Bill Clegg arbeitet als Literaturagent in New York und erzählt in diesem Buch die Geschichte seiner Crack-Abhängigkeit. Sein Bericht ist ebenso faszinierend wie ermüdend.
Ermüdend sind die immer gleichen Schilderungen von Cleggs Taxifahrten, Hotelaufenthalten, Drogendeals sowie seinem Alkohol- und Crack-Konsum: "Der Wodka kommt umgehend, und ich schütte Eis in ein grosses Glas und fülle es bis zum Rand. Brian schüttelt auf die Frage, ob er auch was will, den Kopf und sagt, Nein, danke. Ich kippe zwei Drinks hintereinander und schenke mir einen dritten ein. Dann frage ich Brian, ob ich duschen kann, und er hat nichts dagegen. Ich nehme den Drink mit ins Bad, sperre die Tür ab und drehe die Dusche auf. Das Bad ist klein und hat keine Lüftung. Über der Dusche befindet sich jedoch ein kleines quadratisches Fenster, und schon stehe ich nackt in der Dusche und rauche, wie ich dachte, eine kleine Dosis, aber es stellt sich heraus, dass immer noch zwei, drei grosse Hits da sind. Plötzlich wünsche ich mir, ich hätte die Flasche Wodka mitgenommen. Ich stopfe die Pfeife, blase den Rauch aus dem kleinen Fenster in einen Luftschacht, lasse den Dampf aufsteigen, und bald bin ich locker."
Faszinierend sind die Beschreibungen von Cleggs Wahnvorstellungen. Ständig wähnt er sich verfolgt. Im Flieger nach Amsterdam glaubt er, dass seine Verhaftung unmittelbar bevorstehe. Zu einer Stewardess sagt er: Finden Sie nicht, dass das hier ein reichlich kompliziertes Theater ist wegen einer einzigen Person? Wenig später kommt die Stewardess mit dem Kapitän zurück. "Aber verhaftet werde ich nicht. Stattdessen erklärt mir der Kapitän dass sie seit dem Anschlag auf das World Trade Center vorsichtig sein müssen und dass ich die Stewardess mit meiner Äusserung so beunruhigt hatte, dass ihnen beim Gedanken, mich an Bord zu haben, nicht ganz wohl ist." Clegg darf nicht mitfliegen.
Was Porträt eines Süchtigen als junger Mann (trotz der Anspielung auf Joyce: ein literarisches Werk ist dieses Buch nicht) auszeichnet, ist die eindringliche Darstellung des völligen Absorbiertseins von der Drogenwelt. Während des Anschlags auf das World Trade Center geht Clegg zum Friseur.
Immer wieder und immer wieder gibt er der Sucht nach. Und immer wieder hat er Momente, wo ihm klar ist, was mit ihm los ist. "Ich bin nirgends und gehöre nirgends hin. Was passiert, seht mir jetzt klar vor Augen – das langsame Abrutschen, das Erreichen des jeweils nächsten unmöglichen Stadiums – Crackhöhle, Entzug, Knast, Strafe, Obdachlosenasyl, ein kurzer Schock, dass die Anpassung an die neue Realität. Bin ich jetzt im Fegefeuer zwischen Bürger und Niemand jungem Gentleman und Penner?"
Seine Einsichten nützen ihm nichts. Die Rettungsversuche seines Freundes Noah (den er ständig mit anderen Männern betrügt) und seiner Familie ebenso wenig und dann schliesslich doch. In einer Klinik in White Plains, NY, lässt er sich helfen. Sogar die Rückkehr ins Verlagswesen gelingt.
Bill Clegg
Porträt eines Süchtigen als junger Mann
S. Fischer, Frankfurt am Main 2012
Ermüdend sind die immer gleichen Schilderungen von Cleggs Taxifahrten, Hotelaufenthalten, Drogendeals sowie seinem Alkohol- und Crack-Konsum: "Der Wodka kommt umgehend, und ich schütte Eis in ein grosses Glas und fülle es bis zum Rand. Brian schüttelt auf die Frage, ob er auch was will, den Kopf und sagt, Nein, danke. Ich kippe zwei Drinks hintereinander und schenke mir einen dritten ein. Dann frage ich Brian, ob ich duschen kann, und er hat nichts dagegen. Ich nehme den Drink mit ins Bad, sperre die Tür ab und drehe die Dusche auf. Das Bad ist klein und hat keine Lüftung. Über der Dusche befindet sich jedoch ein kleines quadratisches Fenster, und schon stehe ich nackt in der Dusche und rauche, wie ich dachte, eine kleine Dosis, aber es stellt sich heraus, dass immer noch zwei, drei grosse Hits da sind. Plötzlich wünsche ich mir, ich hätte die Flasche Wodka mitgenommen. Ich stopfe die Pfeife, blase den Rauch aus dem kleinen Fenster in einen Luftschacht, lasse den Dampf aufsteigen, und bald bin ich locker."
Faszinierend sind die Beschreibungen von Cleggs Wahnvorstellungen. Ständig wähnt er sich verfolgt. Im Flieger nach Amsterdam glaubt er, dass seine Verhaftung unmittelbar bevorstehe. Zu einer Stewardess sagt er: Finden Sie nicht, dass das hier ein reichlich kompliziertes Theater ist wegen einer einzigen Person? Wenig später kommt die Stewardess mit dem Kapitän zurück. "Aber verhaftet werde ich nicht. Stattdessen erklärt mir der Kapitän dass sie seit dem Anschlag auf das World Trade Center vorsichtig sein müssen und dass ich die Stewardess mit meiner Äusserung so beunruhigt hatte, dass ihnen beim Gedanken, mich an Bord zu haben, nicht ganz wohl ist." Clegg darf nicht mitfliegen.
Was Porträt eines Süchtigen als junger Mann (trotz der Anspielung auf Joyce: ein literarisches Werk ist dieses Buch nicht) auszeichnet, ist die eindringliche Darstellung des völligen Absorbiertseins von der Drogenwelt. Während des Anschlags auf das World Trade Center geht Clegg zum Friseur.
Immer wieder und immer wieder gibt er der Sucht nach. Und immer wieder hat er Momente, wo ihm klar ist, was mit ihm los ist. "Ich bin nirgends und gehöre nirgends hin. Was passiert, seht mir jetzt klar vor Augen – das langsame Abrutschen, das Erreichen des jeweils nächsten unmöglichen Stadiums – Crackhöhle, Entzug, Knast, Strafe, Obdachlosenasyl, ein kurzer Schock, dass die Anpassung an die neue Realität. Bin ich jetzt im Fegefeuer zwischen Bürger und Niemand jungem Gentleman und Penner?"
Seine Einsichten nützen ihm nichts. Die Rettungsversuche seines Freundes Noah (den er ständig mit anderen Männern betrügt) und seiner Familie ebenso wenig und dann schliesslich doch. In einer Klinik in White Plains, NY, lässt er sich helfen. Sogar die Rückkehr ins Verlagswesen gelingt.
Bill Clegg
Porträt eines Süchtigen als junger Mann
S. Fischer, Frankfurt am Main 2012
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