Go to the culture section of any newspaper or magazine and you will find book reviews, essays on architecture, art exhibitions or articles on the question "How Jewish was Franz Kafka" (the online version of the International Herald Tribune on 18 August 2008). What you will however not find in that section are articles on, say, hooliganism or binge drinking, despite that both are very much cultural phenomena.
"Air rage attacks by British passengers have trebled in the past five years, with pilots blaming airport delays for allowing passengers to get drunk", I read in the online version of The Daily Telegraph of 19 August 2008. Why not blame (partly, at least) British drinking culture, I wonder?
Sonntag, 31. Juli 2011
Mittwoch, 27. Juli 2011
Psychotherapeuten im Visier
Im Jahre 2005 erschien im Münchner Kösel Verlag Holger Reiners' „Das heimatlose Ich. Aus der Depression zurück ins Leben“, worin der Autor forderte, man solle den Arzt fragen, wie "sein Behandlungskonzept und der zu erwartende Zeitrahmen bis zum Behandlungsende in etwa aussehen“ und zudem „immer wieder die vom Therapeuten vorgeschlagenen Behandlungsschritte zu hinterfragen“ sowie „nach dem Behandlungsansatz fragen, nach den Behandlungszielen und warum wann welcher Schritt aus Sicht des Arztes notwendig ist."
In seinem neuesten Werk, „Psychotherapeuten im Visier“, verlangt Holger Reiners so recht eigentlich dasselbe. Es bedürfe "eines radikalen Umdenkens im Umgang mit Menschen, die unter seelischen Krankheiten leiden. Wir müssen sie endlich ernst nehmen, ihnen ärztliche Aufmerksamkeit widmen und seelische Erkrankungen ebenso gleichrangig behandeln wie somatische.“
Als ich das las, kam mir diese Stelle in Tim Parks' „Die Kunst still zu sitzen“ in den Sinn:
„Kommen wir noch einmal zu den körperlichen Aspekten.“ Aber dann hielt ich inne. „Oder wollen sie behaupten, es sei alles rein psychosomatisch?“
Ein Lächeln breitete sich langsam auf dem Gesicht des Arztes aus. „Das ist ein Wort, für das wir kaum Verwendung haben, Mr. Parks.“
Ich schaute ihn an.
„Man spricht nur von psychosomatisch, erklärte seine Frau, „wenn man der Auffassung ist, Körper und Geist könnten je getrennt sein.“
Nun gut, das ist eine indische Auffassung, und vielleicht etwas zu radikal verschieden von dem, was der westliche Mensch sich so gewohnt ist, als dass ich hier darauf eingehen will. Ich will übrigens auch gar nicht so tun, als ob ich das wirklich könnte, ich fand einfach den indischen Ansatz faszinierend. Doch zurück zu Reiners' Psychotherapeuten: „Psychotherapeut – ein grosses Wort, das geradezu pathetisch die Sonderrolle des Akteurs assoziiert. Wie anders klingt dagegen die Bezeichnung 'Schmerztherapeut'! An einen Schmerztherapeuten hat der Patient klare Erwartungen: Seine Schmerzen besonders bei schweren Erkrankungen soweit es geht schnell und nachhaltig zu lindern.“
In seinem neuesten Werk, „Psychotherapeuten im Visier“, verlangt Holger Reiners so recht eigentlich dasselbe. Es bedürfe "eines radikalen Umdenkens im Umgang mit Menschen, die unter seelischen Krankheiten leiden. Wir müssen sie endlich ernst nehmen, ihnen ärztliche Aufmerksamkeit widmen und seelische Erkrankungen ebenso gleichrangig behandeln wie somatische.“
Als ich das las, kam mir diese Stelle in Tim Parks' „Die Kunst still zu sitzen“ in den Sinn:
„Kommen wir noch einmal zu den körperlichen Aspekten.“ Aber dann hielt ich inne. „Oder wollen sie behaupten, es sei alles rein psychosomatisch?“
Ein Lächeln breitete sich langsam auf dem Gesicht des Arztes aus. „Das ist ein Wort, für das wir kaum Verwendung haben, Mr. Parks.“
Ich schaute ihn an.
„Man spricht nur von psychosomatisch, erklärte seine Frau, „wenn man der Auffassung ist, Körper und Geist könnten je getrennt sein.“
Nun gut, das ist eine indische Auffassung, und vielleicht etwas zu radikal verschieden von dem, was der westliche Mensch sich so gewohnt ist, als dass ich hier darauf eingehen will. Ich will übrigens auch gar nicht so tun, als ob ich das wirklich könnte, ich fand einfach den indischen Ansatz faszinierend. Doch zurück zu Reiners' Psychotherapeuten: „Psychotherapeut – ein grosses Wort, das geradezu pathetisch die Sonderrolle des Akteurs assoziiert. Wie anders klingt dagegen die Bezeichnung 'Schmerztherapeut'! An einen Schmerztherapeuten hat der Patient klare Erwartungen: Seine Schmerzen besonders bei schweren Erkrankungen soweit es geht schnell und nachhaltig zu lindern.“
Bei aller Sympathie – die Wahrheit ist konkret ! – , das Problem bei der Depression (wie auch bei Burn Out, Alkoholismus, Kokainsucht etc.) liegt ja nicht zuletzt darin, dass man bislang nicht hat klären können, wie sie eigentlich entsteht. Und damit eben auch nicht wirklich weiss, wie sie zu behandeln ist. Nicht weil jeder Fall so wahnsinnig verschieden und eine Behandlung deswegen nicht standardisierbar ist (Reiners wirft den Psychotherapeuten zu Recht vor, dass sie sich hinter diesem Argument verstecken), sondern weil das menschliche Verhalten zu komplex und rätselhaft ist, als dass es „wissenschaftlich“ vorher gesagt werden könnte. Anders gesagt: den fachlich kompetenten Psychotherapeuten (und das meint: den Spezialisten für seelische Probleme), den Reiners fordert, kann es so recht eigentlich gar nicht geben. Aus dem simplen Grund, weil es gar keine objektiven Kriterien oder Tests zur Feststellung einer Depression oder von seelischer Gesundheit gibt.
Ganz unbedingt zuzustimmen ist Reiners hingegen bei seiner Forderung, dass der Kranke vom Therapeuten mit grosser Empathie empfangen werden sollte. Doch „genau das entspricht nicht dem Selbstverständnis der Therapeutenzunft. Sie setzt zuerst einmal auf Distanz, spontane Herzlichkeit und eine Geste der Zuversicht gehören nicht zum therapeutischen Ritual. Der Patient soll bewusst auf sich selbst gestellt bleiben – ich nenne es hilflos sein.“
Ganz unbedingt zuzustimmen ist Reiners hingegen bei seiner Forderung, dass der Kranke vom Therapeuten mit grosser Empathie empfangen werden sollte. Doch „genau das entspricht nicht dem Selbstverständnis der Therapeutenzunft. Sie setzt zuerst einmal auf Distanz, spontane Herzlichkeit und eine Geste der Zuversicht gehören nicht zum therapeutischen Ritual. Der Patient soll bewusst auf sich selbst gestellt bleiben – ich nenne es hilflos sein.“
Es gibt (wenige) Therapeuten, die zugeben, dass sie hilflos sind. Das macht sie menschlich. Und deswegen gelegentlich kompetent. „Nit nit ay garabam“, sagen die senegalesischen Wolof, der Mensch sei des Menschen Arznei. Bei seelischen Problemen gilt das ganz unbedingt.
Holger Reiners
Psychotherapeuten im Visier
Diederichs Verlag, München 2011
Holger Reiners
Psychotherapeuten im Visier
Diederichs Verlag, München 2011
Sonntag, 24. Juli 2011
Recovery Talk
Veronica has issues with recovery talk. It is, as she says, all well and good that people head into church basements, drink coffee and quit killing themselves with chemicals. But the haze of goodness and self-realization that surrounds it? Not so much.
“In my book if giving up my substances means I am going to turn into a navel-gazing, self-satisfied clown like the [expletive] I see in your meetings, then you what? — pass the joint, shake me a margarita, and kiss my” — well, you get the picture.
David Carr: Wrestling With Recovery Is No Fairy Tale.
The New York Times, 29 June 2011
“In my book if giving up my substances means I am going to turn into a navel-gazing, self-satisfied clown like the [expletive] I see in your meetings, then you what? — pass the joint, shake me a margarita, and kiss my” — well, you get the picture.
David Carr: Wrestling With Recovery Is No Fairy Tale.
The New York Times, 29 June 2011
Mittwoch, 20. Juli 2011
Psychiatry & Drug Industry
The drug industry, of course, supports other specialists and professional societies, too, but Carlat asks, “Why do psychiatrists consistently lead the pack of specialties when it comes to taking money from drug companies?” His answer: “Our diagnoses are subjective and expandable, and we have few rational reasons for choosing one treatment over another.” Unlike the conditions treated in most other branches of medicine, there are no objective signs or tests for mental illness—no lab data or MRIfindings—and the boundaries between normal and abnormal are often unclear. That makes it possible to expand diagnostic boundaries or even create new diagnoses, in ways that would be impossible, say, in a field like cardiology. And drug companies have every interest in inducing psychiatrists to do just that.
Marcia Angell: The Illusions of Psychiatry
The New York Review of Books, 14 July 2011
Marcia Angell: The Illusions of Psychiatry
The New York Review of Books, 14 July 2011
Sonntag, 17. Juli 2011
One addiction replacing another?
"In time, I grew to alternately resent and hate AA because in some ways it stole my husband from me. He stopped going out at night or socialising with anyone who was not a member. He went to meetings at least once a day, sometimes twice. The only person he spoke to, aside from me, was his sponsor. I knew it was keeping him sober, but I was not sure, as someone had told me, that it was not one addiction replacing another" writes Janine di Giovanni in Ghosts by Daylight: A Memoir of War and Love (Bloomsbury).
The question whether one addiction is simply replaced by another I do find a rather academic one for not all addictions are the same - some will eventually kill you, others will help you living a constructive life.
Mittwoch, 13. Juli 2011
Learning to live
I was astonished to discover that only one of the twelve steps, the first one, mentions the word alcohol (specifically, the admission of powerlessness over drink). The other eleven all have to do with getting by, with learning to be honest and responsible and humble, to own up to your mistakes when you make them, to ask for help when you need it.
Caroline Knapp: Drinking, a Love Story
Caroline Knapp: Drinking, a Love Story
Sonntag, 10. Juli 2011
The War on Drugs
The report (of the Global Commission on Drug Policy) describes the total failure of the present global antidrug effort, and in particular America’s “war on drugs,” which was declared 40 years ago today. It notes that the global consumption of opiates has increased 34.5 percent, cocaine 27 percent and cannabis 8.5 percent from 1998 to 2008. Its primary recommendations are to substitute treatment for imprisonment for people who use drugs but do no harm to others, and to concentrate more coordinated international effort on combating violent criminal organizations rather than nonviolent, low-level offenders.
Jimmy Carter: Call Off the Global Drug War
Jimmy Carter: Call Off the Global Drug War
The New York Times, 16 June 2011
Mittwoch, 6. Juli 2011
Sólo por un día
Todos nosotros en A.A. permanecemos alejados del primer trago sólo por un día. Y, para muchos de nosotros, es igualmente importante que permanezcamos alejados de la primera pastilla, sólo por un día.
El miembro de A.A. y el Abuso de las Drogas
El miembro de A.A. y el Abuso de las Drogas
Sonntag, 3. Juli 2011
Das Leben findet jetzt statt
Dieses 'später' und dieses 'eines Tages' gibt es einfach nicht. Das Leben findet jetzt statt, man kann es nicht verschieben.
Claudia Kotter
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