gedanken zu negativen Erfahrungen." Diese an sich einleuchtende Vorstellung existiert natürlich nicht im luftleeren Raum, sondern ist von der Zeit und den Werten dieser Zeit geprägt. Heutzutage also vom Geld, von Materiellem, vom Erfolg.

Dem Neurochirurgen James R. Doty geht es allerdings um etwas anderes. Die kognitive Neurowissenschaft hat uns nämlich gezeigt, "dass Manifestation weder ein Programm ist, mit dem man schnell reich werden kann, noch ein falsch verstandenes 'Wunscherfüllungssystem', sondern Teil der aussergewöhnlichen Fähigkeit unseres Hirns, sich zu verändern, zu heilen und neu zu gestalten – auch bekannt als Neuroplastizität."

Es ist ein eigenartig Ding mit all diesen Büchern, die uns glauben machen wollen, unser Schicksal läge in unserer Hand. Dass es (womöglich) auch in unserer Hand liegt, erachte ich zwar für plausibel (was jedoch noch lange nicht heisst, dass es auch so ist), doch in welchem Masse entzieht sich mir. Jedenfalls: All diesen Büchern ist gemein, dass der Autor oder die Autorin auf ein Ereignis (meist in der Jugend) Bezug nimmt, das entscheidend für den späteren Werdegang gewesen ist. 

Bei James R. Doty war es sein Zusammentreffen mit der liebenswürdigen Ruth, mit deren Hilfe der junge James sich seiner inneren Kraft bewusst wurde. "Ich entdeckte, dass ich ein Gehirn besass, das sich umgestalten liess – mithilfe von Wiederholung und Intention – neu neuronale Vernetzung schaffen konnte, in Richtung meiner eigenen Heilung."

Viele Jahre manifestierte sich jedoch etwas ganz anderes in seinem Leben: Der Junge aus mittellosen Verhältnissen wurde Arzt und Unternehmer und enorm erfolgreich – und ging dann Bankrott. Er hatte Ruths Weisheit vergessen. Das, was wir uns wünschen, ist nicht immer das Beste für uns. Dass man, ohne dass man massiv auf die Schnauze fällt, nicht zu Sinnen kommt, ist kein Klischee, sondern die Realität, die James R. Doty erlitten hat. Von dem zweiten Leben, das dadurch möglich wurde, berichtet er in diesem Buch, mit dem er dazu anleiten will, wie wir das erreichen können, was unserer Natur entspricht.

Es finden sich in diesem Buch auch viele Fallbeispiele, wobei ich mich des Eindrucks nicht immer erwehren konnte, es werde hier Erfolg und Positives etwas gar überschwänglich zelebriert – und (recht eindimensional) auf die eigene Leistung zurückgeführt. "In jedem von uns steckt eine ungeheure innere Kraft, die wir durch unsere eigenen Glaubensvorstellungen begrenzen." Da wir unseren Glauben beeinflussen bzw. ändern können, muss das nicht so bleiben – dies das Credo dieses Buches, das geeignet ist, den Glauben an sich selber zu stärken. Was nicht immer eine gute Sache ist, man denke an den Florida-Golfer ....

Mind Magic leitet dazu an, fokussiert und beharrlich ein Ziel zu verfolgen. Der Autor tut dies auf der Grundlage von neurowissenschaftlichen Erkenntnissen, die auf vielfältige Art und Weise erläutert werden, sowie anhand praktischer Übungen. Am Schluss des Buches findet sich überdies ein Sechs-Wochen-Programm, um die Kunst der Manifestation zu erlernen

Mit sechs Schritten, verspricht James R. Doty, würden wir unseren Herzenswünschen näher kommen Dabei scheinen sich allerdings Schritt 5 (Verfolge dein Zeil leidenschaftlich) und Schritt 6 (Lass die Erwartungen los und öffne dich der Magie) zu widersprechen. Dass sie im richtigen Leben ganz gut nebeneinander existieren können, liegt daran, dass Widersprüche nur in unserem Kopf existieren.

James R. Doty
Mind Magic
Wie du dein bestes Leben manifestierst – neurowissenschaftlich erklärt
O.W. Barth, München 2024

Mittwoch, 15. Mai 2024

Life at 70




A few years ago, I ran into a former classmate that I hadn't seen for years. Were he given the chance to live his life all over again, he would certainly not become a painter but go into social work, he said. And then added: I'm terrfied of turning 70, I'm dreading crossing that line.

I thought this rather amusing for I couldn't then see what a difference a simple number should make. Having turned 70 myself, I guess I understand for I now belong to the ones I've always thought of as being old. Moreover, to let this thought sink in is unpleasent and confusing, and yes, terrifying.

Needless to say, there are quite some who experience old age very differently. They do not seem to have a problem with the way things are. And, sometimes that even includes myself.

Mittwoch, 8. Mai 2024

108 Arten, dem Leben einen Sinn zu geben

 Sinngebung gehört nicht mehr zu dem, was mich wesentlich umtreibt, denn was wir als Sinn erkennen können, ist nur gerade, was unser Hirn uns vormacht. Und das ist, so weit wir wissen können, selten mehr als eine Illusion. Trotzdem macht mich dieses Buch neugierig, denn meine Einsichten haben gegen das biologisch in uns angelegte Bedürfnis nach Sinn keine Chance.

Michaela Haas schildert anhand von 108 Zitaten "aus den zwanzig beliebtesten Büchern in O.W. Barths hundertjähriger Geschichte" (offenbar handelt es sich hier um eine Auftragsarbeit des Verlages) die mannigfaltigen Erfahrungen, die sie auf ihrer eigenen Sinnsuche gemacht hat. "Es gehört für mich zu den faszinierendsten und wichtigsten Aspekten der Achtsamkeit, dass wir sie zwar zur Eigenschau nutzen, sie aber gleichzeitig das Ego schwächt. Denn wenn wir nach innen schauen, entblössen wir gleichzeitig die Essenz des Lebens, die uns mit allen anderen Lebewesen verbindet."

Weisheiten, um ihren Sinn zu entfalten, gehören gelebt. Was voraussetzt, dass sie uns erreichen. Ob und wie das geschieht, ist ziemlich rätselhaft. Mir selber geht es dabei ähnlich wie Michaela Haas. "Manchmal höre ich einen Satz erst wirklich, wenn er von Charlotte Joko Beck kommt, einer geschiedenen Mutter von vier Kindern, manchmal erkenne ich eine Einsicht erst in den Worten von Thich Nhat Hanh, dem vietnamesischen Zen-Mönch." 

Viele gescheite Einsichten werden in diesem Buch zitiert, entscheidend ist jedoch, ob sie praktiziert werden. Michaela Haas lässt uns daran teilhaben, wie sie selber dabei vorgeht. So ist ihr etwa die Motivation ("Was ist das Leben, das zu führen mir aufgegeben ist?") wichtig, genau so wie die regelmässige Praxis (mindestens zwölf Minuten am Tag; wie man da drauf kommt, lesen Sie im Buch). Sie probiert vieles aus (Meditation, Yoga, Surftherapie, Qigong ...) und zitiert für mein Dafürhalten etwas arg oft sogenannte Experten (eine Journalistenkrankheit), die allerdings selten mehr sagen als mens sana in corpore sano.

Die unprätentiöse Sprache und die Offenheit der Autorin sind erfrischend. "Als ich zum ersten Mal Anapanasati im Dschungel von Thailand lernte, fand ich es ehrlich gesagt grauenvoll langweilig. Einatmen, ausatmen, immer dasselbe. Ich nutzte die Methode nach dem Retreat eine Weile, um vor dem Einschlafen meine Gedanken zu beruhigen. Heute weiss ich: Wenn ich mich langweile, ist das ein Zeichen, dass ich nicht präsent bin. Kein Augenblick gleicht dem nächsten." Kein Augenblick gleicht dem nächsten? Wunderbar! So habe ich das noch nie gesehen.

Michaela Haas ist eine höchst umtriebige Journalistin, was sich einerseits darin zeigt, dass sie sich mit sogenannt wichtigen Leuten trifft, und andererseits viele Studien zitiert, die in der Regel bestätigen, was man eh schon weiss. So ist etwa jedem und jeder geläufig, dass wir selten im Hier und Jetzt sind, und genau so, dass die Konzentration auf das, was gerade ist, geeignet ist, dem entgegenzuwirken.

Sehr schön fasst sie zusammen: "Es klingt paradox: Wir brauchen eine solide Motivation, um uns der Meditationspraxis zu widmen, aber gleichzeitig betonen Meditationsmeisterinnen die Absichtslosigkeit unseres Unterfangens. Wohin wir auch wollen, wir sind schon da." Allerdings ist das nur für unsere Art zu denken paradox, denn wenn wir genau hinschauen, erkennen wir, dass Widersprüche nur in unserem Kopf existieren.

Ganz besonders gefällt mir an diesem Buch, dass es mich immer mal wieder zum Lachen bringt. Als Jon Kabat-Zinn, den sie etwas gar ausführlich zitiert, auf Zen aufbauend seine eigene Stressreduktion entwickelt, darauf hingewiesen wurde, dass Meditation doch eine östliche Technik sei, scherzte er: "Wenn Meditation buddhistisch sei, müsse die Schwerkraft britisch sein, schliesslich habe Isaac Newton sie entdeckt." Und als ihr eine ("die vermutlich berühmteste Psychotherapeutin in London seit Sigmund Freud") mittlerweile fast Achtzigjährige ihr Erfolgsrezept für eine normale, gesunde Figur verrät ("Iss, wenn du Hunger hast. Iss, was dir guttut. Hör auf, wenn du satt bist.") kommentiert Michaela Haas: "So einfach ist das. Wenn es nur so einfach wäre." 

So nachvollziehbar das (Wenn es nur so einfach wäre) ist, es ist ein Denkfehler. Anders gesagt: Wir denken zwar so (falsch), doch wir könnten auch anders denken (richtig). So sagte einmal ein über hundertjähriger japanischer Zen Meister, als er gefragt wurde, wie man denn friedlich und gelassen leben könne: Es ist ganz einfach, man muss es nur tun.

So recht eigentlich drehen sich die Ausführungen in diesem Werk wesentlich darum, sich des Lebens, so wie es ist, gewahr zu werden. Was genau damit gemeint ist, wird auf vielfältige Art und Weise und anhand ganz vieler an der Praxis orientierter Beispiele erläutert – und damit nicht nur nachvollziehbar gemacht, sondern auch eindrücklich erhellt. Aha-Momente sind garantiert.

Michaela Haas
108 Arten, dem Leben einen Sinn zu geben
Inspiriert von den grossen Weisheitslehren
O. W. Barth, München 2024

Mittwoch, 1. Mai 2024

Les mystères de l'univers

 L'univers a ses mystères, songea-t-elle. À lui seul, le soleil représente 99% de la masse du système solaire; il n'y a aucun son dans l'espace; pour chaque être humain sur Terre il existe environ 1,6 million de fourmis; l'une des plus anciennes oeuvres littéraires de l'humanité s'appelle L'Épopée de Gilgamesh. elle est rédigée sur des tablettes d'argile et son personnage principal était déjà obsédé par la mort. C'était Rafael, son petit frère, qui lui avait appris tout ça ... Mais ce mystère-ci était pour Lucia le plus grand, le plus incompréhensible de tous. Celui de la cruauté, du mal absolu.

Bernard Minier: Lucia 2022