Voraussetzung
für Veränderungsprozesse ist die Bereitschaft, etwas ändern zu
wollen. „The readiness is all“, sagt Horatio in Hamlet.
Was
es zudem braucht, ist Motivation, entweder eine positive (ich will)
oder eine negative (ich muss).
Nehmen
wir das Erlernen einer Sprache. Manche sind von sich aus motiviert,
sei es, dass sie die Sprache (der Ton, das kulturelle Umfeld etc.)
begeistert, sei es, dass sie sie lernen müssen, um mit bestimmten
Menschen verbal kommunizieren zu können. Anderen hingegen fehlt die
Neugier, das Interesse, der Antrieb, sie müssen erst motiviert
werden.
Wie
motiviert man? Indem man Geschichten erzählt. Zum Beispiel diese
hier von Saint-Exupéry:
Stellen Sie sich eine Gruppe von Menschen an einem Fluss vor. Es gibt
weder eine Brücke noch eine passierbare Stelle, um auf die andere
Seite zu gelangen. Als einzige Möglichkeit bleibt, ein Boot zu
bauen. Niemand aus der Gruppe hat bisher ein Boot gebaut, niemand
weiss, wie das geht. Wie motiviert man nun eine solche Gruppe, ein
Boot zu bauen? Indem man ihr Schritt für Schritt zeigt, wie ein Boot
gebaut wird – das ist die eine Möglichkeit. Die andere ist, der
Gruppe so lange von der anderen Seite des Flusses vorzuschwärmen,
dass sie sich schlussendlich von sich aus und ohne Anleitung an den
Bootsbau macht. Ich ziehe die zweite Variante vor.
Die
Geschichten, die man erzählt, brauchen keine positiven zu sein.
Erzähle ich zum Beispiel von den Fehlern, die ich selber in anderen
Kulturen gemacht habe, wird mir die grösstmögliche Aufmerksamkeit
sicher sein, denn so blöd wie ich will schliesslich niemand sein.
Auch
brauchen die Geschichten keinen konkreten praktischen Bezug zu einer
konkreten Problemstellung zu haben. So kann ich zum Beispiel davon
erzählen, dass Fotografien nichts anderes als perfekte Illusionen
sind – alles ist bekanntlich im Fluss, unser Hirn produziert keine
festen Bilder mit Rahmen, die Bilder in unserem Kopf gehen
übergangslos ineinander über. Und was soll mir eine solche
Erkenntnis nützen? Nun ja, trotz der Tatsache, dass es Fotos gar
nicht geben kann, gibt es sie. Der Grund? Wir kreieren sie. Und
glauben an sie. Genauso wie wir die Welt, in der wir leben, kreieren.
Und an sie glauben. „Man is made by his belief. As he believes, so
he is“, sagt die Bhagavad
Gita. Jedenfalls teilweise. Und das meint: wir können diese
(unsere) Welt auch anders gestalten.
Hans
Durrer, 2012
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