Sonntag, 22. Dezember 2024

Problem no good

 In the 1990s I spent much time in Thailand, and mostly in Bangkok, where one will regularly get to hear this famous Thai-English saying: Problem, no good. Right, I then thought, but why constantly state the obvious? Yet after a while I began to wonder whether this was actually true. Well, at that time, I did in fact like problems for they gave me something to do. In addition, to be able to solve problems felt gratifying.

Problems, problems, problems fill the minds of today's concerned people. And, big problems demand of course big minds. It was then clear to me that only distinguished people were able to solve complicated problems.

It took me considerable time to come up with a different view. Nowadays I believe most problems are fabricated, they give us permission not to do what we know we should do. 

Here's an example: If you were to go and see a psychologist or a lawyer, their first question will be: What's your problem? An hour later you will leave with many more problems tjhat you had very probably never heard of. The reason given is simple: You lacked the knowledge that would have allowed you to see the complexity of it all.

Needless to say, the real reason is differen for the lawyer and the psychologist need to make a living. Problems are their business model. The complexity they present to you is entirely made up and totally unnecessary. This is not to say that all things are easy, this is to say that if you want to change something you need to act instead of pondering problems.

Again an example: A man with a drinking problem wants to know what to do about it. Stop drinking, I said. Her looked at me wondering whether I was taking him for a ride. You do not seem to understand, he said, this is my problem. It is not, I replied, for what you need to do is obvious. However, you do not want to do what you know you need to do and so you call it a problem. To label something a problem is an excuse for not acting the way you know you should.


Mittwoch, 18. Dezember 2024

Yesterday ... Today ... Tomorrow

  There are two days in every week about which we should not worry, two days which should be kept free from fear and apprehension. 

One of these days is Yesterday with its mistakes and cares, its faults and blunders, its aches and pains. Yesterday has passed forever beyond our control.
All the money in the world cannot bring back Yesterday. We cannot undo a single act we performed; we cannot erase a single word said. Yesterday is gone.

The other day we should not worry about is Tomorrow with its possible adversities, its burdens, its large promise and poor performance. Tomorrow is also beyond our immediate control.
Tomorrow's sun will rise, either in splendor or behind a mask of clouds - but it will rise. Until it does, we have no stake in Tomorrow, for it is yet unborn.

This leaves only one day - Today. Any man can fight the battles of just one day; it is only when you or I add the burdens of those two awful eternities - Yesterday - and Tomorrow - that we break down.

It is not the experience of Today that drives men mad - it is the remorse or bitterness for something which happened Yesterday and the dread of what Tomorrow may bring.
Let us, therefore, live but One Day at a Time

Author Unknown

Mittwoch, 11. Dezember 2024

Die Geschichte einer Landärztin

Dass ich überhaupt auf dieses Buch gestossen bin, liegt wohl wesentlich daran, dass mein Vater als Arzt (genauer: als Spezialarzt für ORL) auf dem Land praktizierte. Dazu kommt, dass Geschichte eines Landarztes von John Berger und Jean Mohr bei mir im Regal steht (dessen englischer Originaltitel lautet: A Fortunate Man. The Story of a Country Doctor) und die in diesem Buch porträtierte Ärztin heute die Praxis des von John Berger geschilderten Arztes führt (der englische Originaltitel von Polly Morlands Werk heisst übrigens: A Fortunate Woman. A Country Doctor's Story).

Es gibt zahlreiche Parallelen zwischen den beiden Büchern. Höchst aufschlussreich ist auch, was man alles über John Bergers Buch, das für angehende britische Ärzte damals als Pflichtlektüre galt, erfährt. Bewegt hat mich vor allem dies: Die Frau des Arztes spielte eine überaus wichtige Rolle im Leben des Manisch-Depressiven, den man heute als bipolar charakterisieren würde. So wusste sie etwa, wann es an der Zeit war, wieder einmal das Gewehr wegzuschliessen. Ein Jahr nachdem sie mit 61 Jahren an einem Herzschlag starb, erschoss sich ihr Mann. Dass Berger die Rolle der Frau nicht gebührend erwähnte, wurde ihm zu Recht als unverzeihlich angekreidet.

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einer Landärztin und einer Ärztin im Krankenhaus? Zum einen hat man auf dem Land kein Privatleben, zum andern ist das Vertrauen, das persönliche Verhältnis ganz besonders wichtig. Wegen Kinkerlitzchen geht man auf dem Land nicht zum Arzt; eine Landärztin braucht ein gutes Gespür für ihre Klientel, die vor allem hören will, dass es so recht eigentlich nichts zu behandeln gibt und alles in Ordnung ist. Dass es das manchmal überhaupt nicht ist, erfährt man an zahlreichen Beispielen. Trotzdem gilt: Das Beruhigen ist die wichtigste Vorsorge.

Die Patientenvielfalt in dieser Landpraxis ist schlicht umwerfend. Das geht von der postnatalen Depression zur Frau mittleren Alters, die von der Ärztin will, dass sie ihrer Schwester verbietet, das Scheckbuch der betagten Mutter egoistisch zu eigenen Zwecken zu verwenden; vom Raucher, der nichts von Nikotinpflastern hören will bis zur Vierzehnjährigen, die mit einem viel älteren Mann schläft. Auch Patienten mit Selbstmordgedanken oder der Neigung zur Selbstverletzung finden den Weg in ihre Sprechstunde. „2018 stellte eine Studie fest, dass in den Nachwehen eines Suizids bis zu 135 Menschen Unterstützung suchen, sei es medizinisch oder seelsorgerisch.“

Polly Morland ist ein bemerkenswertes Porträt dieser mit heftigen Emotionen geschlagenen Landärztin gelungen. „Ihre Emotionen waren immer noch heftig und zwingend, aber sie lernte, einen Zwischenraum zwischen ihre Gefühle und den in einer Krise notwendigen Schritten einzuziehen. Zu Beginn war das eine Zufallsentdeckung, eine spontane, intuitive Simulation der einstudierten Gelassenheit ihrer Mutter, aber als sie herausfand, dass es funktionierte und ihr bei der Arbeit half, wurde es zu einem Verhalten, das die Ärztin innerlich einstudierte. Fast fünfundzwanzig Jahre später ist es genau das, was ihre Kollegen in der Landpraxis immer wieder hervorheben: wie ruhig sie bleibt, ganz gleich, was auch geschieht.“

Studien haben gezeigt, dass die Tatsache, über einen langen Zeitraum den gleichen Doktor aufzusuchen, sowohl medizinische als auch finanzielle Vorteile hat. „Diese umfassen das bessere Befolgen von medizinischen Ratschlägen, eine höhere Akzeptanz von Impfungen, einen zurückgehenden Bedarf an Bereitschaftsdiensten, niedrigere Überweisungsraten, grössere Praxistreue, höhere Zufriedenheit der Patienten und weniger Notaufnahmen im Krankenhaus.“ Auch sinkt die Todesrate bei kontinuierlicher Versorgung. Mit anderen Worten: Vertrauen, Verlässlichkeit und Empathie machen zu einem wesentlichen Teil eine gute Gesundheitsfürsorge aus.

Und dann kam Covid-19 und Distanz war angesagt. Man glaubt, die nun vollkommen veränderte Situation nicht nur vor Augen zu haben, sondern vor Ort mit dabei zu sein, so eindrucksvoll beschreibt Polly Morland die nunmehr ganz neuen Umstände. Dabei wird die Ärztin auch mit medizinischen Unmöglichkeiten konfrontiert. „Es gibt Fälle, in denen der Patient offenbar ohne Beschwerden mit dem Doktor ein Schwätzchen hält oder in einem Magazin liest und in der nächsten Minute tot umfällt.“

Medizinische Diagnosen gründen nicht selten in auf Erfahrung beruhenden Ahnungen bzw. Vorahnungen. Doch nicht immer hat die Ärztin das richtige Gespür, und natürlich kann es vorkommen, dass sie einmal etwas übersieht. Dann geht sie der Sache nach, doch nicht immer wird sie auch fündig. Es gehört zu den Stärken dieses Buch, dass die Autorin deutlich zu machen versteht, dass Mediziner letztlich auch nur (gelegentlich fehlbare) Menschen sind, ohne Antworten auf die Rätsel des Lebens. Worum es geht: „Mensch zu sein und anderen Menschen mit Wärme und Anstand zu begegnen.“

Ein glückliches Tal ist illustriert mit gut komponierten Fotografien von Richard Baker, bei denen sich zu verweilen lohnt, da sie sehr geeignet sind, die durch den Text hervorgerufenen Eindrücke noch zu vertiefen.

Fazit: Ein wunderbar erzähltes, sehr berührendes Dokument des menschlichen Mit- und Füreinander.

Polly Morland
Ein glückliches Tal
Die Geschichte einer Landärztin
Fischer, Frankfurt am Main 2024

Mittwoch, 4. Dezember 2024

Wer bin ich?

 Wer bin ich?

Meine Beine – das bin nicht ich, die Arme auch nicht, der Kopf auch nicht, die Gefühle auch nicht, sogar die Gedanken nicht. Was ist dieses Ich?

Ich ist ich, das heisst, meine Seele.

Von welcher Seite ich auch zu Gott komme, es ist immer dasselbe: Der Ursprung meines Denkens, meiner Vernunft ist Gott, der Ursprung meiner Liebe ist ebenfalls er, der Ursprung der Materie ist ebenfalls er.

Dasselbe gilt auch für den Begriff Seele. Wenn ich mein Streben nach Wahrheit betrachte, so weiss ich, dass es der unstoffliche Keim in mir ist, meine Seele; wenn ich meine Liebe zum Guten betrachte, so finde ich die Ursache meiner Liebe in der Seele.

Selbst der strengste und konsequenteste Agnostiker erkennt Gott an, ob er will oder nicht. Er kann nicht umhin, anzuerkennen, dass es ein Lebensgesetz gibt, ein Gesetz, dem er sich unterwerfen oder entziehen kann. Dieses Anerkennen eines dem Menschen unzugänglichen, wohlbekannten höheren Lebensgesetzes – das ist Gott oder wenigstens Gottes Offenbarung.

Lew Tolstoi

Sonntag, 1. Dezember 2024

On Dancing

 
Klosters, Switzerland, 29 November 2024

Many years ago, in Berlin, an actress took me to the zoo, where she wanted to show me the tigers. When preparing for a role, I come here, she said, and try to immerse myself into the movements of the tigers for they do effortlessly what I want to learn.

Of this I felt reminded when I recently watched a video of running horses for they did it so elegantly that I thought of dancing. Well, it was more than just a passing thought, it was a sensation that I experienced and that, a few days later, when on a morning walk; I sort of started to copy. 

Needless to say, I wasn't exactly dancing on the street. This isn't what you do in Switzerland. But the images of the running horses made me walk with easiness, and with joy. For some moments, that is.

Mittwoch, 27. November 2024

Der Infantilismus unserer Zeit

Viktor Frankl sagte einmal, es gebe nur zwei Rassen: Die Anständigen und die Unanständigen. Und da die Anständigen in der Minderheit seien, gelte es, diese zu stärken.

Nur Unanständige wählen Unanständige.

Warum führt der zivilisierte Mensch Krieg?, wurde Sigmund Freud nach dem Ersten Weltkrieg gefreut. Weil der Mensch gar nicht zivilisiert sei, gab dieser zur Antwort,

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Von William Golding, Nobelpreisträger für Literatur 1983, wurde 1979 Das Feuer der Finsternis veröffentlicht, worin er die Zerstörung der Ordnung durch junge Menschen beschreibt, in denen sich der Narzissmus und Infantilismus der Zeit verkörpert.

Heutzutage wird der Narzissmus und Infantilismus auch von alten Männern verkörpert, die nie erwachsen geworden sind, nicht einmal ansatzweise.

We want the world and we want it now gehörte zu den Leitsprüchen meiner Jugend. Diese Mentalität, die ich damals nichts als Mehrheitseinstellung wahrgenommen hatte, hat sich eigenartigerweise durchgesetzt, denn heute wollen viele Menschen alles sofort, weshalb denn auch fast food so erfolgreich ist. Dass es keine gute Idee ist, jedem Impuls unverzüglich nachzugeben, ist offenbar vielen abhanden gekommen. Stattdessen: Ich will, ich will, ich will ... und zwar jetzt sofort.

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Entscheidungen zu treffen setzt entscheidungsfähige Menschen voraus, die willens und imstande sind, sich sachlich zu informieren. Wer ausschliesslich seinen Gefühlen folgt, ist nicht nur ein Trottel (Frauen und Nicht-Binäre eingeschlossen), sondern schlicht nicht zivilisiert, und das meint, nicht von der Vernunft geleitet.

Zivilisiert sein ist keine Frage der Intelligenz, sondern eine Frage der Haltung. Zivilisiert sein meint anständig zu sein.

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Dass der Mensch von der Vernunft geleitet sei, ist ein Irrtum, Das zeigt sich besonders bei Wahlen, wo man in der Regel die wählt, mit denen man sich am besten identifizieren kann. Oder die man bewundert. Leider gehört die Bewunderung ganz vieler den windigen und rücksichtslosen Gangstern (man denke an die Popularität von Mafia-Filmen), die es mit Tricks und Schweinereien schaffen, erfolgreich zu sein. Der ehrliche Arbeiter geniesst hingegen kein hohes Ansehen, bestenfalls läuft er unter der Kategorie lieb, aber eben blöd. Auf dieser Mentalität gründet der Infantilismus unserer Zeit.

Sonntag, 24. November 2024

Freeing oneself up

Politics ist the art of preventing people 
from taking care of what concerns them.
Paul Valéry

 For many, many years, my focus on the world was directed by the media – for the media fascinated me. In my younger years, hardly a day went by without newspapers and magazines, later came televison (from Good Morning Britain to Channel 4 news to the various talk shows); the time I spent reading the news online during the last couple of years does border on addiction. From The Guardian to The New York Times, from the Tagesanzeiger to Der Spiegel – I simply could not get enough.

Although I knew enough about the mechanics of the media to not fully trust them, my worldview nevertheless depended largely on what I read. My focus was mostly on politics and on culture. And, while I often felt appalled and bored by what l learned (it essentially all boiled down to vanity), I did not seem to be able to let go of something that was unduly consuming my time.

And then, November 6, 2024 arrived: the morning news predicted that the American election would be won by a man who was not only utterly unfit to run a grocery store but whose character was a total disgrace, an insult to any decent being. My faith in humanity not only took a beating, it was gone.

The public performances of this old man were a lesson in savegeness for which the media provided a platform. Sure, they checked his statements, criticised him, and made it clear how dangerous he was. However, their reasoned information had no tangible effect, yet their providing a daily platform for this man had – for the media cannot tell us what to think, they can however direct our attention. I can't think of anyone who was more showered with attention than this moron. He was given exactly what he needed – and it payed off.

On November 6, 2024, my attention shifted. Since then my daily TV-news ritual (BBC, CNN, Sky News) ceased to exist, likewise my online news intake (from The Independent to The Daily Telegraph to Watson) was gone. Skimming what I'm told are news is now enough. To my suprise, no conscious decision was needed, it happened automatically. 

Little by little I started to understand (understanding is a feeling) that the responsibilty for where to direct my attention was with me. Also, contrary to what I had been taught (and believed), there was no need whatsoever to be politically informed (I cannot recall a single political event that has affected my personal life). To be free to choose what to focus on however isn't easy if you're as media-conditioned as I am. Nowadays, I'm in the process of trying to figure out what to concentrate on. Richard Rorty once indicated the direction: "... the emphasis falls less on knowing than on imagining, more on freeing oneself up than on getting something right."

Santa Cruz do Sul, 22 December 2022