Co-Abhängigkeit sei nicht gleich Co-Abhängigkeit, schreibt Jens Flassbeck, doch es gebe einen gemeinsamen Nenner: "Der Suchtkranke erfährt auf der einen Seite eine Menge Aufmerksamkeit durch Sie und andere. Sie als Angehöriger erfahren auf der anderen Seite komplementär einen Mangel an Zuwendung und Beachtung."
Warum man das Co-Abhängigkeit nennt, ist mir nicht klar. Für mich ist das nichts anderes als Abhängigkeit. Konkreter: Selbst-destruktive Abhängigkeit. Schliesslich ist Abhängigkeit nicht notwendigerweise ein Problem, sondern gehört zum Leben: das Kleinkind ist von Mutter und Vater abhängig, die Gemeinschaft von ihren Mitgliedern, der Staat von seinen Mitbürgern.
Jens Flassbeck benutzt den Begriff anders: "Abhängigkeit ist stets ein soziales System. Das ist ein Leitsatz der modernen Suchthilfe. Das System, nicht das Symptom, sollte behandelt werden, so ist der plakative Anspruch."
Die Unterscheidung von Ursache und Symptom ist zwar in vielen Bereichen sinnvoll, im Bereich der Seele/des Unbewussten ist sie es jedoch nicht. Um es mit Paul Valéry zu sagen: Das Kausalitätsprinzip hat unserem Geist recht seltsame Streiche gespielt."
In der Tendenz, so Flassbeck, finde "der Suchtkranke jede Menge Aufmerksamkeit und Sie als Angehörige kaum Beachtung". Dauernde Nichtbeachtung tut niemandem (das schliesst Suchthelfer mit ein) gut, was also ist zu tun?
Im Kapitel "Werden Sie wieder Sie selber" zeigen die Untertitel an, in welche Richtung es gehen soll: Vorweg: Seien Sie geduldig mit sich; Reden Sie; Nehmen Sie Abstand und gönnen Sie sich Pausen; Wie geht es Ihnen?; Lassen Sie den Ballon der falschen Hoffnungen platzen; Werden Sie im Kleinen wieder für sich aktiv; Lernen Sie, sich besser abzugrenzen und Nein zu sagen; Klären und trennen Sie Mein und Dein; Schützen Sie sich und andere; Was Sie wirklich über Sucht wissen sollten.
Wer sich jetzt wundert, was die Frage "Wie geht es Ihnen?" in dieser Aufzählung zu suchen hat, sei darauf hingewiesen, dass co-abhängige Angehörige darauf meist mit ausführlichen Auslassungen über das Verhalten des Suchtkranken antworten. Dass das nicht gerade von einem gesunden Selbstwertgefühl zeigt, liegt auf der Hand.
Erfreulich klar hält Jens Flassbeck fest: "Der Suchtkranke ist Experte für seine Sucht, und er hat ein Problem, um das er sich kümmern sollte, was aber vor allem seine Verantwortung, Entscheidung und Aufgabe ist."
So recht eigentlich unterscheiden sich Sucht und Co-Abhängigkeit gar nicht so sehr. "Der Zwang, angeblich etwas tun zu müssen" ist bei beiden zentral. Weshalb denn auch Jens Flassbecks sehr pädagogisch vorgetragene Ratschläge genau so für Suchtkranke wie auch für ihre potentiellen Retter sinnvoll sind.
Jens Flassbeck
Ich will mein Leben zurück!
Selbsthilfe für Angehörige von Suchtkranken
Klett-Cotta, Stuttgart 2014
Warum man das Co-Abhängigkeit nennt, ist mir nicht klar. Für mich ist das nichts anderes als Abhängigkeit. Konkreter: Selbst-destruktive Abhängigkeit. Schliesslich ist Abhängigkeit nicht notwendigerweise ein Problem, sondern gehört zum Leben: das Kleinkind ist von Mutter und Vater abhängig, die Gemeinschaft von ihren Mitgliedern, der Staat von seinen Mitbürgern.
Jens Flassbeck benutzt den Begriff anders: "Abhängigkeit ist stets ein soziales System. Das ist ein Leitsatz der modernen Suchthilfe. Das System, nicht das Symptom, sollte behandelt werden, so ist der plakative Anspruch."
Die Unterscheidung von Ursache und Symptom ist zwar in vielen Bereichen sinnvoll, im Bereich der Seele/des Unbewussten ist sie es jedoch nicht. Um es mit Paul Valéry zu sagen: Das Kausalitätsprinzip hat unserem Geist recht seltsame Streiche gespielt."
In der Tendenz, so Flassbeck, finde "der Suchtkranke jede Menge Aufmerksamkeit und Sie als Angehörige kaum Beachtung". Dauernde Nichtbeachtung tut niemandem (das schliesst Suchthelfer mit ein) gut, was also ist zu tun?
Im Kapitel "Werden Sie wieder Sie selber" zeigen die Untertitel an, in welche Richtung es gehen soll: Vorweg: Seien Sie geduldig mit sich; Reden Sie; Nehmen Sie Abstand und gönnen Sie sich Pausen; Wie geht es Ihnen?; Lassen Sie den Ballon der falschen Hoffnungen platzen; Werden Sie im Kleinen wieder für sich aktiv; Lernen Sie, sich besser abzugrenzen und Nein zu sagen; Klären und trennen Sie Mein und Dein; Schützen Sie sich und andere; Was Sie wirklich über Sucht wissen sollten.
Wer sich jetzt wundert, was die Frage "Wie geht es Ihnen?" in dieser Aufzählung zu suchen hat, sei darauf hingewiesen, dass co-abhängige Angehörige darauf meist mit ausführlichen Auslassungen über das Verhalten des Suchtkranken antworten. Dass das nicht gerade von einem gesunden Selbstwertgefühl zeigt, liegt auf der Hand.
Erfreulich klar hält Jens Flassbeck fest: "Der Suchtkranke ist Experte für seine Sucht, und er hat ein Problem, um das er sich kümmern sollte, was aber vor allem seine Verantwortung, Entscheidung und Aufgabe ist."
So recht eigentlich unterscheiden sich Sucht und Co-Abhängigkeit gar nicht so sehr. "Der Zwang, angeblich etwas tun zu müssen" ist bei beiden zentral. Weshalb denn auch Jens Flassbecks sehr pädagogisch vorgetragene Ratschläge genau so für Suchtkranke wie auch für ihre potentiellen Retter sinnvoll sind.
Jens Flassbeck
Ich will mein Leben zurück!
Selbsthilfe für Angehörige von Suchtkranken
Klett-Cotta, Stuttgart 2014
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