Sucht bezeichnet eine Haltung. Süchtig sein kann man nach allem und jedem. Ich selber bin unter anderem süchtig nach Büchern. Ganz viele von denen, die ich gekauft habe, habe ich nicht gelesen. Das erhebende Gefühl nach einem gerade getätigten Kauf, ganz besonders, wenn es sich um ein günstiges (gebundenes!) Restexemplar handelt, ist jedesmal sensationell, hält jedoch (wie bei jeder anderen Droge auch) leider nicht lange an.
Süchtige kriegen den Hals nicht voll. Sie sind gierig. Nie haben sie genug, immer müssen sie mehr und Neues und Anderes haben. Unsere Gesellschaft braucht Süchtige, sie werden Konsumenten genannt. Ohne sie würde „unser“ Wirtschaftssystem zusammenbrechen.
Gier macht abhängig. Den meisten scheint das egal und denen, die damit ein Problem haben, hilft die Einsicht wenig. Denn Gier ist ein Gefühl und dagegen kommt der Verstand nicht an, hingegen hilft häufig ein anderes, stärkeres Gefühl. Wer Veränderung will, muss ein solches hegen und pflegen. Es geht darum, sich in ein neues Gefühl hineinzuhandeln.
Seit einiger Zeit stelle ich mich immer mal wieder vor meine Regale, betrachte die Bücher, nehme einige zur Hand, blättere darin und lese mich gelegentlich fest. Zum Beispiel bei Rodney Smith: Frei von Selbsttäuschung: „Es ist unser Widerstand gegen die Realität, nicht die Realität selbst, was Leiden schafft.“ Und bei Hans Albrecht Moser: Auf der Suche: „Alles muss geübt sein, nicht nur Turnen, Klavierspielen, Reden … auch die Loslösung von dieser Welt. Es wäre eine härtere Welt denkbar, wo alle Übung vergebens wäre.
Ich merke, dass ich die Bücher bereits habe, die ich zu brauchen glaube. Und dazu noch ganz viele, die darauf warten entdeckt zu werden. Jetzt gilt es nur noch zu tun, was ich weiss, das ich tun sollte: Mich auf das zu konzentrieren, was ich habe und vor meiner Nase liegt. Tue ich das, dann stellen sich auch die Gefühle ein, die der Gier Paroli bieten.
Übrigens: Zu den Büchern, die ich zwar gelesen, aber überhaupt keine Erinnerung an den Inhalt hatte, gehört Dainin Katagiris You have to say something. Manifesting Zen Insight. Ich hatte mir ein paar Stellen darin angestrichen und bin heute bass erstaunt, wie genau sie treffen, was mich mein Leben lang wichtig gedünkt hat und ich auch immer wieder gespürt, gemerkt und gefühlt habe. If you really want to please yourself, just forget your longing and attend to your daily life. In this we find goldenness. Ich habe das Buch auf meinen Tisch, also vor meine Nase, gelegt, als Erinnerungsstütze, denn mein Üben besteht darin, immer wieder auf diese mir den Alltag wertvoll machende Philosophie zurückzukommen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen