Peter Betts, 1951 als Arbeiterkind in West-London geboren, interessiert sich schon früh für den Buddhismus, verliert mit 16 seinen Vater, erhält ein Vollstipendium für Cambridge und studiert dort Theoretische Physik.
In Ajahn Brahm. Der Mönch, der uns das Glück zeigte erzählen Vusi Reuter und Sabine Kroiss nicht nur die Biografie von Peter Betts, der zu Ajahn Brahm wurde, sondern machen die Leser auch mit den Grundkonzepten des Buddhismus bekannt.
So erklären sie etwa, was es mit Karma auf sich hat. "Karma ist weder Strafe noch Belohnung, sondern lediglich die Folge unserer geistigen und physischen Handlungen. Wir sind dafür verantwortlich und tragen letztendlich auch die Konsequenzen, ob wir wollen oder nicht." Und machen darauf aufmerksam, dass man den im abendländischen Kulturkreis häufig gestellten Fragen "Warum ich?", "Warum passiert das mir?" im Buddhismus nur selten begegnet.
"Es gibt keine Gründe für Selbstmitleid, denn jedem Problem, jedem Umstand, der uns dazu verleiten könnte, uns selbst zu bedauern, wird eine Bedeutung zugesprochen und bekommt damit einen Sinn. Ursache und Wirkung: Dem Einzelnen fällt es dadurch viel leichter, selbst schwer zu bewältigende Probleme anzugehen. Das ist kein einfacher, kein bequemer Gedankengang für den westlich geprägten Menschen. Der Buddhismus weist den Weg aus der Opferrolle in die Eigenverantwortung."
Nach dem Studium arbeitet Peter Betts an einer Schule in Devon als Lehrer für Mathematik und Naturwissenschaften. Doch ist da auch der Wunsch nach einem spirituellen Leben. Schliesslich macht er sich auf nach Thailand, wo er im Waldkloster Wat Pah Pong von Ajahn Chah Aufnahme findet.
Der Alltag im Waldkloster ist streng. "Das Leben ist karg und fern jeder Romantik. Einfachheit und Reduktion bestimmen den Ablauf." Aufgestanden wird um drei Uhr morgens, Dhamma-Reden von Ajahn Chah während der Nacht können sechs bis sieben Stunden dauern. Das Ziel dabei ist Befreiung und diese ist nur in der Gegenwart möglich.
Nach ein paar Jahren wechselt Ajahn Brahm, wie er jetzt heisst, in das neu gegründete Wat Pah Nanachat, das "Kloster der vielen Länder", in dem viele Ausländer nach der Waldtradition leben.
Ajahn Brahm empfiehlt, "nicht aus der Vergangenheit zu lernen, sondern aus der Gegenwart: 'The past is un-ifable. You can't if the past'. Es gibt kein 'wenn' in der Vergangenheit. Ajahn Brahm beschreibt sie als Gefängniszelle, deren Tür offen steht. Es steht uns frei, einfach hinauszugehen, aber wir tun es zu selten – wir halten daran fest. Genau darum geht es Ajahn Brahm: um ein innerliches Umschalten. Das befreit von Ballast, richtet unsere Aufmerksamkeit auf den Moment. Genauso schwierig ist es, Gewohnheiten, die man als schlecht oder sogar schädlich erkannt hat, aufzugeben. Auch daran halten wir um der Routine willen und wider besseres Wissen fest."
In Australien baut er zusammen mit anderen das Bodhinyana-Kloster auf. Er schreibt Bücher, versteht, zu unterhalten, macht sich einen Namen. Sein Rat wird gesucht, er jettet um die Welt, gibt Tipps, wie man mit schwierigen Menschen umgehen kann. Und erzählt dabei von Ajahn Moskito, von dem er als junger Mönch in Wat Pah Pong gehört hat. Ajahn bedeutet Lehrer, doch was können uns Moskitos lehren, die im thailändischen Wald doch nichts anderes tun, als die Mönche beim Meditieren zu stören?
Brahms Lehrer, Ajahn Chah, "kann den Ärger seiner Mönche verstehen, erklärt ihnen aber, dass das Problem mit den Moskitos ein universelles sei. Unangenehm, wie sie nun mal sind, seien sie ein Teil des Lebens und lebten nur ihrer Natur entsprechend. Man müsse lernen, sie zu akzeptieren und sich mit ihnen zu arrangieren."
Ajahn Brahm
Der Mönch, der uns das Glück zeigte
Eine Biografie in Erzählungen
von Vusi Reuter und Sabine Kroiss
mvg Verlag, München 2016
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