Mittwoch, 30. Dezember 2015

Fortune & Misfortune

This is a great book! Chiefly for two reasons: 1) It makes me ponder things I've never really thought about and it does so in a way that I find intriguing  it felt as if I was watching the author think. 2) Armando Benitez is an original thinker – and most authors are not.

"Psychologists and other busybodies continually tell us that we can change ourselves. But how often can they provide us with examples to show that the accepted methods of accomplishing this are the right way? Not very often." One of the reasons that we are not very eager to correct our defects is that they make us what we are. And, to correct them would make us "an entirely different person. And most humans have no desire to become another person."

Superstitions shouldn't be relinquished, argues Armando Benitez, for there is "a rational and logical reason for them." They also might serve a useful purpose.

 Fortune & Misfortune deals primarily with how to improve our luck. "The way to change our luck for the better is by tackling the chore through small increments, which each little victory over our destiny strengthening us for the next assault ...". This is also useful advice for people who suffer from addictions. 

Armando Benitez addresses questions that most of us do not even recognise as questions. Take for instance the argument "that our chances of being struck by a lightning bolt (about 600,000-to-one) are better than our chances of winning the lottery." Such thinking assumes that the chances are the same for everyone. But they are not for "we can increase our chances of being struck by lightning. We can go out on a lake or river in a small open boat during a thunder storm; we can take shelter under a lone tree in an open meadow; we can hold up a long metal object  fishing pole, golf club, driller's loading pole, surveyor's aluminium stadia rod    during lightning and thunder activity."

Fortune & Misfortune is not only cleverly argued but also a fun read. Just have a look at these titles: Escaping poverty by eating rich foods; Is Daydreaming a Dangerous Enterprise? 

Armando Benitez has inhabited many diverse realities – "I have been broke and without a job more times than I care to remember" – and has gone through a variety of changes which he attributes "to the application of the metaphysical truths I have discovered". Quite some of these he shares in this book. 

Fortune and Misfortune is a fascinating journey into the realms of the arcane that results, among quite some other things, in making the case for the rational basis of superstition.

Armando Benitez
The Roots and Origins of
Fortune & Misfortune
The Logic behind Superstition
Alondra Press, Houston 2015

Mittwoch, 23. Dezember 2015

Abhängig bleibe ich

Heute weiß ich, dass ich ein Suchtmensch bin. Ich muss bei allem aufpassen: Wie lange ich vor dem Laptop sitze, wie viel Kaffee ich trinke oder sonst was. Meine Kifferfreunde von damals leben alle noch. Von denen, die weiter gegangen sind, kann ich das nicht behaupten (...) Abhängig bleibe ich. Würde ich wieder etwas konsumieren, wäre ich sehr schnell wieder drin. Das Suchtgedächtnis wäre umgehend wieder eingeschaltet. Deshalb hilft bei mir nur völlige Abstinenz. Wenn ich beschäftigt bin, dann geht das auch.

Für mehr, siehe hier

Mittwoch, 16. Dezember 2015

Vergiss nicht, dass du im Grunde keine Ahnung hast ...

Vergiss nicht, dass du im Grunde keine Ahnung hast, was Esme in ihrem Leben widerfahren ist und welche Erfahrungen sie geprägt haben. Das weiss man immer nur über sich selbst, und die meisten Menschen wissen nicht mal das, denn der Zustand verändert sich ständig und hält kaum lange genug an, um ihn zu analysieren.

Robert Wilson: Ihr findet mich nie

Mittwoch, 9. Dezember 2015

Legalisiert und reguliert den Drogenmarkt!

Johann Hari, geboren 1979, ist ein britischer Journalist und lebt in London. 2011, nach einer privaten und beruflichen Krise (er hatte unter anderem Interviews manipuliert, war in Ungnade gefallen), begab er sich auf eine drei Jahre dauernde Reise um die Welt, um die Ausmasse und Langzeitfolgen des Krieges gegen Drogen zu ergründen.

Kann man dem Buch eines Journalisten, der beim Lügen und Bescheissen erwischt worden ist, trauen? Möglicherweise mehr als all denen, die auch gelegentlich lügen und bescheissen, doch nie dabei erwischt worden sind, denn dieser Journalist will seinen guten Ruf zurück.

So macht er etwa transparent, wie er zu seinen Informationen gekommen ist. Das ist rar im Journalismus. Und höchst begrüssenswert. Doch auch der aufrichtigste Journalismus ist nicht vor Irrtümern gefeit. Davon, dass in den 80er und 90er Jahren die Drogensüchtigen der Umgebung wie Vieh in einem abgesperrten Teil des Zürcher Bahnhofs zusammengetrieben worden sind, habe ich jedenfalls bisher noch nie gehört.

Vor hundert Jahren konnte man überall auf der Welt problemlos Drogen kaufen. Viele Hustensäfte in den USA enthielten Opiate, Coca-Cola wurde aus derselben Pflanze wie Schnupfkokain hergestellt und in Grossbritannien boten Warenhäuser für die Damen der feinen Gesellschaft Heroindöschen an.

Wie viele Menschen Alkohol trinken, ohne Alkoholiker zu werden, gab es auch viele, die zu mit Opiaten versetzten Hustensäften griffen, um ihre Nerven zu beruhigen, ohne dass sie süchtig wurden.

Im Jahre 1914 wurden in den USA Drogen verboten. Aus Angst vor den Schwarzen, Mexikanern und Chinesen, von denen man glaubte, dass sie "ihren angestammten Platz in der Gesellschaft vergassen und zur Gefahr für die Weissen wurden."

Drogen illegal zu machen, bedeutet, eine illegale Drogenindustrie zu ermöglichen. Und die Kontrolle über die Drogen in die Hände gefährlicher Verbrecher zu legen. "Die Drogendealer konnten nun exorbitante Preise verlangen. In der Apotheke hatte das Gramm Morphium zwei, drei Cents gekostet, die Gangster verlangten einen Dollar. Und die Süchtigen zahlten, was immer sie zahlen mussten." Das ist heute noch genauso.

Derart eindrücklich wie in Drogen. Die Geschichte eines langen Krieges, habe ich noch nie gelesen, dass und wie der Krieg gegen Drogen gescheitert ist. Das liegt auch daran, dass Johann Hari ganz viele und ganz unterschiedliche Seiten zum Zug kommen lässt. Von der drogen- und alkoholkranken Billie Holiday zu Arnold Rothstein, einem der ersten Drogenbarone. Vom Strassendealer Chino zu Harry Anslinger, der in den Dreissigerjahren Amerikas oberster Drogenjäger war und das Drogenverbot initiierte.

Auch mit Rosalio Reta, der für eine mexikanische Drogenbande gemordet hatte und heute in einem texanischen Gefängnis sitzt, kam Hari ins Gespräch. Nur schon lesend ist die Brutalität dieser Banden schwer zu ertragen

"Überall in den Vereinigten Staaten und überall in der Welt beobachteten Polizisten ein Phänomen. Verhaftet man viele Vergewaltiger, nimmt die Zahl der Vergewaltigungen ab. Verhaftet man viele gewaltbereite Rassisten, nimmt die Zahl rassistischer Übergriffe ab. Verhaftet man aber viele Drogendealer, laufen die Drogengeschäfte keineswegs schlechter."

Anders gesagt: Die Kriminalisierung der Drogen bringt diese nicht zum Verschwinden, sondern schafft mehr Kriminalität, mehr Kriminelle und mehr Opfer. Opfer meint nicht nur Drogensüchtige, es meint auch Menschen, die zufällig in einen Krieg zwischen Drogenbanden geraten, es meint auch die vielen 15, 17 oder 20 Jährigen, die einmal wegen eines Drogenvergehens verhaftet worden sind und deswegen jetzt keine Stelle mehr finden.

Wer glaubt, süchtiges Verhalten liesse sich mit Gewalt bezwingen, sollte unbedingt lesen, was Johann Hari über 'Tent City', eine weibliche Sträflingskolonie für Drogensüchtige, in Arizona zusammengetragen hat. Und sich auch einmal dies vor Augen halten: "Vom liberalen Staat New York bis zum liberalen Staat Kalifornien gehört das Verhaften und Foltern von Drogengefangenen zur Routine."

In Mexiko, jedenfalls in Ciudad Juárez, kontrollieren die Kartelle den Staat. Einen anderen Schluss lässt das Schicksal der Krankenschwester Marisela Escobedo, die den gewaltsamen Tod ihrer Tochter Rubi durch ein Mitglied einer einflussreichen Drogengang nicht einfach so hinnehmen wollte, sondern sich wehrte, nicht zu.

So wie die Prohibition das organisierte Verbrechen ermöglicht hatte, half die Kriminalisierung der Drogen einem Geschäft auf die Beine, das brutaler und einflussreicher nicht sein könnte. Dagegen gibt es nur eine Lösung: "Legalisiert und reguliert den Drogenmarkt."

Johann Hari ist aber noch auf etwas ganz anderes gestossen. "Clean ist nicht das Gegenteil von Sucht. Das Gegenteil ist, nicht allein zu sein ... Ist man allein, kann man der Sucht nicht entkommen. Wird man geliebt, hat man eine Chance."

Fazit: Erschütternde Geschichten, notwendige Aufklärung, überzeugende Argumentation.

Johann Hari
Drogen
Die Geschichte eines langen Krieges
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2015

Mittwoch, 2. Dezember 2015

Etwas für jemand anderen tun

So gehört es zu meinem Trainingsprogramm, wenn möglich jeden Tag etwas für jemand anderen zu tun. Falls Ihnen das jetzt allzu offensichtlich erscheint, hatten Sie wahrscheinlich noch nie ein Suchtproblem.
Mir scheint, dass unsere atomisierte, säkulare Kultur das Bedürfnis nach Zusammengehörigkeit unterdrückt.
Meine einzige Möglichkeit, alkohol- und drogenfrei zu leben, ist, mich in Demut, Wachsamkeit und mit Unterstützung durch Dritte von einem Tag zum nächsten zu hangeln.
Aus: Russell Brand: Revolution.