"Ich halte Würde für das oberste und wichtigste Lebensziel, und die gewinnt man nicht durch Erfolg und Leistung, sondern nur durch die individuelle Wahrheit, die es zu finden und zu leben gilt", schreibt der Psychiater und Psychoanalytiker Hans-Joachim Maaz im Vorwort, in dem er auch erwähnt, dass er seit 14 Jahren mit seiner Frau Dr. Ulrike Gedeon-Maaz, Psychiaterin, Psychotherapeutin und Psychoanalytikerin zusammen arbeitet. Maaz war zudem auch lange Zeit Chefarzt der Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik des Diakoniekrankenhauses Halle. Mit anderen Worten: der Mann ist ein Vertreter des Systems, dem er kritisch gegenüber steht.
Von der Psychotherapie schreibt er, diese sei "niemals nur Kassenleistung zur Behandlung von Krankheiten, sondern stets auch Lebensform: die beharrliche kritische Auseinandersetzung mit Erkrankungen oder Konflikten auf der Suche nach dem aufrichtigen Weg." Klingt gut, und ist mir sympathisch, aber ob das auch die Realität ist?
"Dass Psychotherapie wirkt, ist wissenschaftlich gesichert. Ihre individuelle Anwendung aber bleibt eine Kunst und ist von ganz subjektiven Faktoren abhängig", so Maaz. Nun ja, mit der Wissenschaft und der Seele ist das so eine Sache, wie die beiden zusammengehen können ist mir völlig rätselhaft und ich hätte gerne mehr darüber erfahren ... für viele der seelischen Krankheiten, die Aufnahme in die DSM, das Diagnostische und Statistische Manual Psychischer Störungen, der Bibel der Psychiatrie, finden, gibt es jedenfalls keine wissenschaftliche Grundlage ...
Hans-Joachim Maaz hält nichts "von einer vorgeblichen Neutralität des Therapeuten", sondern betrachtet es "als seine Pflicht, die eigene Position gegenüber den Belangen des Patienten zu reflektieren." Doch was macht eigentlich ein Therapeut? Er exploriert, stellt Fragen, trifft mit dem Patienten Vereinbarungen, bestätigt, was bestätigt gehört, verbalisiert emotionale Erlebnisinhalte, konfrontiert, deutet, doch raten soll er nicht. "Rat soll der Psychotherapeut nicht oder nur selten geben, da es darauf ankommt, dass der Patient lernt, sich besser zu verstehen, und aus Erkenntnis und Einsicht zu seinen Entscheidungen findet. Psychotherapie ist Lehre zur Selbstberatung." Das Problem dabei ist, dass wir alle nicht sehr gut darin sind, auf unseren eigenen Rat zu hören.
Mein spezielles Augenmerk galt dem Kapitel über "Alkohol, Drogen, Medikamente und Psychotherapie" wo ich unter anderem las, dass Psychotherapie nur Erfolge bringen könne, "wenn deutliche Bereitschaft und ernsthafte Motivation gegeben sind." Das bedeutet: ohne vorgängige Abstinenz (denn nur darin zeigt sich die klare Bereitschaft und Motivation) kann Psychotherapie nichts bewirken. In den Worten von Hans-Joachim Maaz: "...was mit Substanzen betäubt wird, entzieht sich der therapeutischen Bearbeitung. Anders gesagt: Erst wenn Suchtmittel weggelassen werden, können die psychischen Inhalte, die mit Alkohol oder Drogen beeinflusst wurden, wieder spürbar und so der bewussten Bearbeitung zugeführt werden. Man kann es auch zugespitzt formulieren: Statt sich mit Drogen zuzudröhnen, entsteht die wesentliche Befreiung durch die zugelassenen Affekte – in der Regel aggressive, schmerzliche und traurige Gefühle – in einer einfühlsamen Beziehung." Ob die einfühlsame Beziehung wirklich die Lösung ist, sei einmal dahin gestellt, doch Süchtige oder Ex-Süchtige würden sicher gerne erfahren, wie man zu solch einer Beziehung kommt. Und die Nicht-Süchtigen sicher auch.
Hans-Joachim Maaz
Hilfe! Psychotherapie
Wie sie funktioniert und was sie leistet
Verlag C.H.Beck, München 2014
Von der Psychotherapie schreibt er, diese sei "niemals nur Kassenleistung zur Behandlung von Krankheiten, sondern stets auch Lebensform: die beharrliche kritische Auseinandersetzung mit Erkrankungen oder Konflikten auf der Suche nach dem aufrichtigen Weg." Klingt gut, und ist mir sympathisch, aber ob das auch die Realität ist?
"Dass Psychotherapie wirkt, ist wissenschaftlich gesichert. Ihre individuelle Anwendung aber bleibt eine Kunst und ist von ganz subjektiven Faktoren abhängig", so Maaz. Nun ja, mit der Wissenschaft und der Seele ist das so eine Sache, wie die beiden zusammengehen können ist mir völlig rätselhaft und ich hätte gerne mehr darüber erfahren ... für viele der seelischen Krankheiten, die Aufnahme in die DSM, das Diagnostische und Statistische Manual Psychischer Störungen, der Bibel der Psychiatrie, finden, gibt es jedenfalls keine wissenschaftliche Grundlage ...
Hans-Joachim Maaz hält nichts "von einer vorgeblichen Neutralität des Therapeuten", sondern betrachtet es "als seine Pflicht, die eigene Position gegenüber den Belangen des Patienten zu reflektieren." Doch was macht eigentlich ein Therapeut? Er exploriert, stellt Fragen, trifft mit dem Patienten Vereinbarungen, bestätigt, was bestätigt gehört, verbalisiert emotionale Erlebnisinhalte, konfrontiert, deutet, doch raten soll er nicht. "Rat soll der Psychotherapeut nicht oder nur selten geben, da es darauf ankommt, dass der Patient lernt, sich besser zu verstehen, und aus Erkenntnis und Einsicht zu seinen Entscheidungen findet. Psychotherapie ist Lehre zur Selbstberatung." Das Problem dabei ist, dass wir alle nicht sehr gut darin sind, auf unseren eigenen Rat zu hören.
Mein spezielles Augenmerk galt dem Kapitel über "Alkohol, Drogen, Medikamente und Psychotherapie" wo ich unter anderem las, dass Psychotherapie nur Erfolge bringen könne, "wenn deutliche Bereitschaft und ernsthafte Motivation gegeben sind." Das bedeutet: ohne vorgängige Abstinenz (denn nur darin zeigt sich die klare Bereitschaft und Motivation) kann Psychotherapie nichts bewirken. In den Worten von Hans-Joachim Maaz: "...was mit Substanzen betäubt wird, entzieht sich der therapeutischen Bearbeitung. Anders gesagt: Erst wenn Suchtmittel weggelassen werden, können die psychischen Inhalte, die mit Alkohol oder Drogen beeinflusst wurden, wieder spürbar und so der bewussten Bearbeitung zugeführt werden. Man kann es auch zugespitzt formulieren: Statt sich mit Drogen zuzudröhnen, entsteht die wesentliche Befreiung durch die zugelassenen Affekte – in der Regel aggressive, schmerzliche und traurige Gefühle – in einer einfühlsamen Beziehung." Ob die einfühlsame Beziehung wirklich die Lösung ist, sei einmal dahin gestellt, doch Süchtige oder Ex-Süchtige würden sicher gerne erfahren, wie man zu solch einer Beziehung kommt. Und die Nicht-Süchtigen sicher auch.
Hans-Joachim Maaz
Hilfe! Psychotherapie
Wie sie funktioniert und was sie leistet
Verlag C.H.Beck, München 2014