Dies ist ein auf vielfältige Art und
Weise nützliches Buch – weil es zeigt, was es mit den
verschiedenen Psychotherapien so auf sich hat. Und weil es einem klar
macht, dass weit weniger dahinter steckt, als der Laie gefälligst
glauben soll. So hält der Autor fest: „Im Grunde kann jeder Mensch
im Alltag psychotherapeutisch tätig sein; die menschliche Psyche ist
gar nicht so variabel wie man denkt. Ein offenes Ohr für seine
Mitmenschen, das Anwenden vernünftigen Denkens und Zulassen von
Mitgefühl und vielleicht das Kennenlernen der ein oder anderen
psychotherapeutischen Technik (die ja alle letztendlich dem Alltag
entspringen), können schon genügen.“
Man lernt einiges in diesem Buch. Dass
zum Beispiel Freud unter Depressionen litt, diese aber mit seiner
Psychoanalyse nicht heilen konnte. Oder dass es Menschen, die bei
Unfällen Verletzungen davon tragen, schneller besser geht, wenn sie
nicht dauernd über das Warum (der Unfall passiert ist) nachdenken. Oder dass der entscheidende Faktor
einer erfolgreichen Therapie die Beziehung zwischen Therapeut und
Klient ist. Oder dass das NLP die Verantwortung für den therapeutischen
Prozess dem Therapeuten und nicht dem Klienten zuschreibt. Und und
und ...
Der Diplompsychologe Ulrich Buchner wirft den Psychoanalytikern, Tiefenpsychologen, Kognitiven Verhaltenstherapeuten und Humanistischen Psychologen vor, dass sie ihre Klienten zu Objekten machen, die das Konzept und Glaubenssystem des Therapeuten übernehmen müssen. So sei für Verhaltenstherapeuten ein Mensch nichts weiter als „die Summe seiner Lerngeschichte“, Humanistische Psychologen hingegen glaubten, „dass der Mensch alle Fähigkeiten in sich trägt, die er zum (Über-) Leben benötigt – man müsse sie nur aus ihm herauskitzeln.“
Der Diplompsychologe Ulrich Buchner wirft den Psychoanalytikern, Tiefenpsychologen, Kognitiven Verhaltenstherapeuten und Humanistischen Psychologen vor, dass sie ihre Klienten zu Objekten machen, die das Konzept und Glaubenssystem des Therapeuten übernehmen müssen. So sei für Verhaltenstherapeuten ein Mensch nichts weiter als „die Summe seiner Lerngeschichte“, Humanistische Psychologen hingegen glaubten, „dass der Mensch alle Fähigkeiten in sich trägt, die er zum (Über-) Leben benötigt – man müsse sie nur aus ihm herauskitzeln.“
Buchner vertritt dezidiert einen
Anti-Mainstream-Standpunkt: „Die Psychoanalyse behauptet, dass
alle Probleme aus der Kindheit stammen. Ich behaupte die Umkehrung:
Die Menschen haben der Psychoanalyse viel zu viel Glauben und
Vertrauen geschenkt, und die Gesellschaft hat ihr Glaubenssystem
übernommen – nur deswegen sind die Menschen heutzutage davon
überzeugt, dass ihre Probleme aus einer missratenen Kindheit
stammen.“
So recht eigentlich gibt es das
Unbewusste gar nicht, meint Buchner. Und fügt hinzu: Dass wir das
Wörtchen „unbewusst“ in der Umgangssprache so häufig verwenden,
basiere „auf einer gewissen Unschärfe der Sprache“. Um seine
diesbezügliche Sichtweise darzulegen, geht er auf Sartres Das
Sein und das Nichts ein, worin
vier Arten oder Ebenen des Bewusstseins skizziert werden. Seine
Schlussfolgerung? „Nix mit 'Unbewusstsein', sondern einfach
verschiedene Stufen des Bewusstseins bzw. der Wahrnehmung. Also:
Tiefenpsychologie ade!“
Fazit: eine anregende und hilfreiche Lektüre.
Fazit: eine anregende und hilfreiche Lektüre.
Ulrich Buchner
Wenn Irre Irrenärzte werden
Hinter den Kulissen der Psychotherapie
Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh
2012
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