Mittwoch, 30. November 2011

Misuse & Abuse

Another dry month went by, and by now my mind was teeming with ideas and projects. I realized that for years I'd been squeezing my talent out of a toothpaste tube. I'd misused it and abused it and failed to replenish it with deep reading and full consciousness. I began to listen to music again. To Erroll Garner and Ben Webster. To Ray Charles and rock and roll. I was greedy for what I had missed.

Pete Hamill: A Drinking Life

Sonntag, 27. November 2011

On Willingness

Before very long we began to relate some incidents of our drinking, and, naturally, pretty soon, I realized both of them knew what they were talking about because you can see things and smell things when you're drunk, that you can't other times, and, if I had thought they didn't know what they were talking about, I wouldn't have been willing to talk to them at all.“

Bill D., AA-member number three
in: Ernest Kurtz: Not-God. A History of Alcoholics Anonymous

Mittwoch, 23. November 2011

Hoffnungen versus Erwartungen

Eine Atmosphäre von Frieden und Unbeschwertheit lag über dem Ort und seinen Einwohnern. Niemand hier hegte grosse Erwartungen: weder was die Fussballmannschaft noch was das eigene Leben betraf. Hoffnungen ja, doch keine Erwartungen. Und so konnte es auch keine Enttäuschungen geben. Höflichkeit, Einfühlungsvermögen und sogar Nächstenliebe fallen einem viel leichter, wenn man nicht permanent darüber brütet, dass das Leben einen gerade wieder um die grosse Chance betrogen hat, die einem eigentlich zugestanden hätte.

Joe McGinniss
Das Wunder von Castel di Sangro

Sonntag, 20. November 2011

Anweisungen für den Koch

Es gibt Bücher, die will man, kaum hat man ein paar wenige Seiten gelesen, unverzüglich weiterempfehlen. Dazu gehört Bernard Glassmans Anweisungen für den Koch. Weil man da so wunderbar nützliche Sätze findet wie etwa diesen: „Der wahre Zen-Koch benutzt, was vorhanden ist, und macht das Bestmögliche daraus, statt sich darüber zu beklagen, was er alles nicht hat, oder dies als Entschuldigung dafür anzuführen, dass das Resultat seiner Bemühungen so kläglich ausgefallen ist.“ Hinzuzufügen wäre höchstens, dass man dafür so recht eigentlich nicht unbedingt ein Zen-Koch zu sein braucht – jeder gute Koch tut das.

Nothing special“ hat Charlotte Joko Beck eines ihrer Bücher über Zen genannt. Das gilt auch für die „Anweisungen für den Koch“. Eigenartigerweise macht genau dieses „nothing special“ diese Anweisungen speziell – weil wir nämlich immer nach dem Aussergewöhnlichen suchen und wer sucht, der macht, so Krishnamurti, bestenfalls einen Schaufensterbummel ...

Dass sich der Autor dabei besonders gut auszudrücken weiss (oder liegt es an der Übersetzung?), kann man allerdings nicht sagen:
Ich wollte mein Verständnis von Zen als Leben darzulegen („darlegen“, sollte das wohl heissen), so wie es auch mein Lehrer Maezumi Roshi immer gelehrt hatte, ein Leben, bei dem wir zu allen Zeiten aufgerufen sind, voll zu leben, und unsere Praxis darin besteht, das Glas, das immer wieder schmutzig wird, zu putzen, statt es nicht zu benutzen, und in dem wir unsere Klarheit von der Einheit des Lebens durch unser tägliches Handeln manifestieren.“

Wesentlich besser drückt er es hier aus: „Der Vorgang des Reinigens verändert den Koch ebenso wie die Räume, die gereinigt werden, und die Menschen, die in diese Räume kommen – das gilt für eine Meditationshalle wie für ein Wohnzimmer, eine Küche und ein Büro. Deshalb spielen in Zen-Klöstern Reinigungsarbeiten eine so wichtige Rolle. Dabei ist unwichtig, ob etwas unserer Meinung nach schmutzig oder sauber ist. Wir reinigen einfach alles.“ Der Grund: wer die Küche reinigt, reinigt den Geist.

Die „Anweisungen für den Koch“ postulieren, sich auf die Realität, auf das Hier und Jetzt, einzulassen. Und dazu finden sich in diesem Buch, ausgehend von dem zentralen Prinzip, dass alles miteinander verbunden ist und nichts völlig unabhängig existiert, viele praktische Anregungen. Wie man mit der Bürokratie umgehen soll, zum Beispiel. Oder wie wir durch Angst lernen können. Keine abgehobene Esoterik also, sondern am Realen ausgerichtete praktische Lebenshilfe. „Es ist ungeheuer wichtig, dass wir aus dem spirituellen Bereich immer wieder in die gewöhnliche Welt zurückkehren und darin arbeiten.“ Und das tut man, indem man sich mit den Details beschäftigt, von denen Maezumi Roshi einmal gesagt hat: „Es gibt nichts anderes als Details.“ Ein andermal hat er es so formuliert: „Kleinigkeiten sind nicht klein.“

Wesentlich ist: „Warte nicht, bis du erleuchtet bist.“ Und dies meint: Nicht der Experte ist gefragt im Zen, sondern der Anfänger, denn nur der, der noch nicht allzuviel weiss beziehungsweise viel Wissen angehäuft hat, ist fähig, die Dinge zu sehen, wie sie sind.

Wir müssen uns von der Vorstellung lösen, dass wir irgendwann einmal keine Probleme haben werden. Erst wenn uns dies gelungen ist, können wir uns mit den wirklich wichtigen Fragen unseres Lebens beschäftigen.“

Was einem dieses Buches unter anderem auch klar macht, ist, dass Zen, wie es Glassman versteht, „sich in vielem an der amerikanischen katholischen Arbeiterbewegung“ orientiert und damit ganz wesentlich soziale Praxis ist. Und die ist schwierig: „Ein Zen-Schüler, der Reiche ablehnt, leidet unter dem gleichen Problem wie ein Reicher, der den Zen-Schüler ablehnt“, behauptet Glassman. Wirklich? Wer bereit ist, sich mit solchen Argumenten auseinanderzusetzen, ist mit diesem Buch bestens bedient.

Summa summarum: eine bereichernde und hilfreiche Lektüre.

Bernard Glassman
Anweisungen für den Koch
Lebensentwurf eines Zen-Meisters
edition steinrich, Berlin 2010

Mittwoch, 16. November 2011

What we see & What we feel

When you meet someone, there are at least two things more prominent in your mind than in theirs – your thoughts, and their face. As a result we tend to judge others on what we see, and ourselves by what we feel.

Ian Leslie

Sonntag, 13. November 2011

Una vida doble

Más que la mayoría de las personas, el alcohólico lleva una vida doble. Tiene mucho de actor. Ante el mundo exterior, representa su papel de actor. Este es el único que le gusta que vean sus semejantes. Quiere gozar de cierta reputación pero sabe en los más íntimo de su ser que no se la merece.
La inconsistencia es agrandada por las cosas que hace durante sus borracheras. Al volver en sí se siente asqueado por algunos episodios que recuerda vagamente. Estos recuerdos son una pesadilla. Tiembla al pensar que alguien los pudo haber presenciado. Hasta donde puede, guarda estos recuerdos en lo más profundo de su ser. Tiene esperanzas de que no salgan a relucir nunca. Está constantemente en un estado de temor y de tensión – el cual hace que beba más.

En Acción
Alcohólicos Anónimos

Mittwoch, 9. November 2011

Alcoholic Grandiosity

... a foundation was being laid for the discovery and awareness that the First Cause of an alcoholic's difficulties – drunk or sober – was an appropriately unique specification of the „self-centeredness“ that lay at the „root of our troubles.“ It was what Wilson and the years would call „alcoholic grandiosity.“

Ernest Kurtz
Not-God: A History of Alcoholics Anonymous

Sonntag, 6. November 2011

La primera copa

El hecho es que la mayoría de los alcohólicos, por razones que todavía son oscuras, cuando se trata de beber, han perdido su capacidad para elegir. Nuestra llamada fuerza de voluntad se vuelve práticamente inexistente. Somos incapaces a veces de hacer llegar con suficiente impacto a nuestra conciencia el recuerdo del sufrimiento y la humiliación de apenas un mes antes. Estamos indefensos contra la primera copa.

Hay una Solución
Alcohólicos Anónymos

Mittwoch, 2. November 2011

Es geht ums Tun

Buchtitel sind häufig irreführend, so auch dieser. Denn wer sich, wie der Klappentext behauptet, eine „leidenschaftliche Anstiftung, sich einzumischen, der nie der Humor oder die Bodenhaftung abhandenkommt“ erwartet, wird einigermassen verblüfft sein, dass er hier die meiste Zeit etwas ganz anderes vorgesetzt bekommt. Zuallererst eine Einführung von Christa Spannbauer, die darin ihrer Bewunderung für den tollen Konstantin Wecker und den tollen Bernard Glassman Ausdruck gibt. Auch die vielen übers ganze Buch verstreuten Fotos der beiden legt eher den Eindruck von Heldenverehrung nahe (obwohl doch Glassman diese, neben einer ganzseitigen Aufnahme von ihm!, explizit ablehnt) – und steht damit dem Stadium, „in dem wir weniger von unseren egozentrischen Gefühlen dominiert werden, sondern in dem es uns bewusst wird, dass wir mit der ganzen Welt verbunden sind“ so recht eigentlich diametral entgegen. Dann erzählt Konstantin Wecker aus seinem Leben. Er hat vielerlei Hilfreiches zu sagen, doch mit dem Motto „Es geht ums Tun und nicht ums Siegen“ hat das alles wenig bis gar nichts zu tun.

Wecker zeigt sich von „den friedlichen Revolutionen“ in Berlin und Kairo „elektrisiert“ und nimmt es als Beweis, „dass Widerstand erfolgreich ist“. Damit hat er zweifellos recht, doch die Frage ist, ob das, was sich jetzt in Nordafrika anzubahnen scheint (ein Sieg der Islamisten bei den ersten Wahlen in Tunesien; die Einführung der Scharia durch den Übergangsrat in Libyen) eigentlich unterstützenswert ist. Ich finde nicht.

Konstantin Wecker ist ein belesener Mann, er zitiert Bedenkenswertes zuhauf:
„Als Künstler hat man quasi die Verpflichtung, Anarchist zu sein. Es gibt gar keine andere Möglichkeit.“ (Henry Miller).
„Im Anfängergeist gibt es viele Möglichkeiten, im Geist des Experten nur wenige.“ (Suzuki Roshi).
„Religiös sind Menschen, die Angst vor der Hölle haben. Spirituell sind Menschen, die durch die Hölle gegangen sind.“ (ein Obdachloser).
„Der Mystiker Meister Eckhart sprach davon, dass 'Gott nur auf einer leeren Tafel schreiben könne'“.

So recht eigentlich lohnt sich die Lektüre dieses Bandes schon allein der hilfreichen Zitate wegen. Aber auch wegen Texten wie „Empört Euch“ (auf Seiten 54-56). Und auch weil Wecker und Glassman nicht theoretisch, sondern auf sich selber bezugnehmend argumentieren.

Bernard Glassman, ein ausgebildeter Luftfahrt- und Weltraumingenieur, hatte so eine Art Erweckungserlebnis, als er einmal nach einer Meditation nach dem Sinn der Gehmeditation fragte und von dem jungen Mönch Taizan Maezumi, der später sein Lehrer wurde, die Antwort erhielt: „Wenn wir gehen, dann gehen wir einfach.“ In der Folge praktiziert er obsessiv Zazen („Ich wurde daraufhin zu einem regelrechten Fanatiker im Zendo ...“), kündigt seinen Job und widmet sich voll und ganz dem zu dieser Zeit (1972) boomenden Zen. „Wir kauften Wohnungen, um die vielen Menschen, die zu uns kamen, unterbringen zu können, und erwarben Land für ein Bergkloster südlich von Los Angeles.“ Woher das Geld kam, erfährt man nicht.

Er gründet das Zen-Zentrum Greyston in New York. Auch diesmal erfährt man nicht, mit welchem Geld dies geschah. Dann folgten die Greyston-Bäckerei, das Greyston Family Inn, eine Organisation, „um Wohnungen für obdachlose Familien zu bauen und deren Existenz zu sichern“ und die Zen-Peacemaker, ein weltweites interreligiöses Netzwerk, das zu einer Vielzahl sozialer Projekte und Aktivitäten führte („u.a. Gemeinschaftsprojekte zwischen Israelis und Palästinensern, Suppenküchen in Paris, Unterstützungsangebote für Immigranten oder Gesundheitsfürsorge für Menschen mit Aids“).

Worum geht es im Zen? „Einsicht in die Einheit allen Seins und damit von der Verbundenheit des Lebens zu erhalten.“ Für Bernard Glassman ergibt sich daraus, dass man etwas tun, dass man handeln muss. Wenn ihn jemand fragt, was man denn eigentlich tun soll, dann fragt er zurück: „Was ist das Beste, was du jetzt tun kannst?“

Fazit: ein lesenswertes und auf vielfältige Weise anregendes Buch.

PS: Einer der Glassman-Sätze hat es mir ganz besonders angetan: „Für mich ist es eigentlich bereits Zauberei, dass wir unseren Arm bewegen können.“

Konstantin Wecker / Bernard Glassman
Es geht ums Tun und nicht ums Siegen
Koesel Verlag, München 2011
www.koesel.de