"Dieses Buch handelt von der klinischen Versorgung von Patienten mit Borderline Persönlichkeitsstörung. Es erhebt Anspruch auf Vollständigkeit und sollte alle anerkannten Therapien umfassen", schreibt Gunderson in der Einleitung. Und: "Patienten mit Borderline Persönlichkeitsstörung sind selten untherapierbar, doch um sie erfolgreich zu behandeln, werden Therapeuten gebraucht, die Spezialwissen und besonderes Training haben." Mit anderen Worten: ist der Therapeut besonders qualifiziert und anerkannt ("Es ist mir gelungen, viele Jahre als anerkannter Therapeut mit Borderline-Patienten zu arbeiten ..."), wird es nicht nur zu positiven Veränderungen, "die weitgehend die dysphorische Stimmungslage dieser Menschen verbessern und ihr Sozialleben begünstigen", sondern auch dazu kommen, "dass die Angehörigen der Patienten, aber auch die Therapeuten sowie die Kosten des Gesundheitswesens entlastet werden, die sonst noch wesentlich höher ausfallen würden." Ich habe da so meine Zweifel, denn bei der Borderline Persönlichkeitsstörung (BPS) handelt es sich wesentlich um ein seelisches Leiden und ob da Therapie messbare Resultate zeigen kann, ist zumindest fraglich. Wer kann schon wirklich wissen, ob allfällige Verbesserungen der Therapie geschuldet sind oder ob sie nicht auch sonst eingetreten wären?
"Um die nötigen Qualifikationen zu erwerben, sind im Allgemeinen zwei bis drei Jahre relativ umfassender, vorzugsweise unterschiedlichster Kontakte nötig, wie sich etwa bei einer Tätigkeit in stationären oder Wohneinrichtungen ergeben." Sicher, eine solche Ausbildung schadet nicht, doch garantiert sie auch Behandlungserfolg? Gunderson bringt es auf den Punkt, wenn er festhält: "Viele Therapeuten sind nicht gut im Umgang mit BPS-Patienten. Vielleicht ist also der Erfolg von Kernberg und Linehan bei Borderline-Patienten weder ihrer theoretischen Ausrichtung noch ihrer Ausbildung zuzuschreiben." Woran also dann? "Möglicherweise liegt das Geheimnis in den abschätzig als nicht-spezifisch bezeichneten Komponenten ihres Angebots. Kernberg und Linehan haben gleichermassen charismatische Ausstrahlung. Sie haben Autorität: Sie verkörpern Zuversicht, Klarheit, Kraft und Sicherheit."
"Aufmerksam, herausfordernd und eingehend" sind gemäss Gunderson die Qualitäten, die gute Borderline-Therapeuten mitbringen müssen. Dass diese nicht einfach so gelernt werden können, versteht sich von selbst.
Dieses Buch gibt umfassend Auskunft zum aktuellen Forschungs- und Behandlungsstand, lässt einen der Verlag wissen. Der Autor führt unter anderem aus, wie man zu einer sicheren Diagnose kommt, erläutert, welche Therapiemöglichkeiten es gibt und diskutiert allgemeine Erwägungen zur Therapie, zum therapeutischen Umfeld und zur Interaktion zwischen Patient und Behandelnden. Zudem finden sich in dem Buch zahlreiche Tabellen, Abbildungen und Fallvignetten.
Gunderson schliesst sein Werk mit der Hoffnung, dass die Tragödien und das Veränderungspotential der Borderline-Patienten "Eingang finden in das Denken der breiteren Gesellschaft, von der die Gemeinschaft derer, die in der psychiatrischen Versorgung arbeiten, nur ein kleiner Teil ist." Dabei weiss er: "... letzten Endes ist dieses Ziel nur durch die Hilfsappelle zu erreichen, die von diesen Patienten, zu ihrem eigenen Vorteil, weiterhin ausgehen werden." Leider ist das nicht die einzige holprige Formulierung in diesem ansonsten empfehlenswerten Buch.
John G. Gunderson
Borderline
Diagnostik, Therapie, Forschung
Verlag Hans Huber, Bern 2005
"Um die nötigen Qualifikationen zu erwerben, sind im Allgemeinen zwei bis drei Jahre relativ umfassender, vorzugsweise unterschiedlichster Kontakte nötig, wie sich etwa bei einer Tätigkeit in stationären oder Wohneinrichtungen ergeben." Sicher, eine solche Ausbildung schadet nicht, doch garantiert sie auch Behandlungserfolg? Gunderson bringt es auf den Punkt, wenn er festhält: "Viele Therapeuten sind nicht gut im Umgang mit BPS-Patienten. Vielleicht ist also der Erfolg von Kernberg und Linehan bei Borderline-Patienten weder ihrer theoretischen Ausrichtung noch ihrer Ausbildung zuzuschreiben." Woran also dann? "Möglicherweise liegt das Geheimnis in den abschätzig als nicht-spezifisch bezeichneten Komponenten ihres Angebots. Kernberg und Linehan haben gleichermassen charismatische Ausstrahlung. Sie haben Autorität: Sie verkörpern Zuversicht, Klarheit, Kraft und Sicherheit."
"Aufmerksam, herausfordernd und eingehend" sind gemäss Gunderson die Qualitäten, die gute Borderline-Therapeuten mitbringen müssen. Dass diese nicht einfach so gelernt werden können, versteht sich von selbst.
Dieses Buch gibt umfassend Auskunft zum aktuellen Forschungs- und Behandlungsstand, lässt einen der Verlag wissen. Der Autor führt unter anderem aus, wie man zu einer sicheren Diagnose kommt, erläutert, welche Therapiemöglichkeiten es gibt und diskutiert allgemeine Erwägungen zur Therapie, zum therapeutischen Umfeld und zur Interaktion zwischen Patient und Behandelnden. Zudem finden sich in dem Buch zahlreiche Tabellen, Abbildungen und Fallvignetten.
Gunderson schliesst sein Werk mit der Hoffnung, dass die Tragödien und das Veränderungspotential der Borderline-Patienten "Eingang finden in das Denken der breiteren Gesellschaft, von der die Gemeinschaft derer, die in der psychiatrischen Versorgung arbeiten, nur ein kleiner Teil ist." Dabei weiss er: "... letzten Endes ist dieses Ziel nur durch die Hilfsappelle zu erreichen, die von diesen Patienten, zu ihrem eigenen Vorteil, weiterhin ausgehen werden." Leider ist das nicht die einzige holprige Formulierung in diesem ansonsten empfehlenswerten Buch.
John G. Gunderson
Borderline
Diagnostik, Therapie, Forschung
Verlag Hans Huber, Bern 2005
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