Als ich während eines Einsatzes als Therapeut einer Kollegin gegenüber wortreiche Ausführungen über meine Sicht der Dinge "unseren" Patienten anlangend machte, sagte sie unvermittelt: Du bist eigentlich eher Philosoph als Therapeut.
Die psychologische und psychiatrische Herangehensweise bei seelisch-leidenden Menschen hat mich nie wirklich überzeugt; ich kann mit diesen so recht eigentlich hilflosen und willkürlichen Zuschreibungen (vom frühkindlichen Trauma bis zur angeblichen Bindungsunfähigkeit) wenig anfangen. Sie charakterisieren eher das Denken der Psychologinnen und Psychiater als die Befindlichkeit der Patienten.
Nichtsdestotrotz: Jede Therapie kann wirken, sofern der Patient daran glaubt. Und da der Mensch bekanntlich auch ganz viel Unsinn glaubt (etwa dass die Wirklichkeit nur im Kopf existiere – solchen Leuten empfehle ich den Sprung vom fünfzehnten Stockwerk), kann sein Glaube natürlich auch jeden Therapieerfolg verhindern.
Mich selber überzeugen die Selber-Denker mehr als die Diplomierten. Und noch mehr imponieren mir die, die leben, was sie predigen. Leider gehöre ich nicht zu ihnen, doch ich gebe mir Mühe und übe weiter. Und darauf gründet wesentlich mein Therapie-Ansatz: Auf meiner eigenen Auseinandersetzung mit dem Leben, bei dem mich viel Zen-Buddhistisches oder was ich glaube, davon zu verstehen, begleitet hat – und das immer noch tut.
Beim Zen geht es darum, den Augenblick zu erfahren. Alles andere ist Ablenkung. Dass eine solche temporär hilfreich sein kann, steht ausser Frage. Nur eben: "Wir können nicht leben, ohne ganz in diesem Augenblick zu sein, denn daraus besteht unser Leben", schreibt Charlotte Joko Beck in Zen im Alltag. Der Augenblick ist immer gegenwärtig, das heisst jedoch nicht, dass wir für ihn erwacht sind. Dies gilt es zu lernen.
Es ist eine "Tatsache, dass wir absolut nicht erleben wollen, was wir erleben." Und warum ist das so? "Wir wollen das Leben nicht annehmen, wie es ist, weil dazu auch das Leiden gehört, und das erscheint uns unannehmbar."
Nehmen wir die weissen Blutkörperchen; sie sind so eine Art Reinigungstrupp, der in den Arterien unterwegs ist. "Gerade während wir hier sitzen, sind Millionen solcher Zellen in uns tätig, um unsere Arterien nach Kräften zu reinigen." Sie tun, was sie tun. Also das, was in ihnen angelegt ist, wofür sie bestimmt sind.
"Uns ist die Gabe des Denkens gegeben, und wir missbrauchen sie und gehen in die Irre. Wir vertreiben uns selbst aus dem Paradies. Wir denken nicht an die Arbeit, die für das Leben getan werden muss, sondern trachten nur danach, wie wir unser isoliertes Selbst hätscheln können – was einem weissen Blutkörperchen nie einfallen würde. Sein Leben wird nach kurzer Zeit vorbei sein, es wird durch andere ersetzt. Es grübelt nicht, es tut einfach seine Arbeit."
Nichtsdestotrotz: Jede Therapie kann wirken, sofern der Patient daran glaubt. Und da der Mensch bekanntlich auch ganz viel Unsinn glaubt (etwa dass die Wirklichkeit nur im Kopf existiere – solchen Leuten empfehle ich den Sprung vom fünfzehnten Stockwerk), kann sein Glaube natürlich auch jeden Therapieerfolg verhindern.
Mich selber überzeugen die Selber-Denker mehr als die Diplomierten. Und noch mehr imponieren mir die, die leben, was sie predigen. Leider gehöre ich nicht zu ihnen, doch ich gebe mir Mühe und übe weiter. Und darauf gründet wesentlich mein Therapie-Ansatz: Auf meiner eigenen Auseinandersetzung mit dem Leben, bei dem mich viel Zen-Buddhistisches oder was ich glaube, davon zu verstehen, begleitet hat – und das immer noch tut.
Beim Zen geht es darum, den Augenblick zu erfahren. Alles andere ist Ablenkung. Dass eine solche temporär hilfreich sein kann, steht ausser Frage. Nur eben: "Wir können nicht leben, ohne ganz in diesem Augenblick zu sein, denn daraus besteht unser Leben", schreibt Charlotte Joko Beck in Zen im Alltag. Der Augenblick ist immer gegenwärtig, das heisst jedoch nicht, dass wir für ihn erwacht sind. Dies gilt es zu lernen.
Es ist eine "Tatsache, dass wir absolut nicht erleben wollen, was wir erleben." Und warum ist das so? "Wir wollen das Leben nicht annehmen, wie es ist, weil dazu auch das Leiden gehört, und das erscheint uns unannehmbar."
Nehmen wir die weissen Blutkörperchen; sie sind so eine Art Reinigungstrupp, der in den Arterien unterwegs ist. "Gerade während wir hier sitzen, sind Millionen solcher Zellen in uns tätig, um unsere Arterien nach Kräften zu reinigen." Sie tun, was sie tun. Also das, was in ihnen angelegt ist, wofür sie bestimmt sind.
"Uns ist die Gabe des Denkens gegeben, und wir missbrauchen sie und gehen in die Irre. Wir vertreiben uns selbst aus dem Paradies. Wir denken nicht an die Arbeit, die für das Leben getan werden muss, sondern trachten nur danach, wie wir unser isoliertes Selbst hätscheln können – was einem weissen Blutkörperchen nie einfallen würde. Sein Leben wird nach kurzer Zeit vorbei sein, es wird durch andere ersetzt. Es grübelt nicht, es tut einfach seine Arbeit."
Nehme ich mir Zeit und lasse dies auf mich wirken, so vermeine ich zu spüren, dass mein Körper das alles weiss, dass er die Wahrheit des Augenblicks kennt.