Mittwoch, 31. Mai 2017

Go into the arts

Go into the arts. I'm not kidding. The arts are not a way to make a living. They are a very human way of making life more bearable. Practicing an art, no matter how well or badly, is a way to make your soul grow, for heaven's sake. Do it as well as you possibly can. You will get an enormous reward. You will have created something. 

Kurt Vonnegut

Mittwoch, 24. Mai 2017

Die grossen Fragen des Lebens

Die grossen Fragen des Lebens sind für mich die drei klassischen: Woher kommen wir? Wer sind wir? Wohin gehen wir? Stellt man sie, wird man in aller Regel von Mitmenschen, für die Denken mehr Qual denn Lust zu sein scheint, mit der Aufforderung zurecht gewiesen, sich gescheiter Fragen zuzuwenden, auf die es praktische Antworten gibt. Obwohl ich durchaus Sympathie für diesen Ansatz habe, beschäftigen mich die drei grossen Fragen trotzdem. Und nicht zuwenig..

Dass man unter grossen Fragen auch etwas ganz anderes verstehen kann, als meine drei grossen, zeigt mir David Tripolina, desssen Fragen gerade in Buchform veröffentlicht worden sind. Es handelt sich um ein sogenanntes Ausfüllbuch und das meint, dass da Fragen gestellt werden und nachfolgend Platz freigelassen wird, damit man seine persönlichen Antworten hineinschreiben kann.

Im Vorwort schreibt er unter anderem:
"Beim Nachdenken über mein bisheriges Leben und das, was noch auf mich zukommen würde, ist mir klar geworden, wie sehr ich von den Fragen geprägt wurde, die ich mir und anderen gestellt habe. Mit meiner unstillbaren Neugierde habe ich viel gelernt. Vor allem über mich selbst." 

Das Buch ist geliedert in Themenbereiche und zwar in dieser Reihenfolge: Heute und morgen, Interessen, Stärken und Schwächen, Ziele, Glück, Unglück, Geld und Besitz, Kindheit und Jugend, Beruf und Karriere, Körper, Liebe, Familie, Zukunft, Vergangenheit, Glaube, Krankheiten, Tod, Persönlichkeit und Charakter; Leidenschaften und Hobbys, Freunde, Ethik und Moral, Heimat und Zuhause, Ende.

Zugegeben, die Reihenfolge hat sich mir nicht wirklich erschlossen und die Themenunterteilung so recht eigentlich auch nicht. Zudem finde ich nicht wenige Fragen so uninspirierend wie die von Personalchefs (Frau wie Mann). Etwa: "Wie wünschst du dir dein Leben in fünf Jahren?"

Es gebe keine dummen Fragen, kann man oft hören, und selbstverständlich ist das Blödsinn. "Warst du in deiner Pubertät glücklich?" gehört für mich dazu. Denn so recht eigentlich ist Pubertät ja fast synonym mit unglücklich. Sicher, man könnte jetzt natürlich argumentieren, genau deswegen sei das eben eine gute Frage, denn sie verleite einen dazu, die Pubertät einmal anders zu betrachten.

Wie auch immer: Fragen ist zu stellen eine gute Sache – weil sie das Bewusstsein stärken, sie einen die Welt wacher erleben lassen und weil sie Ausdruck unseres Staunens sind.

Eine der hilfreicheren Fragen in diesem Ausfüllbuch war für mich eine in zwei Teile gestaffelte: "Was kannst du tun, um dich glücklich zu fühlen?" gefolgt von: "Was hält dich davon ab?"

Die grossen Fragen des Lebens
Eine Reise zu dir selbst
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Das aussergewöhnliche Ausfüllbuch
riva Verlag, München 2017

Mittwoch, 17. Mai 2017

Alles hat seinen Sinn

Alles, was geschieht und uns zustösst, hat seinen Sinn, 
doch es ist oft schwierig, ihn zu erkennen.
Auch im Buch des Lebens hat jedes Blatt zwei Seiten:
die eine schreiben wir Menschen selber mit unserem Planen, 
Wünschen, Hoffen, aber die andere füllt die Vorsehung, 
und was sie anordnet, ist selten so unser Ziel gewesen.

Eljâs ebn-e Jussef Nizâmî, 1140/41-1209, persischer Epiker

Mittwoch, 10. Mai 2017

Ten Rules for Being Human

1. You will receive a body.
You may like it or hate it, but it will be yours for the entire period this time around.

2. You will learn lessons.
You are enrolled in a full-time informal school called "life." Each day in this school you will have the opportunity to learn lessons. You may like the lessons or think them irrelevant or stupid.

3. There are no mistakes, only lessons.
Growth is a process of experimentation - trial and error. The so-called "failed experiments" are as much a part of the process as the experiments that 
ultimately "work".

4. A Lesson is repeated until learned.
It will be presented to you in various forms until you have learned it. When you have learned it you can then go on to the next lesson. If you do not learn easy lessons, they become harder. You will know you have learned a lesson when your actions change.

5. Learning lessons does not end.
There is no part of life that does not contain its lessons. Every person, every incident is the universal teacher. If you are alive, there are lessons to be learned.

6. "There" is no better than "here."
Nothing leads to happiness. When your "there" has become a "here," you will 
simply obtain another "there" that again will look better than "here."

7. Others are merely mirrors of you.
You cannot love or hate something about another person unless it reflects 
something you love or hate in yourself.

8. What you create of your life is up to you.
You have all the tools and resources you need; what you do with them is up to you.

9. All your answers lie inside you.
All you need to do is look, listen and trust.

10. You will forget all of this.

Mittwoch, 3. Mai 2017

Jedes Gehirn hat seine eigene Wahrheit

Wir Menschen kommen mit einem unfertigen Gehirn zur Welt, erst durch unsere Lebenserfahrungen wird es gestaltet. Bei anderen Säugetieren ist das anders. So können etwa Zebras nach 45 Minuten bereits rennen, lerne ich in The Brain von David Eagleman. Natürlich ist auch im menschlichen Gehirn manches vorgegeben – Atmung, Weinen, Saugen, Gesichtserkennung sowie die Fähigkeit, eine Sprache zu erlernen. Doch einen genauen Schaltplan gibt es nicht.

Man spricht heutzutage von der Plastizität des Gehirns. Und das meint: Unser Gehirn wandelt sich nicht nur während unserer Kindheit und Jugend, sondern so recht eigentlich unser ganzes Leben lang. So faszinierend und nachvollziehbar ich das finde, ich werde skeptisch, als ich lese: "Im Gehirn eines Kleinkindes bilden sich pro Sekunde bis zu zwei Millionen neue Synapsen, wie die Verbindungen genannt werden." Zwei Millionen Synapsen pro Sekunde? Wie, um Himmels Willen, will man sowas messen? 

Die einzige Konstante sei der Wandel, sagen bekanntlich die Buddhisten. David Eagleman drückt das folgendermassen aus: "Unsere roten Blutkörperchen werden beispielsweise alle vier Monate komplett ausgetauscht, und unsere Hautzellen erneuern sich alle paar Wochen. Innerhalb von rund sieben Jahren wird jedes einzelne Atom in unserem Körper durch ein anderes ersetzt. Rein körperlich sind wir täglich ein anderer."

Auch hier ist mir nicht wirklich klar, wie man überprüfen kann, wie ein Atom durch ein anderes ersetzt wird. Zugegeben, meine Vorstellungskraft ist begrenzt und Biologie habe ich auch nicht studiert. Wie auch immer: Der Grundgedanke des stetigen Wandels leuchtet mir ein. Selbst die Erinnerung ist, wie wir wissen, nicht fix, sondern ausgesprochen kreativ.

Wussten Sie übrigens, dass wir uns ohne Gedächtnis, keine Zukunft vorzustellen vermöchten? "Es dient nicht nur dazu, Vergangenes aufzuzeichnen, sondern auch in die Zukunft zu blicken. Um sich den Strandausflug auszumalen, greift vor allem der Hippocampus auf Bilder aus der Vergangenheit zurück und stellt sie neu zusammen."

Wir sehen die Welt nicht wie sie ist, denn sie besteht nur aus Energie und Materie. Dass unser Gehirn im Laufe von Jahrmillionen gelernt hat, daraus "eine reichhaltige sinnliche Welterfahrung zu formen" ist ein Wunder, das wir uns nach wie vor nicht erklären können.

Doch die Hirnforschung hat uns Einiges über unsere Wahrnehmung gelehrt. Etwa, dass das Gehirn seine eigene Wirklichkeit erzeugt. Man denke ans Träumen, bei dem wir auch mit geschlossenen Augen Bilder sehen.

Wir können nur er-kennen, was wir kennen, hat Goethe einmal geschrieben. David Eagleman bezeichnet das als "Erwartungen sehen". So erkennen wir auf einem Spaziergang ganz automatisch die Dinge auf dem Weg, müssen uns also nicht lange überlegen, was uns unsere Augen zeigen. Aufgrund unserer gesammelten Erfahrungen, "trifft unser Gehirn Annahmen über das, was wir sehen werden."

 Wir sehen die Dinge nicht detailliert, denn unser Hirn nimmt nur einen kleinen Ausschnitt der sichtbaren Welt wahr. Dazu kommt, dass die Zeiterfahrung unseres Gehirns höchst eigenartig ist. So haben viele Menschen die Erfahrung germacht, dass die Zeit in lebensbedrohlichen Situationen langsamer vergeht.

"Unser Gehirn erzählt uns eine Geschichte, und wir nehmen sie ihm ab, egal wie sie aussieht. Ob wir auf einen optische Täuschung hereinfallen, einen Alptraum für wahr halten, Buchstaben als farbig wahrnehmen oder während einer schizophrenen Episode Halluzinationen für real halten – immer nehmen wir unsere Wirklichkeit so wahr, wie das Gehirn sie uns präsentiert." 

Der Mensch sei nicht Herr in seinem eigenen Haus, meinte bekanntlich Sigmund Freud. Anders gesagt: Wir sind meistens auf Autopilot, werden von unseren Unterbewussten regiert. Unterhalb unserer Bewusstseinsschwelle rasen Milliarden elektrischer Signale durch Zellen und lösen chemische Impulse in unzähligen Synapsenverbindugen aus. Und wo bleibt da der freie Wille? "Noch hat die Neurowissenschaft keine Möglichkeit gefunden, die Existenz des freien Willens experimentell zu widerlegen", schreibt David Eagleman.

The Brain ist nicht nur ein spannendes und höchst anschauliches Buch darüber, wie wir Entscheidungen treffen und die Welt wahrnehmen, wer wir sind und wie wir unser Leben lenken, sondern auch ein sehr schön gemachtes, mit ganz wunderbaren Illustrationen versehenes Werk, das einen Preis für exzellente Gestaltung verdient hätte.

David Eagleman
The Brain
Die Geschichte von Dir
Pantheon Verlag, München 2017