Je
älter ich wurde, desto weniger verstand oder erkannte oder wusste
ich mich. Ich bin über mich erstaunt, enttäuscht, erfreut. Ich bin
betrübt, niedergeschlagen, enthusiastisch. Ich bin das alles auch
und kann die Summe nicht ziehen. Ich bin ausserstande, einen
definitiven Wert oder Unwert festzustellen, ich habe kein Urteil über
mich und mein Leben. In nichts bin ich ganz sicher. Ich habe keine
definitive Überzeugung – eigentlich von nichts.
Ich weiss nur,
dass ich geboren wurde und existiere, und es ist mir, als ob ich
getragen würde. Ich existiere auf der Grundlage von etwas, das ich
nicht kenne. Trotz all der Unsicherheit fühle ich eine Solidität
des Bestehenden und eine Kontinuität meines Soseins. [...]
Und doch
gibt es so viel, was mich erfüllt: die Pflanzen, die Tiere, die
Wolken, Tag und Nacht und das Ewige in den Menschen. Je unsicherer
ich über mich selber wurde, desto mehr wuchs ein Gefühl der
Verwandtschaft mit allen Dingen.
C.G.
Jung: Erinnerungen, Träume Gedanken
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