Mittwoch, 31. August 2011

12-Step Addiction Treatment


A comprehensive literature review was undertaken that was compared to the author's own AA-experience in various cultures. The search was neither restricted to a specific time period nor were language restrictions employed. Studies published in peer-reviewed, academic journals as well as books and websites were selected on the basis of "usefulness" in regards to the research question. After establishing what AA is, the essay examined whether AA works. It found that AA differs substantially in regards to other treatment approaches by its "acting into thinking"-philosophy. The efficacy of AA could not be proven by employing a cause-and-effect methodology. Moreover, the complexity of human behaviour as well as the fact that AA is not practised uniformly raises many seemingly unanswerable methodological problems and it remains questionable whether AA treatment and outcomes can be measured by a cause-and-effect method. Testimonies of personal experience as well as for centuries practised human wisdom seem however to suggest that AA does work – for the ones who work the programme, that is.

Hans Durrer
12-Step Addiction Treatment
Does AA Work?
Grin verlag; www.grin.com
ISBN (eBook): 978-3-640-97684-3
ISBN (Book): 978-3-640-97673-7

Sonntag, 28. August 2011

Despite not because

I wrote my songs despite the fact that I was a drunk, not because of it.

Warren Zevon, 1947-2003

Mittwoch, 24. August 2011

On Sobriety

Sobriety, we learn, will not cure duplicity, loneliness or the tendency of human beings to do and say things that may not be in their interest (...) “The program is perfect,” Mr. Guirgis said in a phone interview. “The people in it? Not so much. It is full of complicated people who get a 24-hour reprieve from their disease.”

David Carr: Wrestling With Recovery Is No Fairy Tale.
The New York Times, 29 June 20

Sonntag, 21. August 2011

Die Wirksamkeit des Zwölf-Schritte-Programms


Eingeleitet wird diese (ursprünglich auf Englisch verfasste) Studie mit einer umfassenden Analyse der Literatur über die Wirksamkeit des Zwölf-Schritte Programms der Anonymen Alkoholiker (AA), die den Erfahrungen des Autors, die er in verschiedenen Kulturen gemacht hat, gegenüber gestellt wird. Dabei gab es weder zeitliche noch sprachliche Einschränkungen. Studien in peer-reviewed akademischen Zeitschriften, Büchern und Internetseiten wurden aufgrund ihrer "Nützlichkeit" berücksichtigt. Die Untersuchung kam zum Schluss, dass sich das Zwölf-Schritte Programm (AA-Programm) durch seine "acting into thinking"-Philosophie wesentlich von anderen Behandlungen unterscheidet. Seine Wirksamkeit lässt sich jedoch mit einer Ursache-Wirkung-Methodologie nicht nachweisen. Aufgrund der Komplexität menschlichen Verhaltens wie auch der Tatsache, dass das AA-Programm nicht einheitlich praktiziert wird, ist fraglich, ob seine Wirksamkeit mit einer Ursache-Wirkung-Methodologie überhaupt gemessen werden kann. Zeugnisse persönlicher Erfahrungen wie auch während Jahrhunderten praktizierte menschliche Weisheit scheinen jedoch den Schluss nahezulegen, dass das Zwölf-Schritte Programm in der Tat wirksam ist – für diejenigen, die das Programm auch wirklich praktizieren.

Hans Durrer
Suchtbehandlung
Die Wirksamkeit des Zwölf-Schritte-Programms
Grin Verlag; www.grin.com
ISBN (eBook): 978-3-640-97018-6
ISBN (Buch): 978-3-640-97042-1

Mittwoch, 17. August 2011

Bonding Psychotherapie

Die Bonding Psychotherapie versteht seelische Störungen als Ausdruck eines Mangels. Ihre Theorie „geht von mindestens sieben psychosozialen Grundbedürfnissen aus, deren hinreichende Befriedigung für seelische Gesundheit notwendig ist ... das Bedürfnis nach Bonding, Bindung, Autonomie, Selbstwert, Identität, Lust und körperlichem Wohlbehagen, Sinn und Spiritualität.“ Das sind stark interpretationsbedürftige Begriffe, was sagt also dieses Buch dazu? Nicht so wahnsinnig viel, stattdessen wird viel Theorie erörtert, unter anderen die „Theorie des Bedürfnisses nach Spiritualität und Sinn“, wobei man sich da natürlich fragen kann, ob dieses Bedürfnis wirklich einer Theorie bedarf.

Die Einführung von Spiritualität als ein menschliches Grundbedürfnis werde im Feld der Psychotherapie sehr kontrovers diskutiert, schreibt Stauss. Und woran liegt das? Daran, dass „viele Patienten in ihrer religiösen und spirituellen Sozialisation traumatische Erfahrungen gemacht haben.“

Wie komme ich eigentlich dazu, auf einem Blog über Sucht, auf ein Buch über Bonding Psychotherapie hinzuweisen? Weil diese in ihren Anfängen (via die Synanon-Bewegung) dem 12-Schritte Programm (spirituell ausgerichtet, konfessionsneutral) sehr nahe stand und heute im „Bad Herrenalber Modell“, welches das 12-Schritte Programm in sein Klinikmodell integriert hat, praktiziert wird.

Ein gut geschriebenes Buch ist das Werk von Konrad Stauss nicht. Das liegt zum Teil an der wenig inspirierten Sprache, zum Teil an der ständigen Wiederholung, dass die Bonding Psychotherapie bei psychischen Störungen von einer mangelnden Befriedigung der psychosozialen Grundbedürfnisse ausgeht.

Gelernt habe ich trotzdem was. Zum Beispiel, dass die 100 Milliarden Neuronen des Gehirns keiner übergeordneten Funktionszentrale unterstellt sind. Vielmehr organisiert das Hirn sich selber "durch einen hochwertigen Signalausstausch zwischen Neuronen, Neuronenverbänden und Hirnarealen". Und was für Folgerungen lassen sich daraus für die Bonding Psychotherapie finden? Die Antwort steht auf Seite 139.


Konrad Stauss
Bonding Psychotherapie
Grundlagen und Methoden
Kösel-Verlag, München 2006

Sonntag, 14. August 2011

Power & Control

All drunks fear and desire both power and control, and sometimes even years of sobriety inside A.A. don't rid alcoholics of that basic contradiction in their personalities. Why should I be any different?

James Lee Burke
Last Car to Elysian Fields

Mittwoch, 10. August 2011

Über Suchttherapie

.Kein Mensch kann sagen, weshalb jemand süchtig wird und ein anderer nicht. Sicher, da gibt es die Wahrscheinlichkeiten. Die Chance, dass einer, der aus einer Alkoholikerfamilie stammt, grössere Chancen hat, auch wieder zum Alkoholiker zu werden, als einer, der in einer 'normalen' Familie aufgewachsen ist, das ist bekannt.

Wenn wir also die Ursachen nicht kennen, weshalb einer zum Säufer wird und ein anderer nicht, bleibt schleierhaft, wie Psychologen, Psychiater und Sozialhelfer - denn für diese ist Sucht Symptom und diesem liegt eine oder mehrere Ursachen zugrunde - jemanden von seiner Sucht befreien wollen, schliesslich besteht die gängige Suchttherapie darin, die Ursachen zu erkennen und zu behandeln (vereinfacht gesagt, denn Wechselwirkungen werden durchaus berücksichtigt).

Mal grundsätzlich: Wie will man zum Beispiel messen, ob Alkoholiker nicht auch ohne Hilfe trocken geworden wären? So hören doch viele mit dem Saufen auf, weil sie in einen neuen Lebensabschnitt eintreten oder weil in einem bestimmten Moment die Sonne scheint oder weil die kleine Tochter fragte: "Papi, besäufst Du Dich wieder?"

Weshalb dann eigentlich Therapie?
Nun ja, Therapien ernähren die Therapeuten.

"Sie leiden nicht unter dem, was Sie sich vorstellen", sagt die Psychologin zum Alkoholiker, "Sie leiden unter dem, was ich studiert habe."

Das heisst nicht, dass die gängigen Therapien nichts bringen - es kann sein, dass die gelegentlich hilfreich sein können. Nur eben: Psychologen, Psychotherapeutinnen oder Psychiater, die etwas von Sucht verstehen, tun dies nicht wegen ihren staatlich anerkannten Diplomen, sondern trotz diesen.

Übrigens: es gibt genau sieben Gründe, weshalb einer säuft: Montag, Dienstag. Mittwoch ...

Sonntag, 7. August 2011

A shower of clichés

The writer Wilfrid Sheed on AA:

In the new world I was about to enter, the assumption was that it was always the truth you were flinching from like a vampire at high noon, and never just from cliché or, in this case, a shower of clichés, the bane of my profession.

Wilfrid Sheed
In Love with Daylight
A Memoir of Recovery

Mittwoch, 3. August 2011

Ehrlichkeit als Schlüssel

Sicher ist aber, dass nicht Genetik und Konstitution allein, sondern vielfältige psychosoziale Lernprozesse zur Sucht führen.

Sicher erscheint mir überdies, dass Sucht-Strukturen – wenn sie sich in einer Person einmal verfestigt haben – nicht zu tilgen sind. Seit achtundzwanzig Jahren trinke ich nun keinen Alkohol mehr, aber dass ich trotzdem ein durch und durch süchtiger Mensch geblieben bin, ist mir bewusst. Sucht, das weiss ich heute aus eigener Erfahrung, ist eine Lebenshaltung. Mir ist inzwischen gleichgültig, ob sie angeboren oder angelernt ist. Auch ob ich diese spezielle Eigentümlichkeit als Krankheit, Defizit, Charakterfehler oder Schicksal definiere, macht letztlich keinen Unterschied. Entscheidend bleibt allein, dass ich sie als Teil meiner Identität wahrnehme und akzeptiere. Mit anderen Worten: ich leugne nicht meine immer in mir lauernde Neigung, alles, was ich betreibe, so masslos zu steigern, dass es am Ende zum Selbstzweck wird und mich abhängig macht. Ehrlichkeit sich selbst gegenüber ist nicht immer erbaulich. Doch nur so kann ich versuchen, mich gegen die Gefährdungen des Rückfalls oder der Suchtverlagerung zu wappnen. Überall gilt, was Erhard Eppler in der Politik gelernt hat: „Je perfekter die Deformation, desto geringer das Bewusstsein davon.“

Jürgen Leinemann
Höhenrausch
Die wirklichkeitsleere Welt der Politiker.
Karl Blessing Verlag, München 2004