Sonntag, 9. Februar 2025

Beherrsche deine Emotionen

 "Domine suas emoções, domine 2025" (Beherrsche deine Emotionen, beherrsche 2025) war der Beitrag in der Gazeta do Sul überschrieben. Solche Artikel lese ich normalerweise nicht. Die Vorstellung, Gefühle beherrschen zu können, halte ich für absurd. Siehe auch hier.

Was mich bewogen hat, diesen Beitrag trotz meiner Voreingenommenheiten zu lesen, weiss ich nicht wirklich (mitgespielt hat vermutlich, dass ich mit Lesen mein Portugiesisch verbessern kann), doch was ich las, gefiel mir nicht nur, ich fand es hilfreich. Besonders ein Aspekt hat es mir angetan.

Üblicherweise, führte der Autor aus, konzentrieren wir uns auf einen einzigen Gefühlszustand wie etwa Wut oder Traurigkeit. Dabei ignorieren wir andere Gefühlszustände, die ebenso relevant sind. Wenn wir nun versuchen, uns gleichzeitig mindestens drei unterschiedliche Gefühlszustände zu vergegenwärtigen, erweitert sich unsere Wahrnehmung zu einer wesentlich realistischeren Variante unserer aktuellen Gefühlssituation.

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Wir werden ja zurzeit täglich zugemüllt mit Informationen über den durchgeknallten Rentner im Weissen Haus, was seine Anhänger vermutlich begeistert, alle anderen hingegen entschieden weniger. Diesem Medienbombardement kann man sich nur schwer entziehen, doch wer bei geistiger Gesundheit bleiben will, sollte dies tun. 

Mir gelingt dies am ehesten, wenn ich bewusst innehalte, meine Gefühle wahrnehme, benenne, was ich empfinde (Abscheu, Angespanntheit, Wut, Rastlosigkeit etc.), und mich dann frage (falls mir dieses Gefühl unangenehm ist), was ich konkret tun kann. Allein die Frage bewirkt, dass die Intensität der Empfindung leicht nachlässt. Wenn ich nun, wie der erwähnte Artikel anregt, mich darauf konzentriere, weitere Gefühle zuzulassen, ist der Impulsdruck noch weniger stark. Und vor allem: Mir wird bewusst, dass ich ihm nicht nachgeben muss.

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Nichts, das meine Seele mehr erfreut als die Schönheit.

Santa Cruz do Sul, 5 Februar 2025

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